Tübingen kann einem viele Geschichten erzählen, doch nicht alle sind sofort offensichtlich. Heute: Bläsiberg und Bläsibad.
Was zunächst wie ein anstößiger Studentenwitz klingt, hat mehr Geschichte als man vermuten könnte. Am Ortsende von Derendingen, kurz hinter dem Sudhaus gelegen, lugen beide aus dem dichten Blätterwerk in das Steinlachtal herab. Während der Bläsiberg schon seit dem 11. Jahrhundert als solcher bekannt und benannt war, findet das an seinem Fuße gelegene Bläsibad erstmals in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts urkundliche Erwähnung.
Seit dem 19. Jahrundert wiederum wurde auf der kleinen Hochebene ein Gut betrieben. War es von 1950 bis 1990 die Stadt Tübingen selbst, so haben mittlerweile die Familien Grüter und Schell das Obstgut Bläsiberg übernommen. Biologisch bauen sie dort die verschiedensten Arten von Äpfeln, anderem Obst und Gemüse an. Sowohl im eigenen Hofladen, als auch auf dem Tübinger Wochenmarkt werden die Produkte vertrieben. Außerdem befindet sich auf dem Bläsiberg auch die Fachklinik der Drogenhilfe Tübingen.
Das Bläsibad als solches existiert heute nicht mehr. Dafür steht aber auf dem Gelände des abgebrannten ersten Heilbades ein Neubau – doch auch er wird schon lange nicht mehr bewirtschaftet. Es soll ein Schäfer gewesen sein, der die heilenden Quellen durch die Genesung eines seiner Schafe entdeckt hatte. Die auf dem Berg errichtete Kapelle wurde deshalb dem Schutzpatron der Tiere, dem Heiligen Blasius geweiht. In Anlehnung an dessen Namen kamen sowohl Bläsiberg, als auch Bläsibad an ihren einzigartigen Namen.
Fotos: Marko Knab