Die Flüchtlingskrise betrifft uns alle, auch wenn viele es vorziehen abzuwarten und auf Besserung hoffen. In Tübingen gehen aber einige Studierende mit gutem Beispiel voran, um den Menschen in Not zu helfen. Kupferblau hat sich mit vier von ihnen zusammengesetzt und über ihre Erfahrungen gesprochen.
- Melis Büyük
- Lara Bernhard
- Katerina Peros
- Clara Böning
Clara Böning studiert im ersten Semester Politikwissenschaften und Jura. Sie hat gemeinsam mit anderen Studierenden eine Spielgruppe für geflüchtete Kinder aufgebaut, die in einer Unterkunft auf dem Österberg wohnen.
Wie genau laufen diese Treffen ab?
In der Flüchtlingsunterkunft auf dem Österberg leben circa 50 Geflüchtete, vor allem Familien. Einmal pro Woche gehe ich gemeinsam mit anderen Studierenden dort hin. Mit den Kindern, die zwischen 3 und 12 Jahren alt sind, gehen wir zum Beispiel auf den Spielplatz, spielen gemeinsam Fußball oder gehen Schlittenfahren. Danach laden uns die Eltern meist zum Kaffeetrinken oder sogar zum Essen ein. Dadurch entstehen enge Bindungen zu den Familien und wir lernen gegenseitig viel über die Kultur des anderen.
Wie kamst du dazu dich dort zu engagieren?
Ich habe letztes Jahr bei der Spielgruppe einer anderen Unterkunft in Tübingen mitgemacht, in der ca. 60 Kinder gewohnt haben. Diese Unterkunft wurde letzten Sommer aufgelöst und so habe ich begonnen mit ein paar anderen Studentinnen die Kinderspielgruppe am Österberg aufzubauen. Momentan entwickeln wir ein Buddy-Projekt, das heißt ein Studierender übernimmt eine Patenschaft für ein Kind. Dadurch möchten wir die Kinder speziell fördern, zum Beispiel indem wir sie in Vereinen anmelden und so den Kontakt zu anderen Kindern außerhalb von Schule und Unterkunft fördern. Außerdem hat so jedes Kind eine Vertrauensperson, an die es sich immer wenden kann.
Was war das eindrücklichste Erlebnis, das du dabei hattest?
Ich freue mich über die Offenheit und die Herzlichkeit der Familien, die so wenig haben, aber so viel teilen möchten. Besonders schön war es mit den Kindern vor Weihnachten Plätzchen zu backen, dabei Weihnachtslieder zu hören und festzustellen, dass die Kinder die Lieder alle viel besser mitsingen konnten als wir.
Würdest du dir wünschen, dass sich mehr Menschen ähnlich engagieren wie du?
Ich würde mich freuen, wenn sich noch ein paar Studierende entschließen, Buddys zu werden, da bisher nicht alle Kinder und Jugendliche einen Buddy finden konnten. Ich finde es sehr wichtig, sich gesellschaftlich zu engagieren, um aus dem Uniumfeld heraus zu kommen und die Menschen persönlich kennen zu lernen, über deren Schicksal ständig diskutiert wird.
Foto: Clara Böning.