„Hund sieht Gott“ im Brechtbautheater

Im Eingangsbereich des Brechtbaus spielt sich seit Dienstag dieser Woche gegen 20 Uhr ein bekanntes Phänomen ab. Eine kleine Menschenmenge sammelt sich, um die Kunst des Theaters in einem angenehmen Rahmen zu genießen. Diese Woche gab die Schauspielgruppe Scenario das Stück „Hund sieht Gott“ zum Besten.

Die Zuschauer verfolgen während eines emotionalen und bewegenden Stücks, aufgeführt unter der Regie von Lisa Schanbacher, den jungen Protagonisten CB durch den erschütternden Verlust seines Hundes und das Erwachsenwerden. Der Schüler muss zusätzlich noch eine Menge anderer Dinge für sich selbst herausfinden. Allen voraus – wohin kommen wir eigentlich, wenn wir sterben? Während er dies herauszufinden versucht, stellt er sich gegen den Status Quo, entdeckt etwas Neues in sich selbst und muss erkennen, dass es nicht ganz so wichtig ist, was alle von einem denken. Manchmal ist die einzige Meinung die wichtig ist, die der Menschen, die wir lieben.

Alles beginnt mit dem Tod eines Hundes

Wir als Zuschauer befinden uns in der Rolle eines anonymen Brieffreundes, dem der Junge sein Herz ausschüttet. Das eigentliche Geschehen beginnt mit einer Beerdigung. CB und seine Schwester Sally, die jede Woche ein neues Hobby hat, schauen im Garten auf das Grab des Hundes und wissen nicht so recht, was sie sagen sollen. CB hat seine Freunde eingeladen, aber niemand ist gekommen. Im Verlauf des Stückes erfahren wir, dass seine Freunde alle mehr oder weniger schöne Klischees erfüllen. Matt ist ein totaler Draufgänger, Tricia und Marcy sind Freundinnen, aber eigentlich lästern sie nur und waren (nach eigener Aussage) auch noch nie ehrlich zueinander. Van hat nichts anderes im Kopf, als den nächsten Joint durchzuziehen.

Das Stück beginnt mit einer Beerdigung.

Eine Rolle in der Welt der Erwachsenden

Dann ist da noch Beethoven. Seine dramatische Vergangenheit macht ihn den Mitschülern unzugänglich, sie mobben ihn und nennen ihn ‚Schwuchtel‘. Der ausgeschlossene Pianist muss mit mehr kämpfen, als es von außen den Anschein hat. Sein Vater wurde für Beethovens Misshandlung vor ein paar Jahren verhaftet, und der gezeichnete Junge meistert es gerade so, die Last zu tragen. Das Mobbing durch seine Mitschüler hilft hierbei auch nicht. Dies wird in einem Gespräch mit CB deutlich, als dieser nach dem Tod seines Hundes nach Antworten sucht. Zu Beethoven meint CB: „Es tut mir leid, dass wir nicht für dich da waren“. Beethoven geht ebenfalls einen Schritt auf CB zu und meint:

„Ein Hund sieht Gott in seinem Herrn, eine Katze sieht in den Spiegel“.

CB überrascht Beethoven im Musiksaal mit seiner spontanen Zugewandtheit. Diese unerwartete Beziehung führt zu vielen Problemen in CBs Freundeskreis, aber CB erkennt, das man für manche Dinge einstehen muss.

Auf einer Party sind alle weniger begeistert, dass Beethoven gekommen ist. Matt will ihn wegschicken, CB schreitet ein.

Das Stück und die Schauspieler

Die Themen Emanzipation, Homosexualität, Veränderung sowie Depressionen stehen im Kontext einer ignoranten Gesellschaft, in diesem Stück durch den kleinen Rahmen einer Schulgemeinschaft repräsentiert. Hilfe von außen durch Eltern oder Lehrer gibt es nicht. Dieser Kontext vervielfacht die implizite Kritik des Stückes. Warum können wir nicht einfach sein, wer wir sein wollen? Das Stück spielt auf all diese Themen auf eine sehr emotionale und berührende Weise an. Der offensichtlich etwas verlorene CB repräsentiert so viele Teenager und Menschen, die versuchen „einfach nur normal“ zu sein, aber dadurch nicht sie selbst sein können. Wie auch, wenn alles was anders ist, von der Gesellschaft abgelehnt wird. CBs bester Freund Matt kann ihn nicht verstehen und akzeptieren, dass CB und Beethoven eine Liebesbeziehung führen könnten.

Die aufgestauten Gefühle und Emotionen zwischen CB und Bethoven sind fast greifbar.

Matt konfrontiert Beethoven und bringt durch sein gewalttätiges Handeln das Fass zum Überlaufen. Das Drama endet tragisch,  am Ende bleibt CB allein bei seiner Suche nach seiner Identität.

„Die Schauspieler erinnerten mich daran, warum ich Talent so sehr bewundere. Man erkannte die harte Arbeit, die hinter jeder Emotion steckte, hinter jedem Konflikt und jedem Rückschlag. Ob sich nun eine Raupe in einen Schmetterling verwandeln kann, sei dahingestellt, aber Talent steckte hinter jedem gesprochenen und ungesprochenen Wort auf dieser Bühne.“ – Einschätzung der Redakteurin

Sally verwandelt sich in einem selbst produzierten Theaterstück zu einem Schnabeltier.

Das Stück ist basiert auf Bert V. Royals Broadway Drama „Dog Sees God: Confessionsof a Teenage Blockhead“. Es parodiert die Peanuts von Charles M. Schulz und kann nur noch heute (Freitag) und morgen (Samstag) Abend im Brechtbautheater um 20:00 Uhr gesehen werden.

Fotos: Schauspielgruppe Scenario

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