Tübingen kann einem viele Geschichten erzählen, doch nicht alle sind sofort offensichtlich. Heute: Der Kapitänsweg, der nach einem Metzger benannt ist.
Der Regen der vergangenen Wochen hat schon so einiges fortgespült. Darunter auch ein wenig die gute Laune der Tübinger. Es hätte wohl auch kaum jemanden gewundert, wenn die sonst so beschauliche Ammer in der Altstadt über die Ufer getreten wäre. Heute ärgern sich die Tübinger Studierenden über dieses Sauwetter. Doch Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Tübingen eine Person, die sich überbordend gefreut hätte, wenn die Ammer Hochwasser geführt hätte.
Die Rede ist von Gottlieb Kurz, auch als „Kapitän“ bekannt. Das Tübinger Original lebte von 1855 bis zum Jahre 1934. Von Beruf war „der Kapitän“ Metzgermeister. Wie das zusammenpasst? Sein Geschäft hatte er in der Haaggasse, die vom Haagtor in Richtung Marktplatz verläuft. Von einem Urlaub am Meer brachte er irgendwann einmal als Andenken eine echte Kapitänsmütze mit.
Fortan soll der begeisterungsfähige Metzger bei Hochwasser die Ammer und angrenzende Altstadtgassen befahren haben – im Badezuber und stilecht mit seiner Kapitänsmütze. Durch diese eigenwillige Freizeitbeschäftigung kam Kurz zu seinem Spitznamen. Später wurde zu seinen Ehren deshalb der von der Haaggasse in Richtung Schloss abzweigende Fußweg nach ihm benannt: Der Kapitänsweg.
Fotos: Marko Knab.