Tübingen verleiht seine Oscars

Ohne Smartphone sind wir aufgeschmissen. Und Gespräche finden nur noch im Chat statt. Das sind nur einige Themen, die die Filmteams in ihren Beiträgen zur diesjährigen Tübinale behandeln. Am Montagabend wurden die besten Filme prämiert.

Tübingen hat sich chic gemacht. Der Anlass ist die Tübinale, das Kurzfilmfestival, das inzwischen schon zum fünften Mal vom Institut für Medienwissenschaft veranstaltet wird. Diesmal findet es im ehrwürdigen Kino Museum statt. Zehn Filme haben es in die engere Auswahl geschafft, alle beschäftigen sich mit dem Thema Medienkonvergenz – also damit, wie einzelne Medien sich verbinden, dabei ihre Aufgaben bündeln und wie sich das auf unseren Alltag auswirken.

Meist sehr kritisch, teils aber auch mit einem Augenzwinkern, haben die Gruppen sich an das Thema herangewagt. Besonders auffällig war dieses Mal die hohe Qualität, die alle Beiträge kennzeichnete. Umso schwieriger war die Wahl für das Publikum, das neben der Prämierungen durch die Jury noch einen eigenen Preis vergeben konnte.

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Zuschauer und Jury zugleich: Tübinger im feinsten Zwirn vor dem Kino Museum.

Einer überzeugte alle

Der große Abräumer des Abends war das Team AMK mit seinem Film Nexus, der sowohl den Siegerpreis gewann als auch von den Zuschauern ausgezeichnet wurde. Darin zeigte die Gruppe, was für verheerende Folgen die Ablenkung durch das Smartphone haben kann. Und wie die Technologie zwar einerseits Verbindungen schafft, aber gleichzeitig auch zu mangelnder realer Interaktion zwischen den Nutzern führt. Der Film hob sich nicht nur dadurch von den anderen ab, weil er auf Englisch gesprochen ist, sondern vor allem durch die starke technische Umsetzung mit eindrucksvollen Bildern.

Der zweite Platz ging an das Team Claudia mit The Wild Wild Network und der dritte an Metro Goldwyn Müllers Film Amor. Im Gegensatz zu AMK verfilmten beide Gruppen das Thema auf eine witzige Weise. Ein real-life facebook im Westernstil führte dem Zuschauer ironisch vor Augen, was er im Internet eigentlich so treibt und die Stromberg-ähnliche Umsetzung Amor parodierte die Online-Partnervermittlung.

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Neben den Filmen sind die Preisverleihungen die großen Momente des Abends.

Ein Abend mit Gegensätzen

Was leider auch in Richtung Comedy ging, war die Moderation. Diese sorgte aber eher unfreiwillig für Komik, indem man die Gruppen mit „ Jetzt will ich euch auch nicht länger auf der Bühne haben.“ oder Ähnlichem von der Bühne schickte. Das wirkte doch eher plump als oscar-like.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen aber die Filme. Und diese überzeugten. Wodurch die Verleihung trotzdem ein rundum gelungener Abend wurde. Mit Beiträgen, die mit ihrer Umsetzung beeindruckten und auf verschiedenste Arten zeigten, wie Medien uns im Alltag begleiten und beeinflussen.

Anmerkung: Frühere Teilnehmerfilme der Tübinale können auf der YouTube-Seite der Veranstalter nachgeguckt werden. Auch die diesjährigen Kurzfilme sollen dort veröffentlicht werden.

Fotos: Marko Knab

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