Der SWR3 Latenight Moderator Pierre M. Krause plauderte am Montag bei Querfeldein im Ribingurumu aus dem Nähkästchen. Von russischen Gipsköpfen, humorvollen Serienmördern und Toupet Tauschen mit Tony Marshall. Das war vor allem eines: „Bumslustig“.
Dass Pierre M. Krause Sinn für Humor hat, und diesen auch gerne auslebt, weiß jeder, der schon mal in seine Latenight Show oder in Formate wie „Es geht um mein Leben“ gezappt hat. Dass der gebürtige Karlsruher aber dazu noch sympathisch, schlagfertig und ein TV-Star zum Anfassen ist, war für den Großteil der gut 150 Zuhörer am Montag im Ribingurumu sicherlich neu.
Aber der Reihe nach. Alles begann mit Lady Gaga. Und mit einem einige Jahre jüngeren Pierre M . Krause mit gewöhnungsbedürftiger Popperfrisur. Krause hat den Popstar nämlich vor einigen Jahren interviewt und ihr dabei seine besten Tanzmoves gezeigt. Vom „Einkaufswagen schieben“ war nicht nur Lady Gaga begeistert, sondern auch das Publikum, dem der Ausschnitt als humoristisches Warm-Up diente. Das Entrée gab die Richtung vor. Es wurde lustig an diesem Abend. „Bumslustig“, wie der Moderator so gerne zu sagen pflegt.
Russischer Gipskopfpreisträger
Wenn Querfeldein ins Ribingurumu nach Tübingen oder nach Stuttgart lädt, steht eines von vornherein fest: Es wird alles, nur kein gewöhnlicher Abend. Für jeden Gast gibt es ein ganz besonderes Programm. Mit Philipp Walulis wurde Tatort geschaut, MC Fitty durfte lesen und rappen.
Bei Pierre M. Krause waren die Kurzfilme und lustigen Einspieler aus Latenight und Co. essentieller Bestandteil des Abends. So schaffte es Interviewpartner Max Scherer von Querfeldein doch tatsächlich, einen der ersten Kurzfilme vom damals noch pubertären Filmemacher Krause auszugraben und dem völlig verdutztem Humoristen – „Wo habt ihr das denn her? Ich hab den selber nicht“ – zu präsentieren. Ein langhaariger Teenie-Krause, der einen schizophrenen Serienmörder mit tödlichem Wortwitze mimt? Das Publikum nimmt‘s mit Humor.
„Ich bin das Premiumprodukt des SWR Fernsehens. Latenight versteckt sich nach der zweiten Wiederholung von Familie Heinz Becker um 00:45.“
Der mediale Werdegang begann für Krause mit diesen ersten Werken, die in den frühen 2000er Jahren laut Wikipedia nationale wie internationale Preise bekamen. Was denn International in diesem Fall heiße, fragt Moderator Scherer. „Japan und Russland.“, antwortet der SWR-Mann erfreut. Den aus Russland hat er heute noch. „Eine kleine Gipskopfstatue. Genau das, was sich ein junger Filmemacher wünscht.“
Es geht um sein Leben
Gemeinsam mit Interviewpartner Max Scherer und lustigen Einspielfilmen machte Pierre M. Krause eine Reise durch seine Vergangenheit. Von der Anfrage, das Format DasDingTV mit Leben zu füllen – „Ich habe `Oh Gott, nein!` gedacht und `Ja, auf jeden Fall!` gesagt“ – über die eigene Latenight-Show im SWR Fernsehen, bis hin zu seinem Engagement als Sidekick bei Harald Schmidt. Er sprach von großen Hindernissen bei DasDingTV: „Wie ihr habt keine Kamera? Das ist eine TV Sendung!“. Und von kleinen Erfolgen: „Den Fernsehpreis für eine Show, die nach zwei Sendungen abgesetzt wurde, das muss man erst mal schaffen.“ Angesprochen auf den Stellenwert bei seinem Haussender, antwortete er schlagfertig: „Ich bin das Premiumprodukt des SWR Fernsehens. Latenight versteckt sich nach der zweiten Wiederholung von Familie Heinz Becker um 00:45.“
Krause ist an diesem Abend ein Star zum Anfassen, lässt nie auch nur eine Möglichkeit für eine Pointe liegen, verteilt Kekse, stellt Rückfragen beim Publikum und wirkte wie einer, mit dem man gerne mal ein Bier trinken oder ihn wenigstens als „Allround-Gag-Maschine“ bei schlechter Laune neben sein Bett stellen will.
Es entwickelte sich ein offener, sehr unterhaltsamer Schlagabtausch zwischen Max Scherer, der an diesem Abend eine gelungene Premiere als Querfeldein-Moderator gab und dem bestens aufgelegten Pierre M. Krause. Mal musste der eine einstecken – Pierre kritisiert den etwas holprigen Versuch von Max spontan einen Gag über die CSU und ihre Migrationspolitik zu schreiben mit den Worten :„Ich glaube du bist ein richtig guter Journalist“ – mal der andere: Max fragt den 76er Jahrgang, ob er denn `dieses Internet` schon kenne.
„Den Fernsehpreis für eine Show, die nach zwei Sendungen abgesetzt wurde, das muss man erst mal schaffen.“
Satire darf alles
Nur einmal wurde es dann doch ernst. Krause geht mit seinem Humor oft bis an die Schmerzgrenze. Manchmal, so wirft Max Scherer ein, vielleicht sogar etwas darüber hinaus. Auf dem Beamer ein Video von Krause als „Tim Tourette“, der die schönsten Weihnachtslieder mit charakteristischen Schimpfwörtern versieht, im Raum die Frage, wie weit Humor gehen kann. Die einfache Antwort: Satire darf alles. Von diesem vielzitierten Totschlagargument wollte sich Scherer aber nicht abspeisen lassen. Krause versicherte, es gehe in diesem Sketch nicht darum, Tourette-Kranke an den Pranger zu stellen. Er selbst habe Freunde mit Tourette, die über den Sketch herzhaft gelacht hätten. Vielmehr sei es eine Persiflage der QVC-Werbespots á la Amigos oder Flippers. Ob er schon mal verklagt worden wäre, hakte Scherer nach. „Immer nur fast.“ Ein Lacher. Das Publikum im Ribingurumu ließ sich also auch von den ernsten Themen nicht den Spaß an Krauses Humor nehmen.
Toupet Tauschen mit Tony Marshall
Und was bringt die Zukunft im Hause Krause? Auf jeden Fall 30 neue Latenight Folgen im neuen Jahr. Aber auch darüber hinaus, dürfte man den Fernsehpreisgewinner häufiger zu sehen bekommen. Max Scherer entlockte dem Entertainer, dass er zusammen mit Einsplus Kollege Philipp Walulis und Moderatorin Jeannine Michaelsen einen Piloten für die Satire Show „Die Vielseher“ abgedreht hat, die bei positivem Votum in der ARD laufen könnte, eigentlich streng geheim. Eine neue Show für den SWR ist aber schon in trockenen Tüchern. So besucht Pierre M. Krause Stars ganz privat und bleibt über Nacht. Mit wem er dann das Bett teilt? Auf jeden Fall Tony Marshall. „Vielleicht können wir ja dann vor dem Schlafengehen die Toupets tauschen“, scherzte Krause.
Es war eine der letzten Pointen, die bei Pierre M. Krause ganz spontan aus der Hüfte geschossen kommen. Das Publikum dankte es ihm mit Applaus und dem Wunsch noch mehr von diesem Entertainer zu haben. Das gemeinsame Bier ließ sich der ein oder andere Gast noch beim gemütlichen Plausch nach dem Auftritt schmecken. Und wie geht’s bei Querfeldein weiter? Am 12.01.2015 ist Florentin Will zu Gast. Er ist Teil des Neo Magazins von Jan Böhmermann und gibt im neuen Jahr Einblicke in die Arbeit der mit dem Grimmepreis ausgezeichneten Produktion und seine Zeit auf der Moderationsschule von Frank Elstner.
Fotos © Querfeldein