Die schwäbische Rockband Heisskalt gab sich am vergangenen Dienstag die Ehre bei Querfeldein im Ribingurumu. Die Jungs aus dem Großraum Stuttgart haben bereits zwei EPs und zwei Alben veröffentlicht, sowie den Bandcontest Play Live gewonnen.
Trotz des herrlich lauen Abends fanden sich viele Begeisterte bereits weit vor Veranstaltungsbeginn im Ribi ein und bald baten die Moderatoren Sophie Glaser und Lukas Weyell ihre Gäste auf die Bühne: Mathias „Matze“ Bloech (Gesang, Gitarre) und Marius Bornmann (Schlagzeug) orderten sogleich zwei kühle Eistees, um der drückenden Schwüle im Ribi entgegenzuwirken.
Getreu dem Motto „Beginne immer mit einem Witz“ ging es auch gleich los, denn gespart wurde keinesfalls an Flachwitzen auf Kosten des Schlagzeugers Marius. Doch eine allzu euphorische Stimmung vermochte nicht aufzukommen.
Die logische Konsequenz
Das Gespräch hatte zuweilen große Durststrecken, trotz der guten Recherchearbeit des Moderatorenteams. Matze beherrschte sein Understatement mit Bravour, als die Sprache auf den Gewinn des „Play Live“ Contests kam. Er habe es nicht als Sprungbrett angesehen, nur als ein Zeichen, das vieles in Bewegung gesetzt habe. Auch die halbstündige Doku des Fernsehsenders EinsPlus sei nur Anzeichen eines Rattenschwanzes gewesen, der dies alles ermöglichte. Ihr bis dato größter Erfolg war der Toursupport für Jennifer Rostock. Ein großes Erlebnis und Ereignis für die Band. Doch eine persönliche Note wollte bei den Antworten nicht gänzlich überspringen. Es gab für sie keinen „entscheidenden Schritt, es war eher die logische Konsequenz aus allem“, fasste Matze nüchtern zusammen.
Rock und Rebellion
Mit den ersten Songs entwickelte sich auch der bandeigene Sound weiter, der sich erst allmählich herauszukristallisieren begann. Die erste EP war noch deutlich poplastiger als die nachfolgenden Veröffentlichungen. Doch auch hier wirkten die Antworten flach und eindimensional, eher wie ein Rundumschlag gegen Major-Labels und das gesamte Musikbusiness. Zusammen schreiben geht schon einmal, aber ein Songwritingcamp findet Marius schlicht „eklig“. Das wirkte sehr stereotyp. Aufstrebende junge Rockband wehrt sich gegen das große, böse Musikbusiness, indem sie dessen Strukturen weitestgehend ablehnt und sich bewusst für ein Indie-Label entscheidet. Das gab es bis dato wirklich noch nie. Rock und Rebellion? Undenkbar.
Auch beim großen Thema Spotify bleibt das wirklich Interessante im Dunkeln. Immerhin wird deutlich, dass genug Geld hängen bleibt, um das neue Album zu subventionieren. Doch viel lauter tönt die erneute Ablehnung gegen den großen Internetmusikanbieter. Doch entziehen möchten sie sich auch nicht gänzlich. Hier hört der Grad der Rebellion wohl auf.
Die Antworten von Matze und Marius blieben auch weiterhin nebulös, als die Sprache auf das neue Albumcover kam. „Es spiegelt den Schmerz der Band wieder, der auf strukturelle Probleme zurückzuführen ist“, resümiert Matze. Doch was darunter zu verstehen ist, bleibt trotz mehrfachem Nachhaken der Moderatoren unklar. Auch die Tatsache, dass die Bandmitglieder nun an verschiedenen Orten in ganz Deutschland wohnen, lässt lediglich „kleinere Reibereien“ erkennen.
Ich hab‘ noch nie…
Auch das Schlussspiel „Ich hab‘ noch nie…“ kann den Trend des Abends nicht aufhalten. Alles, was das Publikum brennend interessierte war die Tatsache, ob die Bandmitglieder jemals mit Groupies geschlafen hätten. Über fünfmal war diese Frage niedergeschrieben worden.
Doch es war exemplarisch für diesen Abend. Spärliche und eindimensionale Fragen aus dem Publikum an das emotionsarme und flache Gespann von Heisskalt. Einziger Höhepunkt war die Darbietung des Songs „Nacht ein“ von Matze, begleitet von einer Gitarre. Hier blitzte er endlich auf, der lang ersehnte Moment der Emotionen, der Echtheit und der Energie.
Fotos: Paul Mehnert