Für die einen sind sie das Größte, andere meiden sie konsequent. Auf welcher Seite man auch steht: Die Tübinger Uni-Mensen sind legendär. Wir beleuchten fünf Mythen.

Tübingen ist unter den Studierenden für einige Dinge bekannt: die Neckarmauer, das Nachtleben, aber auch die Mensa der Universität. Letztere hat gegenüber den anderen beiden einen weniger guten Ruf. Aber warum ist das so? Wir nehmen fünf Mythen unter die Lupe – vom Teller-Tablett in der Wilhelmstraße über den Preis bis hin zum Geschmack. Warum sind die Mensen in Tübingen so wie sie sind?


Mensa-Mythos 1: Die legendären Tabletts der Mensa Wilhelmstraße stammen aus einer Schenkung einer JVA, also eines Gefängnisses. (Gefunden auf Jodel)

Realität: „Das stimmt überhaupt nicht“, sagt Simon Leimig vom Studierendenwerk Hohenheim-Tübingen. Auch wenn sich manche Studierende von den Tabletts an ein Gefängnis erinnert fühlen, ist der Grund für ihre Nutzung ein ganz pragmatischer. Das System mit den Tabletts existiert seit Jahrzehnten und zur Reinigung wird eine entsprechende Spülmaschine eingesetzt. Eine Spülmaschine für konventionelles Geschirr würde mehr Platz einnehmen als die aktuelle. Auch der Denkmalschutz des Mensagebäudes erweist sich dabei als problematisch. Nach der angestrebten Sanierung im Jahr 2019 wird auch in der Mensa Wilhelmstraße wie in allen anderen Mensen normales Geschirr eingesetzt werden. Auch die Förderbänder werden der Vergangenheit angehören, sagt Leimig.


Mensa-Mythos 2: Obwohl das Essen von den gleichen Lieferanten kommt, schmeckt es in jeder Mensa Tübingens anders.

Realität: Dieser Mythos stimmt. Die Zutaten für das Essen kommen in allen Mensen von denselben Lieferanten, aber jede Mensa hat ihre eigene Küche und eigenen Köche. Somit ist das sehr gut möglich. Entsprechend unterschiedlich können auch die Gerichte schmecken. Lediglich die Mensa Prinz Karl wurde früher von der Mensa Wilhelmstraße beliefert. Obwohl es sich hier also teilweise um genau dasselbe Essen handelte, wurde die Mensa Prinz Karl geschmacklich besser bewertet. „Hier spielt sicherlich die Optik auf Tellern eine Rolle – das Auge isst mit“, sagt Leimig.


Mensa-Mythos 3: Die Mensa die viertteuerste der Republik, dafür schwankt die Qualität des Essens gerne. (Untersuchung vom Portal „Netzsieger“)

Realität: „Es ist nicht alles perfekt“, gibt Simon Leimig mit Blick auf die Qualität unumwunden zu. Aber das StuWe sei stets bemüht, die eigene Leistung zu verbessern, versichert er. Den Vorwurf der viertteuersten Universitätsmensa muss sich Tübingen und das Studierendenwerk in jedem Fall nicht gefallen lassen. Bei genauerer Betrachtung der Studie fällt auf, dass die Preise nicht konsequent verglichen wurden. Während manche Mensen nur mit 100-Gramm-Preisen arbeiten, zahlt man bei anderen nur die Hauptspeise und muss die Beilagen noch extra bezahlen. In Tübingen erhält man dagegen ein vollständiges Menü. Ein weiterer Aspekt ist der Zusammenhang mit dem Teil des Semesterbeitrags, der an das StuWe gezahlt wird: Andere Universitäten haben deutlich höhere Beiträge – so kann das Essen in der entsprechenden Mensa günstiger angeboten werden. Tübingen liegt hier im vorderen Mittelfeld: Mit 51 Euro befindet sich der Beitrag deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 68,38 Euro. Und ist vom Spitzenwert von 105 Euro noch sehr weit entfernt. Deshalb ist das Essen nicht das günstigste – der Semesterbeitrag aber auch nicht der höchste.


Mensa-Mythos 4: Irgendwann ziehen die Juristen wirklich in die Mensa um.

Realität: Was wohl wirklich einmal auf dem Tisch war, wird nie Realität werden. Die Anzugträger unter den Studierenden müssen sich nicht mehr fürchten, denn nach dem zeitweiligen Umzug in eine Behelfsmensa kehrt das StuWe mit dem Essensbetrieb in den Baumgarten-Bau zurück. Die zwangsweise Umsiedlung aus der altehrwürdigen Neuen Aula bleibt den Juristen also erspart.


Mensa-Mythos 5: Das vegetarische Gericht finanziert das Fleischgericht mit.

Realität: Auch dieser Mythos stimmt nicht. Laut dem Studierendenwerk hält sich der Wareneinsatz bei vegetarischem Essen und Fleischgericht die Waage. Dabei kann einmal das eine, einmal das andere Gericht vom Warenwert teurer sein. Bei größeren Differenzen wird deshalb oft Obst oder ein Dessert beigelegt. Obwohl ein niedriger Preis für das vegetarische Gericht nachhaltiger wäre, wird aus Gründen der Gleichbehandlung kein Essen der vegetarischen Fraktion zugunsten der carnivore Fraktion subventioniert. Denn auch hier gilt: Gleicher Semesterbeitrag bedingt gleiche Behandlung.

Grafiken / Fotos: Stjepan Cesar, Marko Knab.

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