Die Feuerzangenbowle: Ein Film mit Geschichte

Heute Abend wird, wie jedes Jahr, auf dem Haagtorplatz der Film „Die Feuerzangenbowle“ gezeigt. Dieser Film feiert dieses Jahr sein 75 Jähriges Jubiläum. Wenn man 75 Jahre von 2019 abzieht, landet man im Jahre 1944. In ganz Europa tobt der zweite Weltkrieg. Die Deutsche Wehrmacht erleidet schwere Verluste an der Ostfront und am 28. Januar wurde der Film mit Heinz  Rühmann in einem Berliner Kino das erste Mal aufgeführt.

Noch kurz vor dieser Aufführung versuchte der Reichserziehungsminister diese zu verhindern. Er sah durch den Film die Autorität der Schule und Lehre gefährdet. Daraufhin fuhr Heinz Rühmann persönlich mit zwei Abzügen in die Wolfsschanze, um sich die Meinung von Adolf Hitler einzuholen. Nach dessen Zustimmung wurde Reichspropaganda Minister Joseph Goebbels angewiesen, den Film freizugeben.  Die Aufführung des Films wurde auf den Vormittag gelegt, da am Abend mit Bombenangriffen zu rechnen war.

Spiele für das Volk

Auch während der Dreharbeiten wurden die lustigen Texte in schalldichten Studioräumen eingesprochen, damit man die Einschläge der dauerhaften Luftangriffe nicht hörte. In unmittelbare Nähe zum Drehort propagierte Joseph Goebbels den „totalen Krieg“, es wurden weiterhin massenhaft Juden deportiert und andere Gegner des Reichs hingerichtet. Nach der verlorenen Schlacht von Stalingrad und den generellen Verlusten der Wehrmacht, sollte der Film die „gute Laune“ in der Heimat wieder herstellen.

Heinz Rühmann ein Nazi?

Man kann Heinz Rühmann nicht zwingend vorwerfen, ein glühender Verfechter der NS-Idee gewesen zu sein. Er war allerdings in jedem Fall ein Opportunist. Während andere Künstler sich gegen das System wehrten, oder zumindest unter diesen Umständen keine Kunst machen wollten und somit das Land verließen, ließ sich Rühmann 1940 von seiner jüdischen Frau scheiden, um seine Aufstiegschancen zu wahren. Auch Hitler war ein großer Fan von Rühmann,  von Goebels wurde er zum „Reichsschauspieler“ ernannt.

Die Feuerzangenbowle und die AfD

Heute liegen die Aufführrechte für den Film bei Dr. Cornelia Meyer zu Heyden, die ab 2014 im Kreisvorstand der AfD Münster war. Als 2013 das Deutsche Historische Museum den Film mit einer historischen Einordnung zeigen wollte, wurde diesem das untersagt. „In meinem Ein-Mann-Betrieb entscheide ich das kraft souveräner Willkür“ antwortet sie auf eine Anfrage der WELT. 

Der Film heute

Obwohl der Film unter diesen Umständen produziert und veröffentlicht wurde, wird er heute immer noch regelmäßig gezeigt. Er ist zu einem Kultfilm geworden. Würde man den Film komplett demonisieen, würde mam dem Film auch nicht gerecht werden, da man ihn sich – anders als andere Filme aus der Zeit – heute immer noch gut anschauen kann. Der Film ist weder gut, noch schlecht, aber vor allem ist er nicht unschuldig. Wenn man sich der zeithistorischen Einordnung bewusst ist, ist es jedem selbst überlassen, wie ausgelassen man sich dazu das gleichnamige Getränk schmecken lassen möchte. Nur eines sollte man bei der Betrachtung des Filmes nicht tun. Sich hinstellen und, um es mit den Worten des Physiklehrer aus dem Film auszudrücken, zu  sagen: „Da stelle mehr uns janz dumm“.

Titelbild: Runner1928, CC BY-SA 4.0, Titel des Bildes: Feuerzangenbowle Tübingen – Fire in Pot, es wurden keine Änderungen vorgenommen.

Empfohlene Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert