Wie er dazu kam, die deutsche Nationalmannschaft beim WM-Finale abzulichten und was afrikanisches Schnick-Schnack-Schnuck ist, das und vieles mehr erzählte Fotograf Paul Ripke am 11.05.15 bei Querfeldein im Ribingurumu und bewies dabei, dass er ebenso sympathisch wie trinkfest ist.
Als Ripke den Raum betritt, ist die Stimmung im wahrsten Sinne des Wortes schon angeheizt. Im voll besetzten Ribingurumu herrschen schon sommerliche Temperaturen. Das liebevoll vom Querfeldein-Butler vorgetragene Bierangebot wischt der Gast mit den Worten: „Habt ihr auch Jägermeister?“ bei Seite – Der Kurs für den Rest des Abends ist gesetzt.
Wer den ersten Kurzen kippen darf, entscheidet eine Runde afrikanisches Schnick-Schnack-Schnuck. Wie das geht? „Ohne Brunnen.“, antwortet Ripke trocken und gewinnt direkt das erste Duell mit Moderator Max, dem noch viele folgen sollen.
Vom Skaten, über Hip Hop, zu Aldi
Aus Mangel an Talent in anderen Sportarten, erzählt Ripke, begann er zu skaten, wurde schließlich zum Hip-Hopper und fotografierte, um kostenlos auf Konzerte zukommen. Für Backspin reiste er dann durchs Land und verdiente hierbei 170€ pro Foto. „Ich war schon damals ein ADHS-Kind“, sagt er selbst über diese Zeit.
Das Gespräch wird immer wieder durch eingeblendete Fotos befeuert, die Ripke selbstironisch kommentiert. Zu einem seiner Erstlingswerke für Backspin, das DJ Tomekk auf einem Dach in Berlin zeigt meint er nur: „Ich hab‘ schon Schlimmeres verbrochen.“
Auch vor die Kamera hat er es schon geschafft, wenn auch eher aus der Not heraus: Bei einem Werbeshooting für die Aldi-Plus-Size-Kollektion präsentiert Ripke sich mit seinen „110 Kilo Kampfgewicht“, wie er es nennt, gleich zweimal in einer „Stretchhose mit variabler Bundweite“. „Ich hab‘ perfekt in 3XL gepasst.“
Welt der Wunder
Für ihn bleibt es jedoch nicht nur bei Werbeaufträgen. Berühmtheit erlangte er vor allem durch die Arbeit für seinen Kumpel Marten Laciny alias Marteria. Für das Album „Zum Glück in die Zukunft II“ gingen die beiden auf Weltreise und drehten dabei an den exotischsten Orten. Das visuelle Highlight, das dabei entstand, ist mit Sicherheit das Video zum Track „Welt der Wunder“, das auch von Querfeldein an dieser Stelle noch einmal gezeigt wird. Moderator Max verhaspelt sich zwar kurz beim Titel und kündigt „Wunder der Welt“ an, diesen Aussetzer verzeiht man ihm aber schnell – mittlerweile hat er schon den vierten Kurzen trinken müssen.
Die Weltreise sei für ihn „mit großem Abstand das wichtigste Projekt“ gewesen erzählt Ripke, mit Marteria, dem Mann über den er sagt, dass seine Bühnenpräsenz einfach „unfickbar“ sei, verbindet ihn eine enge Freundschaft, die so weit geht, dass die beiden sich sogar gegenseitig ihre Namen auf den Rücken tätowieren ließen, wobei Marten seiner Meinung nach klar den Kürzeren gezogen hat: „Ich erzähl immer, dass Marteria so ein Elektrofestival ist und dass ich da 18 war und er hat halt Paul Ripke.“
Raùl Pipke und die Deaf Panties
Mit seinem trockenen Humor sorgt Ripke immer wieder für Unterhaltung, egal ob er berichtet wie Marten während der Weltreise „wie Gollum über das Bügelbrett gebeugt“ sein Hemd bügeln musste oder von einem Hubschrauberflug erzählt, bei dem Campino seine Kamera aus voller Fahrt davonsegelte: „Seitdem ist er großer Fan von iCloud-Backups.“
Die Toten Hosen lernte er über Marteria kennen und begleitete sie schon in Argentinien und Brasilien. Querfeldein ließ es sich natürlich nicht nehmen, auch dieses Mal wieder den Gast auf die Schippe zu nehmen und so durfte sich das Publikum an einer MTV-Masters-Folge über Raùl Pipke und die Deaf Panties erfreuen.
Auch der Butler darf noch einmal kurz übernehmen und seine eigene Adaption von „Pictures of you“ für den Gast zum Besten geben, während der Moderator „seine Oma anruft“. Rap-Fan Ripke trägt auch seinen Teil zum musikalischen Intermezzo bei und haut mit seinem Kurpfälzer-Flow ein paar Bars über den spontan improvisierten Gitarrenbeat raus. Seine Lieblings-Punchline: „Du sitzt bei Aldi an der Kasse, ich bin Fotograf, mit Aldi mach‘ ich Kasse.“
MMXIV
Die Arbeit für Aldi stellte über einen Zulieferer, der auch DFB-Gartenzwerge produziert schließlich auch den Kontakt zur deutschen Nationalmannschaft her, die er beim Fußball-WM-Finale 2014 ablichten durfte. Den Zugang zu den Spielern fand er schnell: „Schweinsteiger sagt bis heute Marteria zu mir, (…) der denkt ich bin Marteria.“ Wie so oft scheint sich für Ripke alles gefügt zu haben. „Ich hatte großes Glück in meinem Leben, deshalb sitze ich jetzt hier“, sagt er. Dem Jahr 2014 misst er dabei besondere Bedeutung bei und bezeichnet es als „Year of my life“, das er auch fotografisch in seinem Buch „MMXIV“ festgehalten hat. „Ich glaube, dass es ein Jahr gibt im Leben, wo alles zusammenkommt und das war eben für mich das Letzte.“
Gibt es da überhaupt noch Wünsche für die Zukunft? Natürlich: Nach Nordkorea würde er mal gerne. Das hätte im letzten Jahr auch fast schon geklappt, sein Trip wurde dann aber wegen Ebola-Angst abgesagt. Gut wenn man in so einem Fall Paul Ripke heißt und stattdessen mal eben mit einem Model nach Sri Lanka fliegen kann, „um etwas zu fotografieren, was hoffentlich noch breiter wird in meinem Leben – nämlich Brüste.“
Einen Haken hinter seine fotografische Karriere setzen würde er aber erst wenn er Jay-Z und Barack Obama porträtieren könnte. So weit wie er es bis jetzt geschafft hat, würde man ihm auch das noch zutrauen.
Querfeldein gibt es das nächste Mal am 08.06.15 um 20 Uhr im Ribingurumu, die Karten dafür am 04.06.15 zur gleichen Zeit am gleichen Ort.
Fotos: © Lisa Paul Media https://www.facebook.com/lisapaulmedia