Eine Frau trägt durchschnittlich nur ein Sechstel ihrer Klamotten im Jahr – Grund genug, den Rest loszuwerden? Das ist die Idee des „Schwesterherz Mädchenflohmarkt“, der durch Deutschland tourt und gestern das Top Ten in ein buntes Treiben verwandelt hat. Ein buntes Treiben, indem so manche Überraschungen zu erleben waren.
Auf der Bar türmen sich Pullis anstatt Gläser, am DJ-Pult hängen High Heels. Auf Tischen liegen neben T-Shirts und Taschen bunte Preisschildchen, Bonbons, Lollis und ein paar Armreifen. Mittendrin sitzt die 25-jährige Fatma. Die studierte Verpackungstechnikerin hat heute schon Unmengen an Jacken und Schmuck verkauft, was ihrer Meinung nach auch dringend nötig war: „Mein Kleiderschrank ist sechstürig und es passt nichts mehr rein!“, lacht sie. Ein bis zwei Mal shoppen die Woche sei bei ihr Gang und Gebe. Zusammen mit ihrer Freundin Sena, 23, hat sie deshalb den Stand auf dem Mädchenflohmarkt gebucht.
„Versuch mal mit den Hacken im Winter zu laufen!“
Nicht nur das zu viel Gekaufte wird hier angeboten. Die 21-jährige Kira will vor allem ihre Fehlkäufe loswerden. Auf dem Sims der Glasverkleidung in der Top Ten „Smokers-Lounge“ reihen sich ihre Schuhe, die entweder zu klein oder zu hoch sind. „Versuch mal mit den Hacken im Winter zu laufen“, meint Kiras Mitstreiterin lachend. Die beiden machen dem Flohmarktnamen alle Ehre, denn Kiras Mitstreiterin ist keine andere als ihre Schwester Desi, 27. Über Facebook haben sie vom „Schwesterherz Mädchenflohmarkt“ erfahren und schon im Februar ihren Stand für 32 Euro gebucht. So können die Schwestern für je 16 Euro auf 2,80 x 1,60 Meter ihre Sachen anbieten. Sie setzen dabei auf Feilschen, wie Desi erzählt: „Manche haben Preisschilder hingeklebt, aber wir wollen mit den Leuten ins Gespräch kommen und verhandeln, das ist ja schließlich ein Flohmarkt.“
Ledertasche vs. selbstgenähter Hipster-Turnbeutel
Auf der einen Seite ist es tatsächlich ein ganz normaler Flohmarkt, wie auch Besucherin Lara findet: „So wie auf jedem Flohmarkt sind auch Sachen dabei, die einfach nicht mehr so gut zu gebrauchen sind“. Trotzdem haben sie und ihre Freundin Lena die vier Euro Eintritt gezahlt und zum Glück auch jede ein Täschchen abgestaubt. Auf der anderen Seite gibt es hier so manche Überraschungen: Belinda, 22, thront hinter der Bar des „Klub-Raums“, auf der sie Schuhe, Gürtel, Sonnenbrillen und Schmuck drapiert hat. Unter dem vielen Modeschmuck präsentiert sie eine selbstgemachte Kette. Die verkauft sie zum Materialkostenpreis. Wie sie die anderen Sachen angesammelt hat? „Vieles habe ich über Kleiderkreisel.de gekauft und teilweise auch verkauft. Aber das ist schon ein bisschen anstrengend“, erzählt die Bankkauffrau.
Sie ist nicht die einzige, die etwas Selbstgemachtes verkauft: Diana, 25, hat zu Weihnachten eine Nähmaschine geschenkt bekommen. Zusammen mit ihrer Cousine hat sie in nächtelanger Arbeit Hipster-Turnbeutel, Taschen und Aufbewahrungsboxen aus Stoff genäht. Daraus wurde ihre Marke „Mit Liebe gemacht by Diana“. Ihre Artikel verkauft sie bis jetzt nur über Instagram, E-Mail und auf dem Mädchenflohmarkt: „Es ist ein bisschen schwierig, weil unser Selbstgemachtes natürlich teurer ist als die anderen Sachen hier“, erzählt die angehende Lehrerin.
„Wir bräuchten noch drei Stunden mehr, um alles loszuwerden“
Egal ob Selbstgemachtes oder alte Ledertasche: die bunte Vielfalt hat viele Besucherinnen angelockt. Man musste sich durch Mädchenmassen quetschen, um an einen Stand zu kommen. Stundenlang wurde gestöbert und anprobiert. Trotzdem blieben viele Sachen übrig: „Wir bräuchten noch drei Stunden mehr, um alles loszuwerden“, meint Kira, während ihre Schwester eine Lederjacke anprobiert. Ob diese wohl eines Tages auf ihrem nächsten Flohmarktstand landen wird?
Mehr Infos:
Schwesterherz-Mädchenflohmartk
Bestellungen „Made by Diana“ unter: handgemachtes@hotmail.com
Fotos: Felizia Göltenboth