Eine ungewöhnliche Abschlussarbeit
von Ewa Paprotny
James Bond und der Kalte Krieg — Kaum jemand würde erwarten, dass sich diese zwei Dinge unter einen Hut bringen lassen. Einer hat es trotzdem geschafft: Matthäus Wehowski. Seine Bachelor-Arbeit in Geschichte handelt von der Darstellung der Sowjetunion in den James-Bond-Filmen während des Kalten Krieges 1977 bis 1989. Solch eine Arbeit wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen: Einmal wegen des zeitlichen Abstands und weil die James-Bond-Filmreihe parallel zum aktuellen Geschehen gedreht wurde.
Das war nicht von Anfang an so. Obwohl die Romane von Ian Fleming, die als Vorlage für die Filme dienen, stets sowjetische Agenten als Gegenspieler von 007 vorsahen, traute sich selbst Hollywood nicht, diese auch so zu drehen.
Die Filme wurden entpolitisiert. Erst ab 1977 ändert sich das. Da Fleming starb und neuer Stoff für die Filme fehlte, wurde viel dem Zeitgeschehen entnommen. Deshalb wird anhand der Filme die damals aktuelle Lage im Kalten Krieg sichtbar. Je nachdem, ob gerade eine Entspannungs- oder Bedrohungssituation vorlag, ändert sich der Inhalt. Dennoch wird die sowjetische Seite nie gänzlich schlecht dargestellt und es gibt immer einen Kollabolateur neben dem Bösewicht.
Wie kommt man darauf, die Filme in diesen Zusammenhang zu betrachten? Quasi per Zufall: Matthäus trug ein Referat vor, bei dem er eine kurze Szene aus „Octopussy“ zur Verdeutlichung seiner Thesen zeigte. Das begeisterte Prof. Dr. Klaus Gestwa so sehr, dass er ihm die Lizenz erteilte, weiter zu forschen. Matthäus meint, dass er zwar ein großer Fan der Filme sei, jedoch selbst nicht auf die Idee gekommen wäre, einen kommerziellen Spielfilm als Quelle für eine wissenschaftliche Arbeit zu nutzen. Für diese spezielle Bachelor-Arbeit bekam er eine 1,3 und der Auftrag wurde erfolgreich ausgeführt.