Ihr wolltet schon immer Mal sehen, wie sich erwachsene Männer zu Motörhead um ein Stück Schweineleder prügeln? Dann habt ihr am Samstag eure Chance verpasst, als die Tübinger American Football-Mannschaft Red Knights die Stuttgart Silver Arrows zum ersten Heimspiel der Saison empfing. In einem Duell auf Augenhöhe trafen die Arrows besser und holten sich so mit 14:12 einen knappen Sieg.
Der April zeigte sich zu Spielbeginn nochmal von seiner regnerischen Seite, bestes Fritz Walter-Wetter also, was für die Roten ja traditionell ein Vorteil sein sollte.
Aber Moment. Konzentration! Wir sind hier beim Football, nicht beim Fußball. Hier geht es nicht um Dosenbier und wer den Schiri kreativer beschimpfen kann. Obwohl, das vielleicht auch, aber vor allem muss der Ball nach vorne bis zur gegnerischen Endzone getragen oder gepasst werden und zwar immer mindestens 10 Yards, dafür haben die Angreifer vier Versuche (Downs). Wenn sie dies schaffen bekommen sie vier neue, wenn nicht dürfen die Anderen auch mal Angreifer sein (mehr Vokabeln zum Auswendiglernen siehe unten).
Red Knights
Angefeuert von kreischenden E-Gitarrenklängen und etwa 200 Fans, zogen die Ritter mit wehender Flagge in die Schlacht um zwei Tabellenpunkte, verloren jedoch schnell Yards durch eine Strafe für einen falsch gestellten Block. Nachdem dann auch noch der Quarterback getackled wurde bevor er einen Spielzug einleiten konnte, mussten die Tübinger den Ball zunächst an die Gegner abgeben.
Erst in ihrem zweiten offensive drive spielten die Gastgeber sich eine gute Chance heraus: ein Receiver überraschte mit schnellem Hakenschlag seinen Gegen-, unglücklicherweise aber auch den eigenen Mitspieler, so dass dessen Pass ins Leere flog. Die Silver Arrows präsentierten sich kaltschnäuziger und nutzten ihren nächsten Angriff um zu punkten. Nach Touchdown und erfolgreich getroffenem Point after Touchdown lagen die Gäste nach dem ersten Viertel mit 7 Zählern vorne.
In den zweiten 15 Minuten wurden dann auch die Red Knights langsam warm. Einen abgefangenen Pass der Gegner konnten sie zwar nicht direkt in Punkte ummünzen, wenig später zeigte der Quarterback jedoch ein sicheres Händchen und fand einen Receiver in der Endzone. Kurzer Pass, langer Jubel, die Tübinger holten auf, verpatzten aber den PAT und mussten so aus ihrer Sicht mit 6:7 in die Halbzeitpause gehen.
Führung von kurzer Dauer
Fest entschlossen dem Gegner keine Punkte zu schenken, verteidigten beide Teams im dritten Viertel stark. Nach einem gescheiterten Fieldgoal-Versuch der Arrows, konnten sich die Red Knights aber tief in gegnerisches Territorium vorarbeiten, was noch von Vorteil sein sollte.
Obwohl der DJ die letzten 15 Minuten mit „These Boots Are Made For Walking“ einläutete, entschieden die Tübinger sich für einen Passspielzug und wurden mit einem Touchdown belohnt, ließen die Möglichkeit zum PAT aber zum wiederholten Mal ungenutzt. Die Führung betrug somit nur 12:7. Trotz aller Anstrengungen ein Aufholen zu verhindern konnten die Stuttgarter sich wieder bis auf wenige Yards der Endzone nähern und ebneten schließlich, weniger elegant, dafür umso effektiver, ihrem Runningback den Weg zum Touchdown. Im Gegensatz zu den Gasgebern blieben die Arrows treffsicher und verwandelten auch noch den Extrapunkt zum Endstand von 14:12.
Die Red Knights mussten somit die zweite Niederlage im zweiten Spiel hinnehmen. Am Ende rächten sich die verschossenen PATs, die eine ansonsten gute Leistung etwas trübten. Als nächstes treffen die Tübinger am 07.05. in Heilbronn auf die Miners.
Wie Bitte?
Wenn ihr jetzt nicht ganz mitgekommen seid und euch denkt: Recei-Wer? Wovon redet der eigentlich? Und was soll ich heute überhaupt zu Abend essen? Für eine dieser Fragen könnt ihr hier Antworten finden:
Drive: Ein Drive ist die Summe aller Spielzüge. Sprich, eine komplette Angriffsserie bis der Gegner wieder im Ballbesitz ist.
Endzone: Der Bereich, der auf beiden Seiten des Spielfelds zwischen Goal Line (Linie zwischen Spielfeld und Endzone) und End Line (Linie auf Höhe des Torgestänges) gelegen ist. Das „Ei“ muss dorthin getragen oder dort gefangen werden, um einen Touchdown zu erzielen.
Field Goal: Erfolgreicher Kick durch die Torstangen, für den man drei Punkte bekommt.
Point after Touchdown (PAT): Nach einem Touchdown erhält die angreifende Mannschaft die Möglichkeit, mittels eines Kicks von der 15-Yard-Line durch die Torstangen einen Extrapunkt zu erzielen.
Quarterback: ist der zentrale Spieler der Offense. Er ist der Spielmacher und erhält zu Beginn eines Spielzuges den Ball von seinem Center, der vor ihm steht, durch dessen Beine nach hinten zugespielt. Üblicherweise übergibt er den Ball dann an einen Ballträger (Runningback) oder wirft ihn zu einem Passempfänger (Receiver).
Tackle: Aktion der Defense, bei der der im Ballbesitz befindliche Spieler der gegnerischen Mannschaft festgehalten bzw. zu Boden gebracht wird. Nur gegenüber dem Ballträger ist ein Tackle gestattet.
Touchdown: Spielziel eines Angriffs, das man dann erreicht, wenn der Ball entweder in die Endzone getragen wird oder von einem in der Endzone befindlichen Receiver gefangen wird. Für einen Touchdown bekommt man sechs Punkte.