„Ich hab' doch nichts zu verbergen…"

Am Montagabend drehte sich im Kino Arsenal alles um ein Thema, das völlig abstrakt ist, uns aber alle betrifft: Daten. Ausgerichtet wurde der Film- und Diskussionsabend vom Weltethos-Institut, gemeinsam mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und der Reinhold-Maier-Stiftung.

„Ich hab’ doch nichts zu verbergen…“ Ein Satz, den in digitalisierten Zeiten wie heute sicherlich jeder schon einmal gesagt oder zumindest gehört hat. Jeder von uns versendet permanent Daten und es ist beinahe unmöglich, sich dem zu entziehen. Das WG-Casting wird über E-Mail organisiert. Familienmitglieder ruft man nicht an, sondern man textet ‚eben mal kurz’ über WhatsApp oder andere Dienste. Lust auf Shopping, aber keine Lust auf Menschen? Einfach kurz auf Amazon geklickt. Keine Lust auf Feiern? Ganz einfach, Filme- oder Serienabend mit Netflix. Gerade mal keiner da zum kuscheln? Kein Problem, es gibt genug einschlägige Seiten im Internet.

„Ein Kind von heute (…) wird nicht mehr wissen, was ein Moment Privatsphäre bedeutet, einen Gedanken zu haben, der weder aufgenommen wurde, noch analysiert.“ (Edward Snowden, 2013)

Und das ist völlig normal und eben genau das: einfach. 84 Prozent der Deutschen nutzen das Internet, auch in der Uni kommt man quasi nicht darum herum. Was aber passiert, wenn unser vollständiger Datenverkehr auf einmal transparent gemacht wird? Genau darum dreht sich der an diesem Abend gezeigte Film „Invention of Trust“ von Jung-Regisseur Alex Schaad, der dafür 2016 nicht umsonst den Academy Award für Studierende erhalten hat.

Die Diskussion zwischen Alex Schaad (2.v.L.) und Christopher Gohl (2.v.R.) wird moderiert von den Weltethos-Institutsmitarbeitern Claire-Marie Vagedes (links) und Christoph Giesa (rechts).

In dieser Dystopie werden alle Daten des Protagonisten, dem Lehrer Michael Gewa, von einer Firma abgefangen. Er wird damit erpresst und alles wird vollständig veröffentlicht. Der Filmemacher zeichnet ein fatalistisches Bild einer Zukunft, die aber gleichzeitig im Bereich des Möglichen liegt. Sein Hauptziel: „Nicht nur auf die negativen Folgen, sondern vor allem auf den Paradigmenwechsel in der Gesellschaft aufmerksam machen.“ Kaum ein User von heute sei sich seiner digitalen Datenspur bewusst – was müsse also passieren, damit die Gesellschaft aufhört, wegzuschauen?

„Sind wir zu naiv, zu reich, zu egoistisch, zu satt geworden, um zu erkennen, dass Freiheit noch etwas bedeutet?“

Nach dem Film wird angeregt diskutiert, mit Regisseur Alex Schaad und Christopher Gohl. Letzterer ist Verwaltungsrat der Reinhold-Maier-Stiftung, FDP-Kandidat für die kommende Bundestagswahl und Mitarbeiter im Tübinger Weltethos-Institut. Die Debatte dreht sich um Monopolisten wie Google und Facebook. Und um die „digitale Blase“, in die man sich nur allzu leicht hineinmanövriert und die laut Alex Schaad beinahe wie ein „großer Nacktscanner“ wirkt, der sämtliche Daten für diese Giganten transparent macht. Dagegen vorzugehen sei jedoch umso schwerer, da man gegen diese Firmen nicht so einfach Maßnahmen ergreifen könne, wie auch einige der Zuschauer anmerken. Zudem profitiert fast jeder von diesen Diensten, meistens eher aus Bequemlichkeit als aus tatsächlichem Nutzen.

Datenschutz versus „Schönwetter-Politik“

Als möglicher Lösungsansatz wird über einen größeren Einsatz der Politik gesprochen, da laut Gohl der Rechtsstaat noch nicht in digitale Sphären übersetzt sei und dafür Lösungen von oben kommen müssten. Andererseits seien Einzelpersonen umso mehr in der Verantwortung, sich zu informieren und „verantwortlich mit seiner Freiheit“ umzugehen. Wie genau diese Verantwortung aber aussieht, bleibt trotz kritischer Nachfragen der Moderatoren und aus dem Publikum eher offen, was jedoch auch der Kürze der Zeit geschuldet ist.

Im Kino Arsenal sollen in einer zukünftigen Filmreihe noch mehr Filme von jungen Regisseuren gezeigt werden.

Nach beinahe eineinhalb Stunden kommt die Diskussion vorerst zum Ende. Doch wie sehr das Thema auch die beteiligten Zuschauer aufrührt, ist noch bei den Diskussionen im Foyer zu hören.

Wer sich den Film „Invention of Trust“ selbst anschauen möchte, kann ihn sich kostenfrei über die Mediathek des Bayerischen Rundfunks ansehen.

Fotos: Felix Müller

 

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