Anlässlich Leonardo da Vincis 500. Todestags am 2. Mai zeigt das Unimuseum im Schloss die Ausstellung „Ex Machina: Leonardo da Vincis Maschinen zwischen Wissenschaft und Kunst“. Kupferblau hat für euch vorab einen Blick auf die Sammlung geworfen. Wir entdeckten: Leonardo kann viel mehr als nur Mona Lisa!
„Herzlich Willkommen auf der Baustelle!“, begrüßt Prof. Dr. Ernst Seidl, Kurator der Da Vinci- Ausstellung, die zahlreich erschienenen Medienvertreter*innen am Montagmittag im Rittersaal von Schloss Hohentübingen. Auf der Baustelle? Ja, ein bisschen fühlt es sich so an, was zum einen daran liegt, dass die Ausstellung tatsächlich noch nicht ganz fertig ist. Erst am Freitag sind die Exponate angekommen, seitdem arbeitet das ganze Team mit Hochdruck an der Ausstellungsinstallation.
Wie auf der Baustelle fühlt man sich aber auch und vor allem, weil die Modelle von da Vincis Maschinen teilweise auf deckenhohen Holzgestellen, teilweise hinter Hühnerdraht präsentiert werden. Das nimmt dem Ganzen ein wenig den musealen Charakter und führt zu besagtem Baustellen- oder (wie es in der offiziellen Beschreibung heißt) Werkstattgefühl. Zu dieser Art der Präsentation hatten sich die Kuratoren Ernst Seidl und Frank Dürr von Kunstinstallationen des US-amerikanischen Künstlers Jason Rhoades inspirieren lassen.
„Er wollte den Menschen die Arbeit erleichtern“
Der eigentliche Beginn der Ausstellung hat jedoch erst einmal wenig mit Werkstätten und Modellen zu tun: In und über einer Vitrine, die noch aus Großmutters Zeiten zu stammen scheint, wird eine bunte Ansammlung an Nippes und Leonardo-Fanartikeln präsentiert. „Wir haben es bewusst so hässlich wie möglich gestaltet, um zu zeigen, wie absurd der Leonardo-Hype teilweise ist“, erklärt Seidl. Gerade in letzter Zeit habe sich zudem ein Gegentrend entwickelt, bei dem da Vinci als gescheiterter Erfinder dargestellt wird, dessen Maschinen nicht funktionieren. Auch dieser Idee will die Ausstellung entgegentreten.
Nach dem Absurditäten-Kabinett folgen die drei eigentlichen Abteilungen der Ausstellung: Maschinen aus dem Bereich der Mechanik, der Bewegung zu Land, Wasser und in der Luft, sowie Kriegsmaschinen. Gemäß dem Werkstattcharakter dürfen einige der Maschinen dabei sogar von den Besucher*innen betätigt werden. „Leonardo war der universalinteressierte Mensch schlechthin. Ihn interessierte einfach alles. Viele seiner Skizzen beschäftigen sich dabei mit grundsätzlichen Problemen und nicht mit konkreten Maschinen. Er war sehr auf den Renaissance-Gedanken bedacht, dass den Menschen die schwere Arbeit erleichtert werden soll“, beschreibt Seidl den allgemeinen Charakter der Werke des Erfinders. So finden sich viele Elemente aus da Vincis Erfindungen bis heute in Gebrauchsgegenständen wieder.
Die Welt durch die Zeichnung anders denken
Die Exponate der Ausstellung werden nicht nur von einem kurzen erklärenden Text begleitet, sondern auch von einer Abbildung der Skizze, nach der das Modell gebaut wurde. Kurator Ernst Seidl ist überzeugt, dass da Vinci mit seinen Zeichnungen und Skizzen „dachte“: „In seinen Skizzen stellte er grundsätzliche Überlegungen an, es ging ihm nicht darum, dass jedes Detail funktionierte.“ So sind alle Modelle, die nach da Vincis Skizzen gebaut wurden auch immer Interpretationen seiner Entwürfe. Häufig sind diese nämlich eher klein und eindeutig nicht darauf ausgelegt, als Konstruktionsvorlagen genutzt zu werden.
Die Modelle, die in der Ausstellung gezeigt werden, wurden in den 90er Jahren von verschiedenen italienischen Sammler*innen rund um Leonardos Geburtsort Vinci in Auftrag gegeben und schließlich zu einer Sammlung zusammengefasst, die seitdem schon in vielen Städten gezeigt wurde, zuletzt im spanischen Valladolid. In Deutschland ist die Sammlung nun zum ersten Mal zu sehen.
Vier große Schreibtische erwarten die Besucher*innen am Ende der Ausstellung. Hier liegen Klemmbretter, Bleistifte und Papier bereit und laden dazu ein, es selbst auszuprobieren: Durch das Zeichnen eines Objekts verändert sich das eigene Verhältnis zu diesem Objekt sofort, man sieht es mit anderen Augen. So können die Besucher*innen selbst Leonardos Arbeitsweise nachempfinden und für einen Moment selbst ein bisschen zu großen Erfinder*innen werden.
Zu der Ausstellung gehört auch eine interaktive Kinderausstellung, „Leo da Winzig“, wo sich Kinder auf spielerische Art mit den Werken da Vincis auseinandersetzen können. Anschließend können sie mit einem extra konzipierten Quizheft die Ausstellung „für die Großen“ entdecken. Zusätzlich wird die Ausstellung von einem vielfältigen Rahmenprogramm begleitet.
„Ex Machina: Leonardo da Vincis Maschinen zwischen Wissenschaft und Kunst“ wird am Donnerstag, den 02. Mai – Leonardos 500. Todestag – um 19 Uhr feierlich eröffnet. Ab dem 03. Mai bis zum 01. Dezember ist sie dann zu den regulären Museumsöffnungszeiten für alle Interessierten zugänglich. Für Tübinger Studierende ist der Eintritt frei.
Bilder: MUT