Neues im Fall „Wielandshöhe“. Das Haus steht jetzt für 2,8 Millionen Euro zum Verkauf. Deshalb lud gestern, am 6.12., die Initiative Freelandshöhe zur Pressekonferenz ins Stadtteilcafé des 4-Häuser-Projekts ein. Auch um zu klären, wie man mit diesem Angebot jetzt umgeht.
2,8 Millionen – das ist jetzt also der Preis, den die Diakonieschwesternschaft Herrenberg-Korntal, Eigentümer der „Wielandshöhe“, für das Haus verlangt. Diesen Festpreis offenbart das Exposé des Immobilienbüros Engel&Völkers, das das Haus in der Stauffenbergstraße 10 ab sofort in seinem Portfolio hat. Das ging nun doch ziemlich schnell und vor allem ohne Einbezug der verschiedenen Initiativen. Bis zur Veröffentlichung des Exposés hatte es nach der Aufgabe der Besetzung keine Verhandlungen mehr zwischen Besitzern, Besetzern und interessierten Initiativen, wie beispielsweise der Initiative Kaleidoskop gegeben. Eigentlich hatte man vor vier Wochen das besetzte Haus gemeinsam mit dem Gedanken verlassen, erreicht zu haben, dass soziale Aspekte in die Verkaufsüberlegungen miteinbezogen würden.
Unklare Fakten
Neben dieser, sowohl für die Gruppe der Besetzer, als auch für andere Beteiligte, überraschenden Nachricht des Kaufpreises, erstaunte auch eine zweite Tatsache: Das Haus steht überhaupt nicht unter Denkmalschutz. Damit kommen verschiedene Fragen auf. Zum Beispiel, warum man solange von diesem Fakt ausgegangen ist, der die Verhandlungen über einen Verkauf folgenschwer mitbestimmte und weshalb die Stadtverwaltung ebenfalls keine Kenntniss über diesen Umstand hatte. Außerdem hatte die Diakonieschwesternschaft den Denkmalschutz des Hauses lange als Argument vorgebracht, warum sie das Haus nicht mehr halten könnten. Dabei war der Denkmalschutz beim Umbau des Hauses zur Tagesklinik abgeschafft worden.
Entgegen vorheriger Zielsetzungen scheint also im Fall „Wielandshöhe“ immer noch wenig Transparenz zu herrschen. Das erschwert es den Initiativen, die sich für sozial verträglichen Wohnraum einsetzen, ihre Kaufabsichten zu verwirklichen. Zusätzlich neben dem hohen Kaufpreis.
…3, 2, 1 meins?
Auf Rückfrage stellte Heidrun Kopp, Oberin der Schwesternschaft, klar, dass man den Interessenten bis Ende Februar Zeit geben wolle, Konzepte zur Finanzierung und Nutzung auszuarbeiten. Zwischen denen wolle man dann entscheiden. Es wurde aber auch deutlich gemacht, dass man grundsätzlich erst einmal jeder Kaufabsicht offen gegenüber stehe – also auch Privat- oder Einzelinvestoren. Der Kaufpreis von knapp drei Millionen Euro entspräche dem Marktwert des Objekts. Das Ziel sei aber kein Bieterkrieg, weshalb man sich für einen Festpreis entschieden habe.
Der Verzicht auf freie Gebote und der Zeitraum bis Ende Februar sollen es ermöglichen, nicht schon im Vorhinein Interessenten auszuschließen. Inwiefern der hohe Kaufpreis diese Faktoren aber vielleicht gleich wieder aushebelt, bleibt abzuwarten.
Geschichte steht zum Verkauf
Dass man keine Geschenke erwarten würde, machte Michael Wiedman von Kaleidoskop deutlich. Er erklärte aber auch:
„2,8 Millionen, klingt viel, ist auch viel.“
Neben aktuellen Fragen bezüglich des Verkaufs der „Wielandshöhe“ schaute man auch zurück auf die Hausbesetzung und Holger Herzog verdeutlichte noch einmal die Motive, die die Besetzer zu ihrer umstrittenen Aktion bewegt hatten. Besonders das Erregen von Aufmerksamkeit für das Problem des Wohnraummangels bei gleichzeitigem Leerstand von über 150 Immobilien, war den Besetzern wichtig.
Dass es sich bei der Wielandshöhe um ein historisch bedeutsames Gebäude handelt, dessen damaliger Besitzerwechsel doch mit einer gewissen Sorgfalt betrachtet werden sollte, stellte Simon Priesching, Mitglied des Vereins Alter Tübinger Luginsländer, vor. Das Haus wechselte 1937 nicht ganz freiwillig und vor allem, wie man später feststellte, zu einem viel zu niedrigen Preis, den Eigentümer. Daran änderte auch die Nachzahlung der Diakonie an den Verein nichts. Was Simon Priesching in seinen Ausführungen auch deutlich machte, ist der historische Wert des Hauses, von dem er fürchtet, dass dieser im Falle eines Investorenkaufs verloren geht.
Unbekannter neuer Nachbar
Wie genau es beim Verkauf der „Wielandshöhe“ nun weitergeht, ist trotz aller Bemühungen doch noch nicht hundertprozentig sicher. Denn sowohl auf die von der Stadt angebotene Vermittlungsarbeit, als auch auf eine Zusicherung durch die Diakonie, sich auf eine soziale Nutzung durch den zukünftigen Besitzer festzulegen, wartet man bisher vergeblich.
Dass die Diakonie eine Einladung zur abgehaltenen Pressekonferenz ablehnte, erleichtert die Verhandlungen über die Zukunft der „Wielandshöhe“ nicht.
Wenn ihr noch einmal wissen wollt, was es mit der Besetzung auf sich hatte, könnt ihr genaueres im Artikel vom 30. Oktober nachlesen.
Foto: Felix Müller.