Die Band Evodia hat zusammen mit den Tübinger Agenturen WALLSIDE und Sphere World das Musikvideo zu ihrer Single „Rebel“ gedreht. Das Besondere: Das Video wurde in 360 Grad gefilmt. Am Samstag feierte das Video seine Premiere bei Frau Hopf im Schlosscafé.
Blick in eine verrauchte, düstere Kneipe: Eine traurige Frau schlägt ihren lethargischen Gatten, ein Obdachloser zieht eine Nase Koks aus dem Dekolleté einer Sexarbeiterin, zwei Männer prügeln sich wegen eines Pokerspiels. Während ein Engel diejenigen aus dem Raum führt, die noch nicht verloren sind, erhebt sich der gehörnte Leibhaftige brüllend vor Lachen und schmeißt mit Chips und Goldtalern um sich. Eine Band singt ungerührt von all dem ihr Lied. Was ist passiert?
Ich bin beim Dreh für das Musikvideo „Rebel“ der Tübinger Band Evodia im Schlosscafé. Zusammen mit den Tübinger Agenturen WALLSIDE, Sphere World und über 30 Beteiligten aus ihrem Freundeskreis erweckt die Gruppe hier ihr ruhiges Songwriter-Stück auf dem aktuellsten Stand der Filmtechnik zum Leben. Eine Herausforderung für alle, denn das Video besteht aus nur einem Take – sechs Minuten lang muss jede Handlung sitzen. Zum Auftritt von Evodia feierte das Ergebnis am Samstag bei Frau Hopf im Schlosscafé seine Premiere.
Begeisterung für Virtual-Reality
Martin Bride, einer der Betreiber von WALLSIDE, hat Evodia schon länger unter Vertrag und glaubt, dass der Massendurchbruch von Virtual Reality (VR) kurz bevorsteht: „Es gibt noch nicht viele Musikvideos dieser Art und mit der neuen Technik können wir mehr Leute für die Musik von Evodia begeistern.“ Mit Adrian Wetzel von Sphere World fand sich bei der Recherche zu VR spontan ein geeigneter Drehpartner mit Leidenschaft für 360-Grad-Videos.
Die Band freut sich ebenfalls über das Experiment. „Musikvideos als Kunstform sind leider schon seit Längerem nicht mehr so angesagt und da kommt die neue 360-Grad-Techik gerade richtig. Das Publikum kann sich im wahrsten Sinne des Wortes im Video umschauen, so, als wäre es live dabei“, so die drei Musiker Charles, Mitch und Seba. Sie loben vor allem die engagierte und professionelle Umsetzung des Videos.
Dem Songtitel „Rebel“ entsprechend überlegte sich Regisseur Ilja Mirsky, Freigeister und Ausgestoßene zu den Figuren des Videos zu machen: Che Guevara, Jimi Hendrix, Obdachlose, Sexarbeiterinnen. Das erste Konzept entstand gerade einmal anderthalb Wochen vor dem Dreh. Regieassistentin Sarah Karrasch, die bereits eigene Stücke im Brechtbau-Theater aufgeführt hat, findet es vor allem schwierig, so viele Szenen auf einmal zu inszenieren: „Das Publikum hat nicht nur eine Perspektive, sondern kann sich überall im Raum umsehen. Seine Aufmerksamkeit ist so viel weniger steuerbar.“
Die Rebels zeigen vollen Einsatz
Als nach fünf Takes im Schlosscafé langsam allen die Puste ausgeht, motiviert Regisseur Mirsky das Team mit einer Rede. „OK, so langsam ist der Antrieb weg“, beginnt er, „aber genau das ist doch die Atmosphäre dieser Kneipe! Ihr sollt nur noch darauf warten und hoffen, dass euch der Engel abholt und erlöst!“ Der Dreh verlangt den Schauspielerinnen und Schauspielern einiges ab. Bei einer Probe gibt es sogar echtes Blut zu sehen, als sich einer der Kämpfer bei der Prügelei am Pokertisch in die Hand schneidet.
Solche Details machen aus dem Video, was es ist: Eine Geschichte von gut und böse, Resignation und Exzess, chaotischer Gewalt und eleganten Schattenspielen. Zwar nehmen die Handlungen erst in der zweiten Hälfte richtig Fahrt auf und bis zum letzten Dreh gab es einige Schwierigkeiten, aber dank 360-Grad-Perspektive gibt es im Video zu „Rebel“ jetzt bei jedem Anschauen etwas Neues zu entdecken und die Story entfaltet sich jedes Mal anders.
Das Video könnt ihr euch hier ansehen. Evodia arbeitet gerade an neuem Material. Vielleicht ist im Herbst mit einer neuen Videoveröffentlichung zu rechnen.
Fotos: Lukas Kammer