Tübinger für Flüchtlinge – Melis

Die Flüchtlingskrise betrifft uns alle, auch wenn viele es vorziehen abzuwarten und auf Besserung hoffen. In Tübingen gehen aber einige Studierende mit gutem Beispiel voran, um den Menschen in Not zu helfen. Kupferblau hat sich mit vier von ihnen zusammengesetzt und über ihre Erfahrungen gesprochen.

  1. Melis Büyük
  2. Lara Bernhard
  3. Katerina Peros
  4. Clara Böning

Melis-Büyük

Melis Büyük studiert Politikwissenschaft und Sprache, Geschichte und Kulturen des Nahen Ostens im dritten Semester. 2016 hat sie durch drei Aufenthalte insgesamt sechs Wochen in Griechenland verbracht. Die ersten beiden Male in Idomeni, das dritte Mal half sie in den sogenannten „Military-Camps“, in welche die Geflüchteten nach der Räumung Idomenis gebracht wurden.

Wie genau liefen deine Tätigkeiten in Griechenland ab?

In Idomeni konzentrierte sich die Freiwilligenarbeit hauptsächlich auf Nothilfe, das heißt der Schwerpunkt lag auf der Verteilung von Nahrung, Kleidung und Zelten. Ich habe allerdings viele verschiedene Dinge gemacht; stundenlang gespendete Kleidung sortiert, diese anschließend ausgegeben, mit Kindern gespielt, Gemüse für Tausende von Hummus-Wraps geschnippelt, nachts ein Tee- und Suppenzelt bedient, morgens an Kinder und Schwangere Obst verteilt. In den sogenannten „Military-Camps“ dann sah die Arbeit ein bisschen nachhaltiger aus, da klar war, dass diese länger existieren würden. Dort war ich Teil eines Projektes, das „Clothes on Wheels“ heißt und sich darum bemüht, alle Geflüchteten mit einem passenden Set gespendeter Kleidung auszustatten. Ach, und ich habe viel mit den Menschen dort geredet, viele Freundschaften geschlossen und unglaublich süßen Tee getrunken.

Wie kamst du dazu, dich dort zu engagieren?

Irgendwann am Anfang letzten Jahres habe ich die Schlagzeilen von den vielen Ertrunkenen oder in Misere lebenden geflüchteten Menschen nicht mehr ausgehalten und wollte unbedingt etwas tun. Ich las in einer Facebook-Gruppe, in der sich die Freiwilligen in Griechenland koordinieren, dass in Idomeni dringend Helfer gebraucht würden. Dann ging alles ganz schnell, zwei Tage später bin ich mit einem anderen Studierenden aus München und einem Mädchen aus Passau in einem VW-Bus nach Griechenland gefahren. Nach meinen Aufenthalten dort und durch viele Aussagen der geflüchteten Menschen, die ich dort traf, weiß ich, dass meine Entscheidung richtig war, denn ohne die Arbeit der Freiwilligen wären Idomeni und auch die Military-Camps weitaus miserabler.

Was war das eindrücklichste Erlebnis, das du dabei hattest?

Da gab es viele. Eines der eindrücklichsten war in Idomeni, als italienische Volunteers mit Kindern aus dem Camp spielten. Sie schafften es eine Polonaise mit etwa 60 Kindern zu bilden um „Zug“ zu spielen (Das Camp liegt an dem ehemaligen Bahnhof Idomeni). Als ich vorbeiging, hörte ich die Kinder im Chor „Almania, Almania, Germany, Germany“ rufen.

Würdest du dir wünschen, dass sich mehr Menschen ähnlich engagieren wie du?

Um zu helfen ist es nicht unbedingt nötig nach Griechenland zu fahren. Das kann man zwar sehr gerne machen, genauso gut helfen kann man aber auch hier und die ankommenden Menschen in das örtliche Leben einbinden, Vorurteile abbauen und sich ihre Geschichten anhören. Da ich denke, dass viele Ängste auf Unwissenheit beruhen, finde ich einen Austausch unerlässlich.

Foto: Melis Büyük in Idomeni.

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