Ein bärenstarkes Team – TeddyDocs im Einsatz

Tübinger Studierende verarzten Kuscheltiere

Tübinger Studierende behandeln ungewöhnliche Patienten: Kuscheltiere. Schonend bringen Sie Kindern im Vorschulalter den Besuch beim Arzt oder im Krankenhaus näher und lernen dabei selbst einiges für das spätere Berufsleben.
von Charlotte Hütten

Tim ist aufgeregt. Sein Teddy hat eine gebrochene Pfote. Deswegen wird er heute von den TeddyDocs behandelt, die ihre ambulante Sprechstunde in Tims Kindergarten abhalten. Sorgfältig untersucht eine junge Medizinstudentin Tims Bären.
Die aus Skandinavien stammende Idee soll Kindern den Besuch beim Arzt oder im Krankenhaus nahe bringen und ihnen somit die Angst davor nehmen. Die Kinder schlüpfen in die Rolle fürsorglicher Eltern und begleiten ihren Teddybären zum Arztbesuch. Dafür engagieren sich die Tübinger Medizinstudenten bereits seit 2001 und gehören somit zu einer der ersten Fakultäten Deutschlands, die dieses Projekt unterstützt.

Als TeddyDoc ist auch schauspielerisches Talent gefragt

Mitmachen ist ganz einfach: Vor jeder Aktion wird ein TeddyDoc-Training abgehalten. Hier werden den Interessierten von erfahrenen Kommilitonen Szenen aus dem Teddyklinik-Alltag vorgespielt und grundlegende Fragen beantwortet. Auch schwierige Situationen werden besprochen. Wie gehe ich zum Beispiel damit um, wenn ein Kind erzählt, sein Teddy habe Krebs? Hier gilt: schauspielerisches Talent erproben, Einfühlungsvermögen beweisen und die Kinder ernstnehmen. Ist dieses Training einmal absolviert, können die TeddyDocs sooft teilnehmen wie sie möchten. Dieses Angebot gilt für Humanmedizin-, Pharmazie- und Zahnmedizinstudenten.
Nicht nur die Kinder lernen den Arztbesuch spielerisch kennen, sondern auch die Studierenden können erste Praxisluft schnuppern. Von der Patientenaufnahme, über die umfassende Diagnose bis zum Apothekenbesuch wird versucht, alles möglichst realistisch nachzuspielen. Dabei sind auch kleine Fehler kein Problem: „Das ist den Kindern ja egal, ob du vergessen hast in die Augen zu leuchten“, sagt Cornelia Wagner, 23, die im achten Semester Medizin studiert. Außerdem lernen die Studierenden, wie man richtig mit Kindern umgeht. Das ist nicht nur interessant für die angehenden Kinderärzte, sondern wird in fast allen medizinischen Fachbereichen gebraucht.
Organisationstalent und Ideenreichtum sind vor allem bei der großen stationären Klinik in Stuttgart gefragt: Zelte bestellen, Einladungen rausschicken und TeddyDocs einteilen. Hier bieten die Studierenden den Kindern eine große Show. Mit einem echten Krankenwagen liefern sie einen speziellen, mit Reißverschlüssen und Stofforganen versehenen Teddy ein und operieren ihn unter staunenden Kinderaugen. Doch auch im ambulanten Bereich haben die TeddyDocs so ihre Tricks.

Kleine Tricks sorgen für strahlende Kinderaugen

Möchte ein Kind den Herzschlag seines kleinen Lieblings abhören, hält der Arzt den Bären in seiner Hand und klopft unauffällig gegen den Rücken des Tieres. „Es ist richtig cool, wenn das Kind das Klopfen hört und die Augen anfangen zu strahlen: Mein Teddy hat ein Herz!“, erzählt Cornelia begeistert. „Wir gehen auch immer raus und freuen uns, weil die Kinder sich so gefreut haben. Das ist ein Geben und Nehmen“, betont Cornelias Kommilitonin Julia Bäßler, 23.
Nicht nur Teddybären werden behandelt: Von der Plüsch-Riesenschlange bis hin zum einfachen Kissen, ist im Teddyklinik-Alltag alles vertreten. Kaputte Teddybären flicken die TeddyDocs jedoch nicht. Das führt schon mal zu Missverständnissen.
Wenn man die beiden engagierten Medizinstudentinnen fragt, was sie sich für die Teddyklinik in Zukunft wünschen, gibt es nur eines: „Alles soll so weitergehen wie bisher! Ist doch schön, wenn man in zehn Jahren sagen kann: Das haben wir mit aufgebaut!“

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