Kreatives Prärecycling
von Anna Oswald
Wer kennt das nicht? Mal wieder eine halbe Stunde für den Drucker angestanden, endlich an der Reihe gewesen und dann hat nichts geklappt, so wie es sollte. Nebenbei hast du ordentlich Papier verschwendet und gefühlte zwei Bäume abgeholzt. Dank der Studierendeninitiative PapierPilz darf dein grünes Gewissen jedoch erleichtert aufatmen.
Der Mathestudent Klaus Oehler möchte Anfang 2012 seiner Papierverschwendung ein Ende machen. Kurzerhand beginnt der 28-Jährige, an der Uni einseitig bedrucktes Papier zu sammeln, um es für seine Matheübungsaufgaben zu verwenden. Bald entsteht die Idee, das Konzept größer aufzuziehen. Er erzählt seinen Mitbewohnern Gökçe, Moritz, Philipp und Astrid von seinem Einfall: Aus weggeworfenem, noch nutzbarem Papier will er neue Blöcke binden. Die Gruppe beginnt, einseitig bedrucktes Papier an der Universität zu sammeln. Im Januar 2013 bekommt PapierPilz die offizielle Genehmigung der Uni Tübingen. Die Studierenden dürfen Kisten aufstellen, die das Sammeln erleichtern.
Über das Endprodukt von PapierPilz darf sich jedoch nicht nur die eigene Ökobilanz freuen, auch das Auge kommt auf seine Kosten. Denn die Blöcke machen optisch ebenfalls etwas her. Der Kunstliebhaber kann einen Block mit Monet-Cover wählen, der Fastfood-Junkie darf sich mit dem Motiv seiner Lieblingspizza schmücken. Auch die einzelnen Seiten versüßen so manche langweilige Vorlesung: Jeder Studierende kann sich mit wilden Spekulationen über Inhalt und Vorbesitzer der Seiten vom Zuhören abhalten.
Das Ziel von PapierPilz ist es, „bestehende Rohstoffe zu nutzen, um abfallromantisch schöne Produkte herzustellen, die ressourcenschonend sind“. Kurz gesagt: kreatives Prärecycling.
Alle, die PapierPilz unterstützen und einen schönen Block besitzen möchten, können diesen gegen Spende erwerben. Ungefähr drei Euro decken die für die Initiative entstandenen Kosten. Wer einen Block erstehen möchte, muss sich direkt an PapierPilz wenden. Für die Zukunft ist angedacht, die Blöcke im Uni-Shop anzubieten. Nachdem die ganze Uni nun „bekistet“ ist, breitet der PapierPilz seine Pilzfäden weiter aus.