Bereits im Mai 2011 hat die Uni die Konstituierung des Beirats bekanntgegeben und damit eine große Hürde im Hinblick auf den Startschuss des Lehrbetriebs im Oktober genommen.
von Isabel Kommol
Nach fast einjähriger Findungsphase kann die Uni einen Beirat vorweisen, der auf Anregung des Wissenschaftsrats ins Leben gerufen wurde. Dieses konfessionsgebundene Gremium wird für alle aufkommenden „bekenntnisrelevanten“ Fragen im Zusammenhang mit dem Zentrum für islamische Theologie zuständig sein. Es soll als Brücke zwischen der Hochschule und den muslimischen Gemeinden fungieren, um eine praxisnahe Ausbildung der Studierenden zu ermöglichen. Eine indirekte Beteiligung der muslimischen Mitbürger über ihre Vertreter im Beirat fördere die Akzeptanz der zukünftigen Imame und Religionslehrer, so hofft man.
Der Beirat setzt sich aus sieben stimmberechtigten Mitgliedern zusammen, unter ihnen zwei Frauen. Fünf dieser Mitglieder kommenaus muslimischen Verbänden, während zwei nicht organisiert sind. Der DITIB hat drei Mitglieder entsandt, die IGBD und der VIKZ jeweils eines. Dieses Verhältnis ergibt sich aus der Anzahl der jeweils in Baden-Württemberg ansässigen Moscheegemeinden. Zwei Plätze im Beirat sind momentan unbesetzt. Sie stehen eigentlich der IGBW zu. Gegen eine solche Beteiligung hat das Bundesinnenministerium jedoch politische Zweifel angemeldet. Sollten sich diese ausräumen lassen, stünde der Vollzähligkeit nichts mehr im Wege. Als achtes bzw. zehntes Mitglied ist Rektor Engler oder ein Stellvertreter beteiligt. Ihnen steht lediglich ein Rede- aber kein Stimmrecht zu.
Zu ersten Sondierungsgesprächen hatte die Universität gebeten. Dieser Einladung sind sowohl Verbände als auch Privatpersonen gefolgt. Anfängliche Befürchtungen, dass unterschiedliche Vorstellungen über die theologische Ausrichtung des Beirats zu einem unüberwindbaren Hindernis würden, waren nicht völlig unbegründet. So konnte mit den Vertretern der Aleviten kein Konsens gefunden werden. Dies stellt nach Bekunden des Rektors und einiger Beiratsmitglieder jedoch eindeutig die Ausnahme von der Regel dar. Die Gespräche seien überwiegend positiv und immer auf Augenhöhe verlaufen. Die endgültige Besetzung resultiere daher schlicht aus der Summe der übereinstimmenden Vorstellungen.
Sechs der Mitglieder sind türkischer, eines bosnisch-herzegowinischer Herkunft. Dass es derzeit weder eine albanische, arabische noch nordafrikanische Beteiligung gibt, wird nicht als Problem betrachtet. Zumal der Beirat für drei Jahre gewählt ist und sich anschließend völlig neu zusammensetzten kann. Herr Engler hält es daher auch für denkbar in Zukunft weitere Verbände und Interessengruppen mit einzubeziehen.
Betrachtet man die Herkunftsländer der in Deutschland lebenden Muslime, ist der Beirat nicht unbedingt repräsentativ. Was die Ausrichtung des Islam angeht jedoch schon. Alle Beiratsmitglieder sind Sunniten und gehören damit derselben Glaubensrichtung an, wie rund 80 bis 90 Prozent der Muslime.
Bereits jetzt scheint sich das Zentrum für islamische Theologie in der muslimischen Bevölkerung großer Akzeptanz zu erfreuen. Denn laut Harun Eksin wollen auch „die muslimischen Gemeinden ihre Imame an deutschen Universitäten ausgebildet wissen“. Die Bekanntgabe der Konstituierung des Beirats wurde als historisches Ereignis betitelt und das Zentrum als wegweisend für kommende Generationen. Von solch positiver Resonanz weiß auch Rektor Engler zu berichten. Ihm liegen bereits zahlreiche Anfragen über Bewerbungs- und Einschreibungsmöglichkeiten vor.
So ist die Vorfreude groß; die Hoffnungen und Erwartungen sind es nicht minder.
DITIB: Dachverband Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion
IGBD: Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland
VIKZ: Landesverband der islamischen Kulturzentren
IGBW: Islamische Glaubensgemeinschaft Baden-Württemberg