Nach dem Erfolg der Holi-Festivals rollt nun eine neue Welle der Eventisierung durch das Land: Wie Unkraut sprießen sogenannte Street Food Markets aus dem Boden – so auch in Tübingen. Am Wochenende tourte der 1. Street Food Market auf dem Volksfestplatz. Der Andrang auf Falafel, Pierogi und Burritos war groß, doch nicht allen schmeckte das Event.
Das Wetter spiegelte die Stimmung der Besucher wohl am besten wieder: Sehr durchwachsen. Schon beim Anblick der Schlange vor dem Eingang kam bei den ersten Unmut auf. An so einem schwülen Tag wartete keiner gerne und gab zudem noch seine Trinkflaschen ab. Auch die drei Euro Eintritt kamen gar nicht gut an. Doch wenn man dann endlich vor der Vielzahl von Food Trucks stand, die einen allesamt mit vielversprechenden Gerüchen anlockten, war das aufgebrachte Gemüt schnell besänftigt.
Kuchen als Hipsterrolle
Das Angebot wurde dominiert von Burgern in diversen Variationen, egal ob vegetarisch, vegan, mit besonderen Soßen oder mit dem beliebten pulled pork. Alles zu stolzen Preisen zwischen fünf und 15 Euro. Zudem gab es eine Vielzahl an altbekannten Gerichten, die neuartig verfeinert oder schlichtweg umbenannt wurden: Maultauschen wurden hier mit Curry zubereitet und der aus Rumänien und Ungarn bekannte Baumkuchen Kürtőskalács wurde hier als Hipsterrolle verkauft.
Das ursprüngliche Konzept des Streetfoods – schnell, günstig, neuartig – ging an diesen Tagen für viele Besucher nicht auf. Die versprochene Genussweltreise blieb aus, viele waren vom kulinarischen Angebot und vor allem dessen Vielfalt enttäuscht. Auch die Preise schlugen einigen wortwörtlich auf den Magen. Statt viel kleiner Rumprobiererei hier und da, verbrachte man viel Zeit in der Warteschlange, um sich dann eine handtellergroße Portion Käsespätzle für fünf Euro abzuholen.
Qualität hat seinen Preis
Die Medizinstudentinnen Mirjam und Linda sind Teil des gemischten Publikums und sehen diese Preise dank Qualität und Frische der Produkte als gerechtfertigt an. Sie sitzen im Schatten der Sonnenschirme, lauschen der Klänge der Band und teilen sich einen Veggie-Burger von Damn Burger aus Ulm. „Klar ist es hier teuer und der Eintritt nervt, aber man muss das hier ja auch alles aufbauen, Sicherheitspersonal stellen und so weiter. Das kostet eben. Ein Rabatt für Studierende wäre allerdings cool.“ Die beiden hatten sich heute schon an eines der kulinarischen Highlights gewagt: Frittiertes Eis. „Leider war das Ganze außen gar nicht so schön knusprig wie erwartet. Fünf Euro für eine Kugel sind schon ganz schön teuer und dafür war es leider nicht lecker genug.“
Food Truck Insider
Etwas mehr Internationalität bringt der Wagen der Bäckerei Springmann aus Schenkenzell auf den Platz. Das Paar verkauft schwedische Elchsandwichs und Bullar in diversen Formen. Doch was motiviert jemanden, so einen Stand zu führen? „Wir haben zwei Jahre lang in Schweden gelebt und seither kann ich das alles hier backen. Es hat uns inspiriert und wir haben es mit in unsere Bäckerei nach Deutschland gebracht.“ Teilgenommen wird nur an Veranstaltungen im Radius von einer Stunde Fahrzeit, denn die Ware wird jeden Morgen frisch angeliefert. Und was macht so ein Food Truck unter der Woche? Er wird als Frühstücksmobil eingesetzt und beliefert Firmen mit Backwaren.
Fotos: Felix Müller