Was hinter der Mathematik steckt

Das Museum der Universität Tübingen hat gemeinsam mit dem Fachbereich Mathematik und Studierenden der Kunst- und Kulturwissenschaft ein Buch mit dem Titel „Mathematik mit Modellen“ veröffentlicht. Darin wird die Tübinger Modell-Sammlung vorgestellt und kulturhistorisch erarbeitet. 

Im Rahmen des Projekts, das vor über fünf Jahren ins Leben gerufen wurde, konnte die mathematische Modell-Sammlung der Universität Tübingen erhalten und einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden. Die Sammlung entstand zu einem Großteil Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter dem Mathematiker Alexander von Brill. Ernst Seidl, Direktor des Museums, begleitete das Projekt. „Wir haben hier eine fantastische Sammlung in Tübingen, die aber in einem schlechten Zustand in einer Vitrine stand. Wir haben es geschafft, sie zu retten und zu erhalten, indem wir sie fotografiert, digitalisiert und den historischen Hintergrund dazu erarbeitet haben.“ Seidl ist mit dem Mathematik-Professor Frank Loose und Edgar Bierende, Verantwortlicher für die Sammlungskoordination, Mitherausgeber.

Neue Perspektive auf mathematische Modelle

Studierende der Universität Tübingen arbeiteten bei dem Projekt mit dem Museum zusammen. Sie belegten ein Mastermodul zum Thema „Museum und Sammlungen“. Dort beschäftigten sie sich mit den Modellen und ihrem historischen Hintergrund. Weil sie alle keine Mathematiker sind, suchten sie einen anderen Zugang. „Wir haben uns die Modelle auf andere Weise erschlossen. Über das Material und die Beschaffenheit, oder auch über den historischen Hintergrund, über die Person Alexander von Brill“, erklärt Studentin Berenike Schleusener. Die Studierenden absolvierten zwei Semester in dem Praxisprojekt. Zuvor hatte ein anderer Kurs bereits die Dauerausstellung „Mind and Shape“ für den Fachbereich Mathematik auf der Morgenstelle konzipiert, um die Original-Modelle in angemessener Form der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Frank Loose, Professor für physikalische Mathematik.

Der Mathematik-Professor Alexander Brill

Alexander von Brill war von 1884 bis 1918 Professor für Mathematik an der Universität Tübingen und Vorstand des mathematisch-physikalischen Seminars. Danach war er für zwei Jahre der Rektor der Universität. Während sein Verdienst in der Mathematik unbestritten ist, stehen seine antisemitischen Äußerungen dazu im Gegensatz. Auch dieser historische Aspekt fließt in das Buch mit ein.

In mathematischen Fragen war Frank Loose, Professor der mathematischen Physik der Ansprechpartner. Das entstandene Buch ist der 16. Band einer von Bernd Engler und Ernst Seidl 2012 ins Leben gerufenen Schriften-Reihe. „Ich bin tief beeindruckt, wie alle Beteiligten für das Projekt zusammengearbeitet haben“, so Loose bei der Buchvorstellung.

Alle Infos zur Dauerausstellung auf der Morgenstelle gibt es hier.

Fotos: Lisamarie Haas

Auf dem Beitragsbild zu sehen sind von links: Felicia Stahl, Daniel Bonow, Rebecca Rapp, Frank Loose, Ernst Seidl, Edgar Bierende, Celia Maurer, Sandra Müller und Janine Lehleiter.

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