…dann reißt er das Publikum mit sich. Die ganze Woche, vom 23. bis zum 27. April, führten die ‚Provisional Players‘ im Brechtbau ihre Produktion von William Shakespeares „The Tempest“ auf und brachten vor allem die Bauchmuskeln zum beben.
Gleich zu Beginn des Stücks werden die Zuschauer durch einen eindrucksvoll inszenierten Schiffbruch mitgerissen. Auch der Theatergruppe merkt man von Anfang an die Begeisterung für ihre Interpretation des Klassikers an.
Prosperas Hexerei – die klassische Figur des Prospero hier als weibliche Zauberin – verursacht beim Publikum Gänsehautmomente. Besonders ihre innere Zerrissenheit wird von Anne Schneider wunderbar dargestellt.
17. Jahrhundert? Eigentlich wie heute!
Wenn man bei einem Stück aus dem 17. Jahrhundert noch Dinge von heutzutage wiedererkennt, lacht man gleich doppelt so laut.
Bei der naiven Verliebtheit zwischen Ferdinand und Miranda wird man an das neueste Pärchen im eigenen Freundeskreis erinnert, das noch die rosarote Brille trägt. Auch die Abenteuer der Trunkenbolde Stephano und Trinculo erinnern an die eine oder andere (vergessene) Nacht, in der ein mehr oder weniger ausgearbeiteter Plan schiefläuft.
„So einen Gonzalo kennen doch alle.“
Während sich König Alonso mit Verrat, Träumen und Magie herumschlägt, hat Gonzalo immer einen passenden Kommentar bereit. So einen Gonzalo kennen doch alle: Vor allem unter Geisteswissenschaftlern kommen Prahlereien mit dem ach so großen Wissen häufiger mal vor.
Begleitet werden alle Figuren von Ariel, der dem Stück zusammen mit Caliban den letzten Schliff gibt. Er schwebt winkend und lächelnd als gebannter Geist über die Bühne, wirft hier und da eine lustige Bemerkung in die Runde und lässt den ganzen Saal schmunzeln.
Caliban ist ein Charakter für sich: Er erhascht die Lacher aus dem Publikum durch seine Griesgrämigkeit; aber auch durch die perfekte Verkörperung der Dummheit, die einen im betrunkenen Zustand überkommen kann. Die Frage, ob er unter seinem Geisterlaken noch ein anderes Kleidungsstück trug, blieb bis zu guter Letzt unbeantwortet.
Fazit: Es lohnt sich auf jeden Fall, auch für den Nicht-Brechtbauler, von ‚The Tempest‘ und den weiteren Stücken der „Provisional Players“ zum Schmunzeln gebracht zu werden.
Fotos: Ellen Lehmann