In einem erneut hochdramatischen Finish in der Paul Horn Arena gehen wieder einmal die Punkte raus aus Tübingen auf die Reise. Die Walter Tigers versagen in der ersten Halbzeit fast komplett, ehe ihnen nach bemerkenswerter Aufholjagd auch noch die Nerven selbiges tun. Da parallel zur 66:68-Niederlage auch noch die Konkurrenz aus Bremerhaven, Göttingen und Weißenfels punktet, wird es für die Raubkatzen trotz des Auswärtssieges am Freitag in Gießen immer enger.

Keine 48 Stunden nach dem so wichtigen Auswärtserfolg bei den Giessen 46ers, schienen die Vorzeichen endlich mal wieder gut zu stehen für die Walter Tigers. Mit einem weiteren Sieg wäre auch rechnerisch der Klassenerhalt perfekt, zumal die Konkurrenz vor vermeintlich sehr schweren Aufgaben ihrerseits steht. Der Gegner, die Basketball Löwen Braunschweig, sollten dabei als der ideale Gegner dienen, denn immerhin stehen die im Niemandsland der Tabelle fern aller Abstiegssorgen, aber eben auch fern der Playoff-Plätze.

Typisch Tigers

Aber, wie eben viel zu oft in dieser Saison, wären die Walter Tigers ja nicht die Walter Tigers, wenn sie den Gästen nicht wenigstens eine Halbzeit entgegen kommen würden. Also zog man sich nach den frühen Punkten durch Bogdan Radosavljevic vornehm zurück und ließ Braunschweig schalten und walten. Das gerechte, peinliche Ergebnis nach dem ersten Viertel: 9:23 für die Löwen. Coach McCoy an der Seitenlinie tobte, auch wenn seine Mannschaft eigentlich einiges richtig machte, wollte der Ball einfach nicht durch den Korb. Immerhin konnten die Tübinger nun aber besser auf die Offensive der Gäste reagieren, so dass diese mit nur 12 Punkten im zweiten Viertel nicht gänzlich davon zogen. Trotzdem wurde das 22:35 zur Halbzeit von den Fans mit mehr als nur einem Pfiff begleitet.

© Christopher Kübler
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Tigers wachen zu spät auf

Das Spiel schien eigentlich schon entschieden, zu groß schien der Abstand und zu schwach war die Leistung der Hausherren. Lediglich die Scherze mancher Fans, dass es doch Usus sei, in der Paul Horn Arena große Führungen zu verspielen, schienen Hoffnung zu machen. Und sie sollten auch tatsächlich berechtigte Hoffnungen schüren. Mit neuer Konzentration, aber auch einer Menge Wut im Bauch stürmten die Walter Tigers in das dritte Viertel. Endlich gelangen vereinzelte Dreier und auch Spieler wie William Bufford, der in den ersten 20 Minuten keinen Punkt verbuchen konnte, erreichten endlich Normalform. Besonders aber Vladimir Mihailovic erzwang zunehmend Punkte für sein Team und brachte so die Tiger immer näher an die Löwen.

Im letzten Viertel war es dann so weit. Nicht nur die Tigers an sich, sondern auch die ganze Halle war nun endlich wach, als nach einem Foul von Ex-Tübinger Tyrone Nash Bogdan Radosavljevic beide Freiwürfe verwandelte und so zum umjubelten 61:61 ausglich. Jetzt schien tatsächlich alles möglich, das Momentum war auf Seiten der Hausherren. Doch Braunschweig wollte sich den Sieg nicht so leicht nehmen lassen, stellten umgehend mit einem Dreier wieder die Führung her – und das bei nur noch 1 Minute und 9 Sekunden Spielzeit.

Es folgte also der Gegenangriff, Dreierversuch von Bufford – vergeben! Aber Offensivrebound Radosavljevic, dieser spielt schnell auf die Außen zu Mihailovic – und auch dieser vergibt den Dreier! Aber die Dramatik geht weiter, diesmal Green mit dem Offensivrebound und Radosavljevic mit dem Versuch aus der Distanz – doch wieder vorbei! Die Halle tobte, Braunschweig taumelte, doch Tübingen traf einfach nicht! Wieder ein Rebound, wieder von Garlon Green, der es nun selbst versuchte – und auch scheiterte. Die Fassungslosigkeit dieser dramatischen Abfolge von drei  Offensivrebounds und vier gescheiterten Dreierversuchen stand Spielern, Verantwortlichen und Fans ins Gesicht zementiert. Die Niederlage war tatsächlich perfekt, die folgenden Sekunden sollten daran nichts mehr ändern können.

© Christopher Kübler
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Heute am Abgrund – Freitag einen Schritt weiter?

Für die Walter Tigers reiht sich der Abend mittlerweile nahtlos in die Saison ein. Wieder einmal muss man sich nur sehr knapp einem Gegner geschlagen geben, wieder einmal ist man allerdings selbst dafür verantwortlich. Zu allem Überfluss mussten die Spieler noch nach dem Abpfiff erfahren, dass praktisch alle drei direkten Konkurrenten parallel gepunktet haben. Bremerhaven bezwang dabei Crailsheim, das nun auch rechnerisch abgestiegen ist, der MBC gewinnt überraschend gegen Bonn und Göttingen besiegt auswärts Hagen deutlich. Die Ausgangssituation ist damit recht einfach, wenn auch kritisch. Da Tübingen den letzten Spieltag schon vor Wochen bestritten (und verloren) hat, müssen sie am kommenden Wochenende möglicherweise zuschauen, wie sie von der Konkurrenz doch noch überholt werden. Davor allerdings können sie am Freitag noch in Crailsheim selbst den Klassenerhalt sichern. Oder eben mal wieder verspielen.

© Christopher Kübler
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