Das letzte Heimspiel der Saison ist in aller Regel für Teams, für die es um nichts mehr geht, eine gute Chance, für einen versöhnlichen Saisonabschluss vor den eigenen Fans zu sorgen. Für die Walter Tigers ging es im Vorfeld des Sieges gegen Braunschweig sogar um mehr, es ging gegen die historisch schlechteste Heimbilanz.
Gut, vorweg: es sollte noch das ersehnte Happy End geben. Am Ende sollte ein halbwegs deutliches 80:75 den dritten und letzten Heimsieg der Saison für die Tübinger zu Buche stehen und damit die Schmach der schlechtesten Heimbilanz aller Zeiten abgewendet werden. Wobei nicht verschwiegen werden darf, dass die magere Bilanz auch so nur das Einstellen des bisherigen, letztjährigen Negativrekordes bedeutet. Gießen, Vechta und nun eben Braunschweig sollten die einzigen Teams sein, für die es in der Paul Horn Arena nichts zu holen gab.
Doch Braunschweig war zumindest nah dran: Nach einem furiosen Start mit einem 1:5-Lauf konnten die Gäste durchaus Teile des Spiels dominieren. So gingen sie nicht nur als Sieger aus dem ersten Viertel in den zweiten Abschnitt, auch in den folgenden zehn Minuten dauerte es gewohnt lange, bis die Hauskatzen erwachten und das Spiel wieder offener gestalteten. Dann allerdings richtig, denn nicht nur durch exzellente Dreier konnte Tübingen ein ums andere Mal ausgleichen, auch mit einem viel zu seltenen Buzzer-Beater zur Halbzeit wurde letztlich sogar die Führung verschoben: 42:38 für die Tigers!
Endlich mit Schwung!
Das Momentum war auf Seiten der Tübinger, die auch furios in die zweite Halbzeit starteten. Immer wieder über das starke Trio um Jordan, Stewart und Kidd konnten die Raubkatzen Punkt um Punkt ihre Führung ausbauen. Die folgerichtige Konsequenz: eine tolle, fast schon luxuriöse Führung von zehn Punkten! Braunschweig schien bereits am Ende, das Spiel entschieden.
Aber wenn ein Tabellenfünfzehnter den Sechszehnten einlädt, kann das nur selten für Konstanz stehen. Und wer die bisherigen 32 Spiele der Tübinger verfolgt hat, weiß, dass eine Führung auch mal über die Zeit „locker runterspielen“ nicht im Blut der Tigers liegt. Viel eher zeigt man sich gerne auch hier wieder als guter Gastgeber und lässt die Gäste von zehn Punkten Rückstand auf zwei Punkte Führung aufspielen. Schockstarre und Fassungslosigkeit auf den Rängen und auch der Trainerbank.
Es sollte also ein Foto-Finish auf den letzten Metern Tübinger Parkett dieser Saison werden. Das Spiel entwickelte einen offenen Schlagabtausch – es folgten Dreier auf Korbleger und Freiwürfe. Schließlich der entscheidende Moment 36 Sekunden vor Schluss: Nach einem Korbleger von Jordan und der damit verbundenen Führung von drei Punkten gelingt Julian Washburn der so wichtige Rebound, den die Braunschweiger nur per Foul honorieren konnten. Die Uhr tickte und sie tickte für die Tigers, Berry schließlich mit einem erfolgreichen Halbdistanzwurf und der quasi entscheidenden 5-Punkte-Führung!
Endlich vorbei!
Für die Walter Tigers geht damit eine Heimsaison mit einem Sieg zu Ende, der eigentlich nur einen Kommentar zulässt: Endlich!
Endlich wieder ein Heimsieg, aber auch endlich, dass diese Saison nun vorbei ist. Dass dabei im Grunde schon seit Monaten der Nicht-Abstieg feststand, spielt in der Wahrnehmung kaum eine Rolle, da durch den Ausschluss Hagens und in Anbetracht des ProA-Niveaus von Vechta der Klassenerhalt nie in ernsthafter Gefahr war. Viel eher bleibt der äußerst fade Beigeschmack bestehen, dass die Tigers den Großteil der Saison unter den eigenen Möglichkeiten blieben und eben vor allem zuhause kaum für positive Erlebnisse sorgen konnten.
Positiv hingegen ist allerdings die Tatsache, dass in der vergangenen Woche erste Weichen für die kommende Spielzeit gestellt werden konnten. So wurden nicht nur vereinzelte Sponsoren an die Tigers gebunden, auch zwei Vertragsverlängerungen konnten bekannt gegeben werden: All-Time-Rekord-Passgeber Jared Jordan bleibt um zwei weitere Jahre den Tübingern treu und auch Top-Scorer Barry Stewart bleibt trotz überragenden individuellen Statistiken ein weiteres Jahr im Trikot der Raubkatzen. Um diese beiden so wichtigen Säulen soll neben den Jungspielern (u.a. Marin) ein Team aufgebaut werden, so Geschäftsführer Robert Wintermantel. Bleibt zu hoffen, dass diese neue Truppe auch tatsächlich schlagkräftig genug wird, um den Fans nach zuletzt mageren Jahren etwas mehr Grund zum Feiern zu geben. Endlich.
Fotos: Christopher Kübler