Ein Auswuchs der Wohnungsnot lässt sich in den Geschäftsräumen des Wohnheims Waldhäuser Ost (WHO) besichtigen: Die sogenannten Notunterkünfte des Studentenwerks. Wer allerdings einen Heizungskeller oder Zustände wie in einem Flüchtlingscamp erwartet, wird positiv überrascht.
von Patrick Sorg
Ein großer Raum mit mehren Betten, mittig ein Esstisch, rechts eine große Glasfront. Die Notunterkunft der „Mädels“ befindet sich in einem Neubau des WHO. Der Dorfrat hat sich sichtlich Mühe gegeben, die Unterkunft wohnlich zu gestalten.
Von ursprünglich sechs festen Bewohnerinnen sind noch drei übrig geblieben, die allerdings auch schon alle ein Zimmer in Aussicht haben. „Vor Ort geht es einfacher“, erklärt Bettina aus der Lüneburger Heide. Wenn man ein paar hundert Kilometer vom zukünftigen Studienort weg wohne, sei es schwer, sich nach Zimmern umzusehen. Unter anderem deshalb habe sie sich für die Notunterkunft entschieden. Die Notunterkünfte sind natürlich auch der ideale Ort, um soziale Kontakte zu knüpfen.Nebenbei sind Bettina, Ronja, Antonia und die anderen Notunterkünftlerinnen zu Berühmtheiten auch außerhalb des WHOs avanciert.Unter anderem wegen des großen Medienechos haben sie darum gebeten, dass nur ihre Vornamen abgedruckt werden, um einer Stigmatisierung als scheinbar Hilfsbedürftige vorzubeugen.
Wegen des großen Medienechos haben sie darum gebeten, dass nur ihre Vornamen abgedruckt werden
Die Jungs wollten uns erst gar kein Interview geben. Mittlerweile haben schon Campus-TV, das Schwäbische Tagblatt, DASDING und sogar der Südwestrundfunk die Studentinnen besucht, um über das vermeintliche Elend zu berichten. Sie seien aber alle über die wohnlichen Zustände in der Notunterkunft und die Coolness ihrer Bewohnerinnen überrascht gewesen, sagen die Studentinnen. „Eine Dusche wäre noch nett“, erklärt Bettina, die zum Duschen ins nahe gelegene Schwimmbad muss.Das Internet könne noch besser funktionieren, aber sonst sei man eigentlich mit der Situation zufrieden. Mit viel Rücksicht könne auch die mangelnde Privatsphäre ausgeglichen werden, so Bettina.
Die Mädels spielen nun mit dem Gedanken einen Verein Notunterkunft Arbeitskreis e.V. zu gründen, der die Notunterkünfte in den Folgejahren einrichten und betreuen soll. Sie wollen damit den Dorfrat entlasten und den kommenden Erstis eine gute Betreuung bieten.