Eine Woche im Zeichen der Frau. Vom 18. bis 24. November 2010 strahlte das Tübinger Kino „Museum“ 27 Spiel- und Dokumentarfilme aus aller Herren Länder aus, die eines gemeinsam hatten: Sie machten Frauenschicksale zum Thema.
Von Lena Bühler
Ein junges Ehepaar beginnt zu streiten. Der Streit eskaliert, als er sie ohrfeigt. Sie möchte gehen, doch er wirft sie zu Boden und schlägt weiter auf sie ein. Sie wehrt sich, kann aber nichts ausrichten. Er packt sie bei den Haaren, stößt ihr Gesicht auf den harten Fließenboden. Zweimal. Blutend lässt er sie in ihrem gemeinsamen Haus zurück. Verstörende Szenen wie diese sind in dem in Venedig prämierten Film „Scheherazade – Tell me a story“ zu sehen, der in seinem Herkunftsland Ägypten für heftige Kontroversen sorgte. In Tübingen wurde der Streifen im Rahmen des Filmfestes „FrauenWelten“ gezeigt, welches dieses Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feierte.
Nur harter Tobak?
Ziel dieser Filmtage ist es, auf Missstände aufmerksam zu machen, unter denen Frauen auf der ganzen Welt zu leiden haben. „Scheherazade“ beispielsweise thematisiert die noch immer untergeordnete Rolle von Frauen in islamischen Ländern, auch wenn die Gesellschaft noch so sehr von westlichen Werten geprägt zu sein scheint. Doch nicht alle Filme waren derart schwer verdaulich. In erster Linie wurden Geschichten von starken Frauen erzählt, die sich in außergewöhnlichen Situationen wiederfinden. Dies konnte dann berührend, grotesk, schockierend, aber auch ungemein lustig sein. So wie in der satirischen Komödie „The Kids Are All Right“, in der das Auftauchen des Samenspenders das Ehe- und Familienleben eines lesbischen Paares völlig auf den Kopf stellt.
„Filme führen nicht zum Umdenken“
Organisiert werden die „FrauenWelten“ von „Terre des Femmes“, einer Frauenrechtsorganisation, die 1981 in Hamburg gegründet wurde und deren Hauptsitz sich seit 1990 in Tübingen befindet. Der Internationale Tag „NEIN zu Gewalt an Frauen“ am 25. November läutete das Ende der „FrauenWelten“ ein. Irene Jung, Organisatorin des Filmfestes und Christa Stoll, Geschäftsführerin von „Terre des Femmes“, luden zu einer abschließenden Pressekonferenz im Rathaus. „Die Reaktion des Publikums war durchweg positiv, sämtliche Gäste waren begeistert“, resümierte Christa Stoll: „Die Nachfrage ist im Vergleich zu den vergangenen Jahr deutlich gestiegen.“ Trotzdem waren auch kritische Stimmen zu hören: „Kein Mensch sieht sich so einen Film an, um geläutert zu werden“, sagte ein Rottenburger Realschullehrer nachdem er sich den Film „Scheherazade- Tell me a story“ angesehen hatte. „Eine überraschende Konfrontation, zum Beispiel in Form einer Sneak Preview, wäre viel effektiver.“ Nichtsdestoweniger wurde nach der Pressekonferenz nach einer Ansprache des Oberbürgermeisters Boris Palmer vor dem Tübinger Rathaus die Fahne von „Terre des Femmes“ gehisst. Dies geschieht am 25. November auf der ganzen Welt, um symbolisch jenen zu Gedenken, denen vor 11 Jahren der Tag „Nein zu Gewalt an Frauen“ gewidmet wurde: Den „Schwestern Mirabal“, die 1960 aufgrund ihres Widerstands gegen den Diktator der Dominikanischen Republik bei einem Attentat von der Regierung getötet wurden.