Von Thronfolgern und Affären mit der Hofdame: Das Filmfest Frauenwelten zeigte am Samstagabend den politisch angehauchten Historienfilm „The Girl King“. Der Film von Mika Kaurismäki erzählt die Geschichte der schwedischen Königin Kristina und ihr, für diese Zeit, ungewöhnlich emanzipiertes Frauenbild.
Nachdem sich Mika Kaurismäkis letzte Filme besonders mit brasilianischen Themen beschäftigten, ist der finnische Regisseur mit „The Girl King“ inhaltlich wieder näher an sein Heimatland gerückt. Kristina von Schweden (Malin Buska) besteigt nach dem Tod ihres Vaters im Jahre 1632 den Thron und übernimmt schließlich mit dem Erreichen ihrer Vollmündigkeit die Regierungsgeschäfte 1644.
Affäre mit der Hofdame
Schon früh distanziert sie sich von ihrer Mutter (Martina Gedecke) und verhält sich auch sonst sehr eigenartig für eine junge Königin in dieser historisch turbulenten Phase Europas. Statt den 30-jährigen Krieg militärisch zu beenden, setzt sie auf Friedensverhandlungen, anstelle der Bibel liest sie lieber Werke des französischen Philosophen Rene Descartes und anstatt zu heiraten und einen Thronfolger zu zeugen, beginnt sie eine leidenschaftliche Affäre mit ihrer Hofdame Ebba (gespielt von Sarah Gadon).
Doch obwohl sie versucht, Stockholm zum europäischen Kultur- und Kunstzentrum werden zu lassen, sowie die Bildung in Schweden zu verbessern, verrennt sich Kristina privat in der Beziehung zu ihrer Hofdame und wird im Verlauf des Films zur tragischen Frau. Denn um sein zu können, wer sie sein will, muss sie alles aufgeben, was sie ist.
Das Politische verblasst
Regisseur Mika Kaurismäki beweist mit diesem Film wieder einmal, dass er weiß, was eine gute Geschichte braucht, um auf der Leinwand ihre Wirkung zu entfalten. Die Kostüme sind passend für Schweden im 17. Jahrhundert und der Film beeindruckt mit teilweise guten Bildern. Doch verharrt die Geschichte zu sehr auf der emotionalen Ebene und stellt die teilweise beeindruckenden, politischen Errungenschaften Kristinas während ihrer Regentschaft nur oberflächlich dar.
Sehenswert macht den Film Malin Buska, die in der Rolle Kristinas von der umjubelten Königin zur tragischen Außenseiterin mutiert, und aufgrund ihrer Beziehungsprobleme immer stärkeren politischen Gegenwind am eigenen Hof erfährt.
Thematisch ein kleiner Bruch
Leider wirken die meisten anderen Protagonisten sehr isoliert, einzige Ausnahme hier ist Michael Nyqvist, der in seiner Rolle als schwedischer Reichskanzler überzeugt.
Insgesamt ist „The Girl King“ ein gelungener Spielfilm mit einer guten Besetzung, auch wenn er verglichen mit den anderen Filmen beim diesjährigen Filmfest Frauenwelten, das noch bis Samstag läuft, thematisch einen kleinen Bruch darstellt.
Der Spielplan des Festivals ist hier zu finden: http://www.frauenrechte.de/film/2015/de/spielplan.htm
Titelbild: © NFP*/Foto: VEERA AALTONEN