Journalismus – aber bitte langsam

Eine junge Frau, die weiß was sie will – Journalismus, der anders, neu und vor allem langsamer ist als die Konkurrenz. Was es mit diesem Grundsatz auf sich hat, verriet Theresia Enzensberger gestern Abend bei Querfeldein.

Nicht typisch Kapitalismus

„Wir sind ein Marketingalbtraum.“ sagt Theresia Enzensberger über ihr Block Magazin. „Man kann uns nicht in zwei Sätzen definieren.“ Unter anderem das ist wohl eines der Erfolgsrezepte der Herausgeberin. Mit ihrem Magazin macht sie vieles anders als in der Branche üblich. Finanziert über Crowdfunding und mit ausgewählten Autoren, bei deren Auswahl nicht der Name, sondern die Leidenschaft für das Thema und eine gute Schreibe zählen.

Es ist wohl leichter zu sagen, was das Magazin nicht ist, als zu sagen, was es ist: Keine Mode, kein Lifestyle – dann wird’s schon schwieriger, denn von Essays über Gedichten bis hin zu Reportagen ist alles dabei. Getreu dem Motto: Lieber Qualität als Aktualität.

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Zwei Ausgaben des Magazins „Block“ sind schon erschienen, das dritte ist erhältlich, sobald sich genügend Interessierte finden.

Kein Händchenhalten

Dass Enzensberger genau diese Ansprüche an den Journalismus hat, hängt wohl vor allem auch mit ihrer Zeit im Ausland zusammen. Mit ihrem Studium am Bard College in New York lernte sie auch den dortigen Journalismus kennen. Magazine wie der New Yorker zeigten ihr, wie man Themen, relevant und hintergründig, eben auch ohne den Druck, immer der erste sein zu müssen, vermitteln kann. Sie traut dem Leser mehr zu, als es andere Medien tun und hält nichts von der Floskel: „Den Leser an die Hand nehmen.“ Ihrer Meinung nach findet dieser den Weg auch von alleine.

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Die Fragerunde brachte persönlichere Fragen und Antworten.

Und wer ist jetzt Theresia?

Mit ihrem Konzept des Block Magazins macht Theresia Enzensberger neugierig auf andere Formen des Journalismus. Gerade deswegen ist es schade, dass vor allem der erste Teil des Abends eher wie eine Theorievorlesung der Medienwissenschaft statt einem Gespräch mit einer innovativen Herausgeberin anmutete. Mit den Fragen zu den Entwicklungen im Journalismus und der Gesellschaft – Stichwort Lügenpresse oder citizen journalism – war man bei der noch recht jungen Journalistin vielleicht an der falschen Adresse. Die Stocherei im Ungewissen der Medientheorie wirkte eher ermüdend.

Sowohl die Fragen seitens des Moderators, als auch die zurückhaltende Theresia Enzensberger ließen den Zuschauer doch etwas im Dunkeln, sowohl was die Person Theresia Enzensberger als auch das Block Magazin selbst anging. Ein bisschen weniger Theorie und dafür mehr Theresia-Enzensberger-Anekdoten hätten dem Abend gut getan.

Fotos: Paul Mehnert

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