Die Flüchtlingskrise betrifft uns alle, auch wenn viele es vorziehen abzuwarten und auf Besserung hoffen. In Tübingen gehen aber einige Studierende mit gutem Beispiel voran, um den Menschen in Not zu helfen. Kupferblau hat sich mit vier von ihnen zusammengesetzt und über ihre Erfahrungen gesprochen.
- Melis Büyük
- Lara Bernhard
- Katerina Peros
- Clara Böning
Lara Bernhard studiert im elften Semester Geographie und katholische Theologie auf Lehramt. Sie ist Mentorin für einen Migranten aus Gambia im Rahmen des Programms „Interkulturelles Mentoring für Studierende mit Fluchthintergrund“ der Universität Tübingen.
Wie genau läuft das ab, Mentoring für Studierende mit Fluchthintergrund?
Zu Beginn gab es einen mehrtägigen Workshop für alle Teilnehmer, um uns auf unsere Aufgaben vorzubereiten. Dabei bekamen wir generelle Informationen zu Migration, Flucht und den rechtlichen Hintergründen eines Asylbewerberverfahrens. Mit Traumata und speziell dem Konflikt in Syrien haben wir uns beschäftigt, aber auch kulturelle Gemeinsamkeiten, Unterschiede und den Umgang mit Vorurteilen diskutiert.
Wenig später sind wir dann den Flüchtlingen zugeteilt worden und sind zusammen in das Semester gestartet. Es gibt immer wieder Veranstaltungen, bei denen sich alle Mentoren mit ihren Mentees treffen, wie beispielsweise Stocherkahnfahren, Grillen auf der Neckarinsel, oder ein Arabisch-Kurs, der von einigen Mentees angeboten wird. Außerdem treffe ich mich regelmäßig mit meinem Mentee aus Gambia, manchmal kochen wir zusammen, gehen ins Kino oder waren im Sommer auf einem Konzert. Zusätzlich helfe ich ihm bei Fragen rund um die deutsche Bürokratie, dem Studium oder bei der Wohnungssuche.
Wie kamst du dazu, dich dort zu engagieren?
Ich engagiere mich immer gerne im interkulturellen Bereich und hatte davor schon ein bisschen Erfahrung mit Geflüchteten und internationalen Studierenden, da ich zusätzlich im Arbeitskreis Asyl der katholischen Hochschulgemeinde mitmache und bereits Buddy beim International & European Studies Programm und Mentorin bei StudIT war.
Gerade die Möglichkeit mit Gleichaltrigen in Kontakt zu kommen, ihnen zu helfen, sich in einem neuen Land und in einer anderen Gesellschaft zurecht zu finden und dadurch andere Kulturen und Bräuche kennenzulernen, sehe ich als eine Bereicherung für beide Seiten. Mich würde es außerdem auch freuen, wenn mir jemand zur Seite stehen würde, wenn ich in ein neues Land kommen würde.
Auf das Mentoring-Programm der Uni Tübingen bin ich durch eine Rundmail aufmerksam geworden. Nach einer Infoveranstaltung und einem Auswahlgespräch habe ich dann die Zusage für die Teilnahme als Mentorin bekommen.
Was war das eindrücklichste Erlebnis, das du dabei hattest?
Ein bestimmtes herausragendes Erlebnis gibt es nicht, aber allein die Tatsache, dass ich durch das Programm einen guten Freund gewonnen habe, bedeutet mir schon sehr viel.
Würdest du dir wünschen, dass sich mehr Menschen ähnlich engagieren wie du?
Es wäre natürlich wünschenswert, weil die Integration so am besten funktioniert und sich auch Freundschaften entwickeln können. Und da uns die Flüchtlingsthematik auch in Zukunft beschäftigen wird, ist der Umgang mit Geflüchteten, Integration, Toleranz und gegenseitiges Verständnis sehr wichtig.
Foto: Lara Bernhard.