BÜFFELN STATT BULETTEN?

Eine neue Mensa wird gebaut – wo und wie ist jedoch noch offen

Wilhelmstraße 13: Hier steht die in den 60er Jahren von Paul Baumgarten entworfene Mensa des Studentenwerks Tübingen-Hohenheim, die heute in erheblichem Sanierungsstau steckt. Essen vom Fließband, welches von Mitarbeitern mit dem Rücken zu den Studierenden „rausgeschickt“ wird, macht beide Seiten nicht glücklich. Studierende klagen über Essen und Atmosphäre der Mensa.
von Frederik Bühler

Neben der Erscheinung der Mensa weist diese auch Mängel an der Bausubstanz auf. Hohe Bewirtschaftungskosten führen dazu, dass die Mensa Wilhelmstraße heute die Anforderungen eines modernen Speisebetriebs nicht mehr erfüllt und der teure Betrieb der Mensa sich in den Essenspreisen niederschlägt. Soll weiterhin eine Versorgung mit preiswerten Speisen für die Studierenden gewährleistet sein, muss gehandelt werden. Aber das ist alles nichts Neues.
Neu ist, dass im Juli 2012 die Landesregierung entschieden hat, eine neue Mensa zu bauen. Der Vorschlag eines Neubaus hat sich damit gegen die dreijährige Sanierung der Mensa Wilhelmstraße durchgesetzt. Das Studentenwerk atmet auf: Eine provisorische Mensa in Zelten auf dem Schiebeparkplatz mit Gulaschkanonen-Charme bleibt ihm und einer ganzen Studentengeneration erspart. Stattdessen kann eine neue Mensa gebaut werden, während in der „alten“ bis zur Eröffnung weiter die Bänder rollen.
Bis Ende 2012 konnten studentische Gruppen noch Anregungen und Stellungnahmen zum Bau der neuen Mensa einbringen. Diese sollten noch in der Auslobung des Wettbewerbs für den Bau der neuen Mensa berücksichtigt werden. Die eingereichten Wettbewerbsbeiträge werden öffentlich zugänglich sein. Sicher ist, dass in der neuen Mensa wie in der Mensa auf der Morgenstelle die Essensausgabe in einem Freeflow-Bereich geschehen soll, der mit 600m² Ausgabefläche um 200m² größer sein wird als jener auf der Morgenstelle. Eine solche Konzeption erscheint nicht nur für die Studierenden freundlicher, auch für die Mitarbeiter der Mensa soll eine bessere Arbeitsumgebung geschaffen werden als jene der Mensa Wilhelmstraße. Durch eine angeschlossene Cafeteria soll die Mensa den ganzen (Uni-)Tag geöffnet haben und vom Frühstück bis zum Abendessen mit Verpflegung aufwarten. Auch eine Biolinie plant das Studentenwerk darin zu etablieren.
Bestimmte Raumkontingente sollen zudem abtrennbar sein, um die Durchführung von Sonderveranstaltungen in der Mensa zu erleichtern. Damit wird auf die Kritik, es sei umständlich, die Mensa Wilhelmstraße für fremde Veranstaltungen zu nutzen, reagiert.
Ein Neubau bringt jedoch ein Platzproblem mit sich. Die Ecke Naukler-/Sigwartstraße bietet eine nutzbare Brachfläche gegenüber dem Kupferbau. Allerdings ist diese nicht groß genug. Es wird daher diskutiert, ob der Anbau der Alten Physik zu Gunsten der neuen Mensa fallen soll. Die Uni-Leitung spricht sich für den Abriss des maroden Hörsaals aus. Widerspruch kommt von einer Bürgerinitiative und der Stadt, die glauben, ohne den Hörsaal ihre Pläne, Weltkulturerbe zu werden, begraben zu können. Hier stellt sich allerdings die Frage, wie der Hörsaal erhalten bleiben könnte. Eine zukünftige Weiternutzung als Hörsaal setzt eine Renovierung des Gebäudes voraus, die den derzeitigen Charakter des Raumes ebenso verändern und seine Rolle als Teil des Weltkulturerbes in Frage stellen würde. Die Entscheidung steht aus.
Eine Weiternutzung der Mensa Wilhelmstraße ist vorgesehen, eventuell als Bibliotheks- beziehungsweise Institutsgebäude. Hier wird noch geprüft, für welche Institute das Raumangebot am besten passen könnte. Nach ersten Berechnungen könnte das juristische Seminar die Mensa als Institutsbibliothek übernehmen. Die Institutsbüros würden ebenso in einen Neubau hinter der Mensa umziehen. Ein Verwaisen des Baus ist nicht zu befürchten, denn der Platz auf dem Tal-Campus ist knapp und manche Institute sind noch immer über mehrere Standorte verteilt. Den Bemühungen der Universität, die Institute zu konzentrieren, spielt das Auslaufen der Bänder in der Wilhelmstraße 13 somit gut in die Karten.

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