Am Donnerstag fand im Festsaal der neuen Aula die Eröffnung des China Centrums Tübingen (CCT) statt. Das Angebot der Einrichtung richtet sich an alle, die dazu beitragen wollen, den Dialog mit China und das Verständnis zwischen den Kulturen zu fördern. Entstanden ist das Projekt in Kooperation mit der Karl Schlecht Stiftung, die sich für eine Verbesserung der Führung in Business, Gesellschaft und Politik durch humanistische Werte einsetzt.
Es war Bernd Engler, dem Rektor der Universität Tübingen, „eine ganz außerordentliche Freude“ an seinem Geburtstag das China Centrum Tübingen zu eröffnen. Dafür trug er nicht nur seine Amtskette, sondern auch eine Krawatte der Universität Peking. In seiner Ansprache sagte er, dass es wichtig sei, die interkulturelle Kommunikation zwischen Deutschland und China zu fördern. Das Wissen über kulturelle Grundlagen sei die Voraussetzung für ein gutes Miteinander und ein wechselseitiges Verständnis. Das CCT soll eine Plattform für praxisorientierte Forschung sein und kulturellen Austausch bieten. Im Fokus stehen dabei die Themen Wirtschaftsethik und moderner Konfuzianismus.
Konfuzius in der Moderne
Der moderne Konfuzianismus ist eine Philosophie, die nach dem zweiten Weltkrieg in China entstanden ist. Sie vereint die drei sozialen Pflichten des traditionellen Konfuzianismus – Loyalität, kindliche Pietät und Wahrung von Anstand und Sitte – verbunden mit westlichen Werten wie Demokratie und Sozialismus. Unter ihr vereinen sich chinesische Gelehrte, die ihre Tradition wahren wollen und gleichzeitig die Moderne begrüßen.
Professor Dong Qi, Gesandter des chinesischen Botschaftsrats, lobte in seiner Rede die gute Partnerschaft zwischen Deutschland und China und nannte die Gründung des CCT ein „neues Kapitel der China-Forschung mit besonders zukunftsträchtiger Themenwahl“.
Die Festrede hielt Professor Tu Wei-ming, Dekan des Institute of Advanced Humanistic Studies der Universität Peking. Der Philosoph und Vertreter des Neuen Konfuzianismus beschäftigt sich in seiner Forschung mit dem Dialog zwischen den Kulturen. Er betonte, dass Menschen noch nie so unterschiedlich und doch so miteinander vernetzt seien wie jetzt und dass es wichtig sei, über die Ansichten der Anderen Bescheid zu wissen und voneinander zu lernen. Das Thema voneinander lernen steht auch für das CCT im Vordergrund, das sich als Schnittstelle zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Forschung sieht und Kontakte zu China vermitteln will.
Wissenschaft für Alle
Die Leitung des Instituts übernehmen Professor Helwig Schmidt-Glintzer, einer der angesehensten deutschen Sinologen, sowie als Vizedirektor Juniorprofessor Matthias Niedenführ vom Asien-Orient-Institut der Universität Tübingen.
Das CCT wird die Räume neben dem Weltethos-Institut Tübingen beziehen und auch das Erich-Paulun-Institut integrieren, eine gemeinnützige Bildungseinrichtung, die sich unter anderem für die Förderung von Chinesisch als Schulfach einsetzt.
Im Rahmen des Studium Generale veranstaltet das CCT in diesem Sommersemester eine Ringvorlesung zum Thema „China in der globalisierten Welt – eine Herausforderung“. Beginn ist am kommenden Montag, den 25.04. um 18 c.t. im Hörsaal 22 im Kupferbau. Studierende aller Fachrichtungen, Wissenschaftler, NGOs und die allgemeine Öffentlichkeit sind dazu eingeladen von dem Angebot zu profitieren.
Fotos: Marko Knab