Wer kennt nicht das Sams, das rothaarige, freche Wesen, das immer einen Taucheranzug an trägt und mit seinen Streichen die Leute um sich herum verrückt macht? In den Samsbüchern ist Herr Taschenbier sein Papa, doch sein Schöpfer ist ein kinderlieber Autor namens Paul Maar.
Von Ifigenia Stogios
Als 1973 das erste Buch „Eine Woche voller Samstage“ geschrieben wurde, konnte sich niemand vorstellen, dass die Geschichte des Sams so einen Erfolg haben würde. Im Jahr 2001 kam das Sams sogar ins Kino und in diesem Jahr soll es noch einen zweiten Film geben.
Das siebte Samsbuch wurde 2011 endlich herausgegeben, nachdem viele Kinder in ihren Briefen an Herrn Maar ihren Wunsch geäußert haben, dass es nach dem sechsten Buch ein weiteres Buch geben soll.
Paul Maar hat auch in Tübingen eine Lesung für sein brandneues Samsbuch gegeben und erzählt uns einiges über das witzige Sams.
Willkommen in Tübingen, Herr Maar. Sie haben eine Lesung zu Ihrem siebten Samsbuch „Sams im Glück“ gemacht. Sie haben schon zahlreiche Kinderbücher geschrieben und Auszeichnungen bekommen. Aber wie ist eigentlich der Name des Sams entstanden?
Der Name des Sams ist ganz logisch durch die Wochentage entstanden. Die Grundgeschichte geht ja so, dass ein schüchterner Mensch, Herr Taschenbier, am Samstag im Zimmer sitzt und feststellt, dass am Sonntag die Sonne scheint, am Montag Herr Mon kommt, am Dienstag er Dienst hat, am Mittwoch Mitte der Woche ist. Dann wird er aufmerksam, als es am Donnerstag den ganzen Tag donnert und als er am Freitag frei kriegt. Dann überlegt er, was am Samstag sein könnte und am Samstag kommt dann logischerweise das Sams.
Wie würden Sie das Sams beschreiben für diejenigen, die es nicht kennen?
Dann muss ich zwei Beschreibungen machen, eine äußere und eine innere. Vom Äußeren soll man anmerken, dass das Sams kein Kind ist, sondern, dass es aus einer fantastischen Welt kommt. Deswegen habe ich ihm ein merkwürdiges Aussehen gegeben, nämlich eine Rüsselnase. Es trägt nicht Blue Jeans oder ein T-Shirt, sondern hat immer einen Taucheranzug an. Vom Inneren her ist es ein abgespaltener Teil von Herrn Taschenbier. Herr Taschenbier hat alle Anlagen in sich, die jeder Mensch hat. Er könnte mutig, frech, lebenslustig und kontaktfreudig sein, ist es aber nicht. Das Sams ist konzipiert als das Gegenteil von Herrn Taschenbier. Es ist frech, mutig, quatscht jeden an und freut sich am meisten über seine eigenen Witze.
Was wollen Sie mit diesem Gegensatz Ihrer zwei Hauptfiguren aussagen?
Ich habe nicht vordergründig ein pädagogisches Ziel. Mein Ziel ist eine Geschichte so zu schreiben, dass sie spannend und witzig ist. Der Höhepunkt soll an der richtigen Stelle sein und ein gutes Ende gehört auch dazu. Was ich aussagen möchte, ist: „Nehmt euer Leben in die Hand, lasst euch nicht leben, seid selbstbewusst, seid ein bisschen lebensfroher!’’
Im letzen Band bekommt Herr Taschenbier „samsige“ Eigenschaften. Er wird lustiger und kommt mehr aus sich heraus. Inwieweit glauben Sie, dass das Umfeld von humorvollen Menschen, ernstere dazu bringt, lustiger zu werden?
Eigentlich merkt man das immer, wenn man in einer Runde Witze erzählt, dass selbst Menschen die mit verkniffenem Gesicht herumsitzen, aus sich herausgehen, lachen und viel freier werden. Witze und Fröhlichkeit können schon etwas auslösen.
Das Hauptmerkmal Ihrer Bücher ist, dass sie witzig geschrieben sind. Wie humorvoll sind Sie in Ihrem Privatleben?
Man sagt von guten Clowns im Zirkus, dass sie im Privatleben fürchterlich ernst sind. Ganz so schlimm ist es bei mir nicht, aber es ist nicht so, dass ich ständig Witze erzähle und lache. Es macht mir Spaß fröhliche Geschichten zu erzählen, aber ich dichte nicht ununterbrochen wie ein Sams vor mich hin. Es gibt bei mir auch durchaus Tiefpunkte.
Wenn Sie schlecht gelaunt sind, können Sie dann trotzdem witzig schreiben?
Erstaunlicherweise kann ich das. Ich habe eigentlich nicht oft Streit mit meiner Frau, aber manchmal gibt es doch Differenzen. Dann kann es sein, dass ich mich hinsetze und, um aus dieser trüben Situation herauszukommen, die witzigsten Szenen erfinde. Das führt dann auch sehr schnell dazu, dass man sich versöhnt, weil man dann nicht in einer aggressiven Stimmung ist und weil sich alles im inneren Gelächter aufgelöst hat.
Was kann ein Mensch, Ihrer Meinung nach, alles mit Humor erreichen?
Wenn er den Humor gezielt einsetzt, um etwas zu erreichen, dann ist es fast verdächtig, dann manipuliert er. Es soll eher so sein, dass der Humor selbst aus ihm herauskommt und die anderen anregt, ein bisschen fröhlicher zu sein oder mal zu lachen.
Man sagt, dass im Witz oft viel Ernstes steckt. Was meinen Sie dazu?
Oft macht man sich im Witz über etwas lustig, um sich von einer Angst zu befreien. Indem man die Angst zu einem Witz umkehrt, ist es dann oft so, dass man besser mit seinen Ängsten oder schwierigen Situationen umgehen kann.
Sind Humor und Intelligenz voneinander abhängig?
Das weiß ich nicht genau! Es gehört bestimmt eine gewisse Intelligenz dazu. Man spricht von Esprit, Geist und Witz, das gehört zusammen. Ich glaube nicht, dass ein beschränkter Mensch sehr viel Humor haben kann.