Titel:                   Kafka am Strand
Autor:              Haruki Murakami
Verlag:            DuMont, Köln
Genre: Fantastischer Realismus, Roadtrip, Entwicklungsroman.
Zielgruppe: Fans von Franz Kafka, Prophezeiungen und surrealen Geschichten.
Umfang: ca. 900 Seiten, reicht über den Urlaub hinaus also in die Hausarbeitenphase.
Stimmung: Emotionale Achterbahnfahrt mit „Was habe ich da gerade gelesen?“-Momenten  ohne Ende.
Gefällt, weil… Das ganze Murakami-Paket: Sex, Surrealismus, die Nachwehen der japanischen  Geschichte und ein tiefer Blick in die menschliche Psyche.

Kafka Tamura reißt an seinem Geburtstag von zu Hause aus und will der stärkste Fünfzehnjährige der Welt werden. Von seiner Mutter und seiner Schwester fehlt seit seiner Kindheit jede Spur, im Nacken sitzt ihm die Prophezeiung seines Vaters: Kafka wird seinen Vater töten und mit Mutter und Schwester eine inzestuöse Beziehung eingehen. Zur gleichen Zeit macht sich der seit einem Vorfall in seiner Kindheit geistig eingeschränkte Herr Nakata auf dem Weg zu einem Stein, der in eine andere Welt führen soll—damit will er die Welt wieder in Ordnung bringen. Dass die Protagonisten dabei auf allerlei skurrile und andersweltliche Figuren treffen und immer wieder aus dem Nichts Tiere und Dinge vom Himmel fallen, gehört selbstverständlich zu Murakamis Geschichten.

Der Roman befasst sich eindringlich und beklemmend mit den Kontrasten von Erwachsenwerden und Einschränkungen, Einsamkeit und Sinnfindung, Sexualität und Selbst. Darstellungen kultischer Tieropfer sowie sexualisierter und anderer Gewalt bleiben aber nicht aus. Wer damit zurechtkommt, erlebt einen Roadtrip, an dem Franz Kafka vielleicht nicht seine Freude gehabt, die ihn aber sicher beeindruckt hätte.

Wer mehr von Murakami lesen will, bekommt mit Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki sein aktuellstes Werk und mit dem dreiteiligen 1Q84 eine Hommage auf George Orwell in die Finger. Naokos Lächeln wurde inzwischen auch verfilmt.

Foto: Vivian Jochens

 

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