Der Valentinstag steht vor der Tür – rosaroter Traum der Verliebten oder schwarzes Loch für die ewig Einsamen? Weder noch. Gedanken zum 14. Februar und der Liebe.
Eine der zahllosen Geschichten zur Herkunft des Valentinstags geht auf einen Bischof zurück, der entgegen des Wunsches von Kaiser Claudius II. junge Menschen getraut haben soll. Dabei soll der Geistliche namens Valentin auch einen grünen Daumen bewiesen haben und hat den verliebten Paaren angeblich Blumen geschenkt. Letztendlich kostete Valentin sein Handeln den Kopf, auf Geheiß des Kaisers starb er im Jahr 269 einen Märtyrertod durch Enthaupten.
Nun gibt es auch einige lebendige Individuen in der Gegenwart, die sich in den Tagen um den 14. Februar kopflos fühlen. Die einen, weil sie in dieser Zeit besonders auf Wolke Sieben schweben. Die anderen, weil sie als Langzeitsingle an diesem Tag nochmals mit Nachdruck an ihr undankbares Schicksal erinnert werden. In beiden Fällen sollte man seine Sichtweise vielleicht überdenken. Warum sollte ein beliebiger Tag im Februar besonders für die Liebe stehen?
Das Gegenteil zu beweisen fällt schwer genug, hat in den vergangenen Tagen hat die Werbung für den Konsum rund um den Valentinstag doch wieder exponentiell zugenommen. So wie die Hormonkonzentration mancher Zeitgenossinnen und -genossen. Nicht nur die Floristen berufen sich auf die vage historische Sachlage, sondern der gesamte Einzelhandel.
So bieten auch Fotografen wieder Sonderpreise an, die einschlägigen Internetportale zahllose Tipps und so mancher Nachtclub veranstaltet eine Valentins-Single-Night. Nicht zu vergessen die Schokolade, die sich im Zweifel auch alleine vertilgen lässt. Wie sagte schon Charles M. Schulz, Schöpfer der Peanuts?
„Alles, was du brauchst, ist Liebe. Aber ein bisschen Schokolade hin und wieder tut auch nicht weh.“
Gerade in der Zeit von „Freundschaft Plus“ muss man sich aber fragen: Haben die Menschen, und ja, dazu zählen auch die Studierenden, das Lieben verlernt? Vielleicht. Dagegen hilft auch keine Schokolade, und erst recht kein sinnfreier Konsum von Artikeln, die nur der eigenen Sache wegen existieren.
Vielmehr sollte doch der Fokus auf den geliebten Menschen liegen, und weniger auf dem, was geschenkt wird. Und vielleicht sollten wir auch aufhören, alle Aspekte des Lebens zu pathologisieren, vor allem die Liebe und ihre Begleiterscheinungen. Zu oft werden Dinge kategorisiert – und sei es auch nur so, dass man es nicht kategorisieren oder beim Namen nennen will.
Ob den Tinder-Kindern dabei das Beziehungsroulette auf dem Smartphone hilft? Oder die Partnerlotterie im hipsten Studentenklub der Studentenmetropole? Fraglich. Vielmehr sollte das Leben doch in der Realität und zwischen echten Menschen stattfinden.
Dass das Frühjahr die Zeit der Liebe ist, will ich gar nicht bestreiten. Aber ebenso sollte man sich nicht von der Valentinstag-Maschinerie vereinnahmen lassen. Eigentlich kennt die Liebe kein Limit – warum also ein willkürlich gesetztes mitten im Februar?
Hilft alles nichts? Valentinstagsmuffel und Fasnetshasser können bei entsprechendem Wetter am heutigen Aschermittwoch noch spontan die Schneeschaufel auspacken und eine Runde Paar-Schippen.
Fotos: Marko Knab