Durch den Pilz zum Neupapier

Jeder hat sie schon einmal gesehen – die Holzkisten bei den universitären Kopiergeräten. Was hat es eigentlich damit auf sich und wieso haben manche Collegeblöcke eine Pizzaschachtel als Cover? Recycling ist ein geläufiger Begriff, doch was ist mit Prärecylcing?

Prärecycling, Pizzacollegeblockcover und die Holzkisten für Altpapier bei den Kopiergeräten finden ihren Ursprung bei den Papierpilzen. Was diese genau sind und was sie wollen, werden Sie uns verkünden. Heute stellen wir euch den Verein Papierpilze e.V. vor – Philipp, Gökce und Behrend geben uns ein Interview und einen Einblick in die Papierpilze und ihre Arbeit:

Woher kam die Idee für die Papierpilze?

Die Idee kam daher, dass wir selbst immer Papier verbraucht haben, was wir uns aus den Mülleimern der Universität gesucht haben. Dieses Papier haben wir dann wiederverwendet, beispielsweise um Aufgaben darauf zu rechnen. Es ist sinnvoller Gebrauchtes wiederzuverwenden, als sich einen neuen Collegeblock zu kaufen.
Die Idee, das in ein Projekt umzuwandeln hatte dann der Klaus und er hat gedacht, dass wir das als größeres Ziel aufziehen können – und hat uns  einfach gefragt. Am Anfang waren wir vier Gründungsmitglieder.

Der erste Schritt war bei der Universität nachzufragen, ob wir Kisten bei den Kopiergeräten aufstellen können. Wir sind inzwischen ein gemeinnütziger Verein. Lange haben wir überlegt, was für eine Rechtsform wir uns geben sollen: Wir wollten auch eine Institution haben, die als Ansprechpartner und als Teil für die Haftung fungiert.

Habt ihr ein Erkennungslogo für die Papierpilze?

Wir haben einen Papierpilz, der nicht mit einer Ananas verwechselt werden sollte. Oben ist ein Pilzhut, den haben wir selbst entworfen. Gökce hat ihn aus Linoleum geschnitzt.

Was haben Pilze mit Papier gemeinsam?

Der Pilz ist nicht nur ein Schädling sondern auch ein Nützling. Der Pilz kümmert sich im Ökosystem: Um den „Abfall“ in der Natur, den andere Tiere oder Pflanzen nicht mehr verwerten bzw. umwandeln können. Die Pilze sind Destruenten in der Natur. Wir machen das gleiche mit verwendetem Papier, das von anderen als Müll betrachtet wird und bieten das gebrauchte Papier als Collegeblöcke wieder neu an.

Außerdem gab es als wir uns vor 2 ½ Jahren gründeten viele Nachrichten von einem Regenwaldpilz, der Plastik zersetzen kann. Deswegen kam auch der Pilz in unseren Köpfen als Idee heraus.

Wie viele wirken bei euch zur Zeit im Verein mit?

Der Verein hat zur Zeit 17 Mitglieder. Dank des neuen Semesters haben wir wieder ein paar Leute dazubekommen. Wir gehen im neuen Semester mit 3 Bindeterminen mit 10 Leuten an den Start, wobei bis zu 5 Leute noch dazukommen. Regelmäßig sind es so 15 Leute.

Wie kann ich Kontakt mit euch aufnehmen, wenn ich bei euch mitmachen oder hineinschnuppern will?

Gerne über unseren Internetblog (papierpilz.wordpress.com), oder bei unseren verkauften Collegeblöcken ist ein Hinweiszettel mit Werten wie Ersparnissen an Holz/Altpapier, Energie, Wasser und CO2 und unsere Kontaktdaten mit dabei.
Du kannst auch unseren QR-Code auf unseren Papierkisten bei den Drucker- und Kopiergeräten mit deinem Smartphone einscannen und landest so auf unserer Seite.

Wie sieht es mit Treffzeiten bei euch aus?

In der Werkstatt sind wir an die Öffnungszeiten des Gebäudes der Universität gebunden. Wir machen gerne Treffzeiten über Email aus. Ansonsten machen wir regelmäßig ein Organisationsteam (Orga) Treffen mit Leuten die Lust haben die Märkte zu planen, mit Schulen Workshops zu veranstalten. Melde dich einfach bei uns.

Woher bekommt ihr euer Papier?

Außer von den Uni-kisten bekommen wir unser Papier aus privaten Haushalten, oder von Studenten, die ihr Studium beendet haben und spenden. Wir bekommen auch von großen Firmen, die einen neuen Briefkopf eingeführt haben und die alten Standardvordrucke mit dem Briefkopf wegschmeißen würden.

Was bietet ihr für wiederverwertbares Papier an?

Wir bieten Collegeblöcke in A4, A5, A6 an, sowie das Format aufgeklappte Teebeutel „Einkaufslistenblock“ und wir haben manchmal aussortierte Lochmappen oder sonstige Sonderformate.
Ebenso einen Block der aus A4 Blättern ist, jedoch auf A5 gefaltet wird, sodass die unbedruckten Seiten beschrieben werden können.
Manchmal machen wir auch A3 Blöcke die auf A4 gefaltet werden.
Und es gibt Einkaufstaschenblöcke mit einem modisch wie praktischen Henkel.

Gibt es von euch auch Ableger von Papierpilz e.V.?

Ja es gibt einen Papierpilz in Dresden, ähnliche Projekte in Konstanz, Nordhausen oder in Filderstadt.
In Lüneburg gibt es Second Page (gleiche Prinzip, jedoch unabhängig von Papierpilze e.V.), oder in örtlicher Nähe die Geschwister Scholl Schule und eine Schule in Sindelfingen als AG-Angebot.

Wir wollen auch ermutigen die Sporen zu verbreiten und stehen Interessierten mit Know-How zur Verfügung und auch der ersten Spende für eine Bindemaschine zur Verfügung zu stellen.

Wo sind eure zum Verkauf angeboten? Kaufen auch Unternehmen eure Blöcke?

Ab und zu bekommen wir auch Aufträge zuletzt bei der Week of Links (Woche der Nachhaltigkeit)
Manchmal auch von Konferenzen. Hier zuletzt die Konferenz der Meeresbiologen, die sich als Frontcover Meerestiere wünschten.
Auch ist es schon öfters vorgekommen das Unternehmen 20 – 40 Blöcke anfragen oder wir auch für ausländische Studenten Blöcke anfertigen.

Die Blöcke sind auch in verschiendenen Läden der Stadt Tübingen erhältlich: Skatje – die Kittelschürze, bei den WiWis (Wirtschaftswissenschaftliches Institut), im Cafe Rosa, der Buchhandlung RosaLux oder dem Postshop im Französisches Viertel.

Werdet ihr von der Universität gefördert?

Die Umweltdezernentin, Hedwig Ogrzewalla unterstützt uns gut. Durch sie konnten wir die Kisten bei den Druckergeräten aufstellen, Sie hat uns auch bei der Suche nach einem Werkstattraum unterstützt und sie lädt uns ein bei Ständen in der Mensa oder bei universitären Veranstaltungen vertreten zu sein.
Wir sind auch im EMAS (Eco Management and Audit Scheme) -Programm der Universität aufgeführt. EMAS ist ein Zertifizierungsprogramm für nachhaltige und ökologische Entwicklung in der Hochschule.

Was sind eure Ziele als Papierpilz e.V.?

Als Hauptziel, dass die Menschen einen anderen Umgang mit verbrauchtem Papier bekommen.
Ein neues Bewusstsein für diesen Umgang mit Papier und seiner Wiederverwertung geschaffen wird.
Dass es Selbst-Bindestationen für Bürger ähnlich dem wandelnden Bücherschrank geben wird und wir keine Werkstatt benötigen.
Das es uns bald nicht mehr gibt – und das Bewusstsein für Papier in der Gesellschaft aufgenommen, angenommen und erweitert wird.

Wer Interesse oder den Drang zum Mitmachen verspürt, der kann hier Kontakte knüpfen:
Blog: papierpilz.wordpress.com
Email: papierpilz@gmail.com oder stimmt für die Papierpilze auf http://www.swt-umweltpreis.de/profile/ als nachhaltiges Projekt
beim diesjährigen Welttbewerb für den Umweltpreis der Stadtwerke Tübingen.

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