Wer in Tübingen lebt, wird früher oder später von den WALTER Tigers Tübingen in den Bann gezogen. Die zwölf treffsicheren Raubkatzen in Gelb bescherten in dieser Saison ihren eingefleischten Basketball-Fans neben Freudensprüngen auch einige Zitter-Momente. Kupferblau hat Tübingens sympathischen Shooting Guard und gebürtigen Berliner Mauricio Marin persönlich getroffen und exklusive Einblicke in die Welt des Basketball-Dschungels erhalten.
Kupferblau: Deine erste Saison in Tübingen ist fast zu Ende: Was hat dir die Zeit in Tübingen bisher gebracht?
Marin: Wenn ich ein kleines Fazit geben muss, dann würde ich sagen, dass es viele gute Sachen gab. Man kann sagen, viele Höhen und Tiefen, da ich mit einer Verletzung gestartet bin und gleich die ganze Vorbereitung verpasst habe. Von daher ist es nicht ganz so gut losgegangen – da war es natürlich schwer für mich, mich wieder einzufinden und Spielzeit zu erarbeiten – was dann aber auch irgendwann ging. Ich habe dann meine Zeit gekriegt und es eigentlich auch ganz gut gemacht. Jetzt habe ich mich leider gerade wieder am Fuß verletzt.
Kupferblau: Was erwartest du von dem nächsten Jahr, das du ebenfalls in Tübingen verbringen wirst?
Marin: Mein Ziel ist es natürlich, mehr zu spielen. Und ich denke, als Mannschaft gibt es einiges, woran wir arbeiten können, wo wir uns einige Ziele setzen können. Dazu wollen wir mehr Heimsiege einfahren.
Kupferblau: Der Wechsel zu den Tigers war gleichzeitig der Übergang in deinen ersten festen BBL-Profikader. Hast du einen Unterschied zwischen der ProA und der BBL im Anspruch gespürt?
Marin: Zwischen ProA und Bundesliga ist schon ein Unterschied. Da ich davor schon in München war, habe ich schon einige Erfahrung gesammelt und auch schon viele Abläufe kennengelernt. Zur ProA ist es physisch natürlich schon ein großer Unterschied. Aber ich würde nicht sagen, dass es für mich ein großes Problem war, mich darauf umzustellen.
Kupferblau: Ein Faktor für deinen Wechsel nach Tübingen war unter anderem Trainer McCoy. Was zeichnet ihn als Trainer aus?
Marin: Zum einen ist er selber noch sehr jung, er steht auch am Anfang seiner Trainerkarriere. Ich denke, jeder hat einen guten Umgang mit ihm und er versteht sich gut mit jedem Spieler in der Mannschaft. Man kann leicht Sachen mit ihm besprechen und ihn auch auf Sachen ansprechen. Er war auf jeden Fall ein Grund für meinen Wechsel.
„Wir haben uns in der Verteidigung und in der Offensive verbessert.“
Kupferblau: Nach einigen Niederlagen in dieser Saison ist euch der „Turn-Around“ unter anderem gegen Vechta gelungen. Musstet ihr eher offensiv oder defensiv an eurer Strategie arbeiten?
Marin: Zum einen kommt auch dazu, dass viele andere Spieler in der Vorbereitung verletzt waren, die dann noch länger gefehlt haben als ich. Da war es natürlich für den Trainer schwer, sowohl offensiv als auch defensiv Sachen zu unterrichten. Und es hat dann einige Zeit gedauert, bis wir alles drin hatten – die Systeme und die verschiedenen Sachen, die man anwendet im Taktikbereich. Ich denke, wir haben uns sowohl in der Verteidigung als auch in der Offensive verbessert.
Kupferblau: Neben deiner starken Defense im Backcourt bist du auch als Shooter in puncto Treffsicherheit sehr präsent. Wäre auch die Position des Forwards für dich denkbar?
Marin: Ich denke, als Forward an sich bin ich etwas zu klein. Also meine Position ist schon gerade die Position eins und die zwei, vielleicht mal auf der Position drei, aber alles andere macht keinen Sinn.
„Bei uns ist eine Stärke dass wir uns untereinander alle verstehen.“
Kupferblau: Wie schafft man es nach einem Sieg und nach einer Niederlage die Motivation und den Kampfgeist beizubehalten?
Marin: Ich denke, bei uns ist es eine Stärke, dass wir uns untereinander alle verstehen und wir wirklich wie eine kleine Clique sind. Jeder kommt mit jedem sehr gut aus und es gibt wirklich eine sehr gute Teamchemie. Es gilt, sich relativ schnell auf das nächste Spiel zu fokussieren.
„Man sollte seinen Teil dazu beitragen, als Profi der nächsten Generation zu helfen.“
Kupferblau: Die Tigers setzen sich viel für Nachwuchsförderung ein. Wie wichtig erscheint dir das?
Marin: Das ist sehr wichtig. Es ist unsere Zukunft. Für jeden Verein ist es wichtig, vor allem deutsche Spieler zu haben und umso wichtiger ist es, Spieler aus der eigenen Jugend hochzuziehen. Ich freue mich darauf, wenn man jungen Spielern etwas zeigen kann, Tipps geben kann, auf was sie sich vorbereiten können oder was sie zu erwarten haben. Ich denke, da sollte man immer seinen Teil dazu beitragen als Profi, der nächsten Generation zu helfen.
Kupferblau: Ab wann wusstest du, dass du dein Hobby zum Beruf machen möchtest?
Marin: Ich habe sehr jung mit Basketball angefangen – mit sechs Jahren in der ersten Klasse. Es war irgendwie immer ein Traum und dann ist es irgendwann passiert.
Kupferblau: Als „ProA-Youngster“ und „Rookie of the Year“ hast du einige Auszeichnungen in der Tasche. Wie wichtig ist dir so etwas als Ansporn?
Marin: Ich denke, als Mannschaftssportler spielt man nicht unbedingt für individuelle Auszeichnungen. Aber es ist natürlich eine Ehre und bestätigt einen, wenn man für verschieden Sachen ausgezeichnet wird.
Kupferblau: Gibt es ein bestimmtes berufliches Ziel, das du dir für die Zukunft setzt?
Marin: Ich bin noch jung – ich werde jetzt 23. Ich denke, jeder hat das Ziel, das Bestmögliche rauszuholen und bei Vereinen zu spielen, die ganz oben mitspielen. Ich habe früher in der Jugend-Nationalmannschaft gespielt – irgendwann in der Nationalmannschaft zu spielen, ist auch ein Ziel.
Kupferblau: Vielen Dank für das Gespräch.
Fotos: Christopher Kübler