Verdutzte Gesichter beim Anblick des Tagesgerichts zu Semesterbeginn unter den Tübinger Studenten. Wenige hatten jemals zuvor Känguru gegessen und nun gibt es das sogar in der Mensa. Berührungsängste gab es jedoch kaum. So etwas Außergewöhnliches will probiert werden!
Von Anna Nisch
Gewöhnlicherweise steht auf dem Speiseplan der Unimensa Tübingen gut bürgerliche Kost, wie Schweineschnitzel, Kartoffelgratin und natürlich die obligatorischen Käsespätzle und Maultäschle. Ist einfach, geht schnell und mag jeder! Mit einer Auswahl von zwei Tagesgerichten wird man sowohl dem Fleischfanatiker als auch dem Vegetarier gerecht. Wählerische bedienen sich beim Wahlessen bei größerer Auswahl, größeren Kombinationsmöglichkeiten, größerem Preis. Damit aber trotzdem keine langweilige Routine im Speiseplan einkehrt, hat sich das Studentenwerk etwas einfallen lassen und lockte zum Semesterbeginn die hungrigen Studenten mit Kängurugulasch.
Der Andrang an diesem Tag war nicht gering und die Schlange vor „Menü I“ wurde stetig größer. Das kuriose Gericht hat wohl den gewünschten Effekt erzielt und die Neugierde der Studis geweckt. Rein optisch sah das Känguru auf dem Plastiktablett dennoch nicht viel besser aus, als jede andere Mensamahlzeit. Vielleicht hätte man einfach mal richtige Teller nehmen können, um die Exklusivität des Essens noch mehr hervorzuheben? – Ach, sind ja nur Studenten!
Jedenfalls spaltete das Känguru die Meinungen der Tübinger Konsumenten. Einige waren ganz angetan und freuten sich darüber, ihren Freunden berichten zu können, welch außergewöhnliches Mittagessen sie hatten. Andere verzogen widerum das Gesicht, was nicht zwangsläufig am Fleisch selbst, sondern auch an der Zubereitung gelegen haben könnte. Ob man im drei Sterne Restaurant das Känguru auch unter undefinierbarer brauner Soße versteckt? Aber selbst die Soße macht die Mensa zu einer spektakulären Zutat, indem sie ihr einen originellen Namen verleiht: Teufelssoße. Genial!
Doch beim Känguru allein blieb es nicht. Einige Wochen später wurde auch Strauss zu Gulasch verarbeitet. Ob diese Änderung des Speiseplans eine Reaktion auf das Mensaranking 2010 von UNICUM ist? Schließlich war Tübingen leider nicht unter den ersten zehn besten Mensen Deutschlands. Wer hätte das gedacht? Eine weitere Kränkung war vielleicht, dass die Mensa des Studentenwerks Heildelberg Platz eins abgeräumt hat. Aber wenn dem so sein sollte, ist australisches Fleisch der Garant für eine gute Platzierung im neuen Jahr und sticht die regionale Konkurrenz aus? War das Fleisch, das den Studenten vorgesetzt wurde überhaupt Känguru oder galt es auch hier nur einen Namen zu erfinden?
Wie lautet ein bekanntes Sprichwort doch so schön: „Tischler bleib bei deinen Leisten!“ Statt originelle Zutaten auf den Plan zu stellen, reicht uns Studenten schon eine ganz einfache, GENIEßBARE, warme Mahlzeit! Trotzdem muss man klarstellen, dass niemand etwas gegen Abwechslung hat. Reicht man aber zu dem ausgefallenen Kängurufleisch Spätzle und gemischten Salat, war es das auch schon wieder mit der Abwechslung. Den größten Gefallen würde man dem studentischen Klientel aber schon tun, wenn man eines gewährleisten kann: Gut schmecken soll‘s! Danke.