Bereits um 20 Uhr waren im Café Haag nur noch Stehplätze zu finden. Dies mag auch am allgemeinen Sitzplatzmangel gelegen haben, doch vor allem am Auftritt der Stuttgarter Band Hawelka. Mit Peter Nowak als Sänger und Gitarrist, Jan Georg Plavec am Synthesizer und Christian Seyffert am Schlagzeug, traten sie am Donnerstag zum sechsten Mal in Tübingen auf. Im Gepäck eine Mischung aus Blues, Pop und Psychedelic.
Seit 2007 spielen die drei Stuttgarter zusammen und sind bereits in Deutschland, Tschechien und Österreich aufgetreten. „Wir haben uns im Netz kennen gelernt“, erklärte Plavec. „Auf so einer Art Datingseite für Bands. Als wir zum ersten Mal miteinander gespielt haben, wussten wir gleich, dass alles stimmt. Wäre es ein richtiges Date gewesen, wären wir wahrscheinlich zusammen im Bett gelandet.“ Trotzdem fällt es ihnen schwer, ihre Musik in eine Schublade zu stecken.
Die Organisatorin Svetlana Detatitsky – und nach Angaben der Band die härteste Spendeneinsammlerin der Welt – bezeichnet ihre Musik als eine Mischung aus Quentin Tarantino und The Doors, die durch Nowaks Stimme einzigartig wird.
Zwischen Bandprobe, Witz und Melancholie
Ihre Lieder sind gleichzeitig ernst und fröhlich, dunkel und heiter, die Musik zwischen Polka und Ballade steht im krassen Gegensatz zu den melancholischen Texten.
„Als nächstes Spielen wir „Trauriges Mädchen“ – das ist auch witzig.“
Es ist ein Sound, der mehr zu einer verrauchten Kneipe statt dem American Diner Style des Café Haags passen will. Diese besondere Kneipe ist das 1939 in Wien eröffnete Café Hawelka, dem die Band ihren Namen verdankt. Sie versuchen diese Atmosphäre von rauer Schönheit aus knarzenden Dielen und abgewetzten Möbeln einzufangen.
Ralph mit Mundharmonika
Mit der Vorstellung ihres neuen Albums „Das Fest“ konnten sie das Publikum aber trotz, oder gerade wegen ihres ungewöhnlichen Stils, mitreißen. Dabei hatte ihr Auftritt auch etwas intimes, weniger ein Konzert als eine offene Bandprobe. Humorvoll und ungezwungen präsentierten sie sich ihren Fans. Auch wenn sich gelegentlich ein Fehler einschlich, wirkte es trotzdem, als wäre es ein Teil der Show. Unterstützt wurden sie dabei durch den Mundharmonikaspieler Ralph und den Gastauftritt der Tübinger Band Kommando Feirefiz.
„Irgendwie hierher gehören“
Der Einladung von Kommando Feirefiz ist es auch zu verdanken, dass Hawelka überhaupt ihren Weg nach Tübingen gefunden hat. „Als wir zum ersten Mal zusammen im Café Haag gespielt haben, wussten wir, dass wir irgendwie hierher gehören“, erklärte Plavec. Zunächst im Rahmen der „Mittwochsbühne“, bei der jeden Mittwoch Musiker aus der Region und ganz Europa im Café Haag auftreten, sind sie inzwischen zu gern gesehen Gästen und Freunden der Bar geworden.
Das spiegelt sich auch in ihrer Tübinger Fangemeinde wider, zu der auch Simon S. gehört. „Hawelka ist unfassbar gut“, meinte er begeistert. „Ich höre ihre Alben zu Hause hoch und runter.“
2012 nahmen sie bei Experience Music in Stuttgart ihr Debütalbum „Zuversicht und Kippen“ auf, gefolgt von dem 2014 erschienenen „Live in Stuttgart“. Wer sich also für eine etwas andere Musikrichtung interessiert, kann sich hier weiter über sie informieren. http://www.hawelka-band.de/