Die Plätze für die Veranstaltung waren heiß begehrt: An der Garderobe bildete sich bereits vor dem Einlass eine Schlange mit Leuten, die in letzter Minute noch auf ein Ticket hofften. Unter dem Titel „Humor hilft heilen“ – oder wie Eckhart von Hirschhausen sagt: „Kurz ‚Ha Ha Ha‘“ – sprach dieser gestern über die positive Psychologie und wie Humor in der Medizin zu erstaunlichen Ergebnissen führen kann.

Organisator Stefan Lüttke, der an der Uni Tübingen im Bereich Kinder- und Jugendpsychologie forscht, beginnt die Veranstaltung mit einem Film zu seinem Forschungsprojekt „What’s Up?“, einem Früherkennungssystem für Depressionen. In dem Film sagt er, Kinder und Jugendliche zeigten bei Krankheiten oft andere Symptome als Erwachsene, auch bei Depressionen. Es sei besonders wichtig, die Depression früh zu erkennen und zu reagieren. Aus diesem Grund fließen die Hälfte der Einnahmen aus der Veranstaltung in die Studie, die andere Hälfte geht an von Hirschhausens Stiftung „Humor hilft heilen“. Außerdem wurde um Spenden für die Crowdfunding-Seite der Studie gebeten.

Als Arzt, meint von Hirschhausen, müsse man sich nicht nur fragen: Wie kann ich den Patienten heilen? Sondern auch: Wie kann ich die Krankheit von vorne herein verhindern? Prävention sei das Stichwort. Dies könne zum einen durch frühzeitige Erkennung, aber auch durch Humor und Lachen erreicht werden. In der Wissenschaft sei das jedoch bisher noch nicht wirklich angekommen. „Humor muss als Schutzkraft begriffen und die Freiheit der Gedanken aktiv genutzt werden“, fordert von Hirschhausen daher.

Die rote Clownsnase steht in Hirschhausens Programm und seiner Stiftung dafür, dass man bei einem Problem manchmal einfach nur seine Haltung ändern muss.

Manchmal hilft es, die Perspektive zu wechseln

Das Problem bei Depressionen sei, dass man „irgendwie feststeckte“. Die Fähigkeit, die eigene Perspektive zu wechseln, sei nicht vorhanden. Diese Fähigkeit wiederzuerlangen könne auf vielfältige Weise passieren. Deshalb hatte Eckhart von Hirschhausen Gäste mit dabei: Von der Uni Tübingen hatten Prof. Dr. Martin Hautzinger, Prof. Dr. med. Barbara Wild und Dr. Alexander Rapp auf der Bühne Platz genommen, die von ihren Erfahrungen mit Patienten in der Therapie und in der Forschung berichteten.

Zwei Vertreter von „Clowns im Dienst“ wurden später auch auf die Bühne geholt und erzählten, wie ihre Besuche in Kliniken und Seniorenheimen dort bei Jung und Alt einen Unterschied machen können. Kristina Wilms war extra aus Berlin angereist und stellte die von ihr entwickelte App „Arya“ vor, die Depressive auf ihrem Weg zurück in den eigenständigen Alltag begleiten soll. Als diese erwähnt, dass die App bereits 17.000 Downloads habe, unterbricht sie von Hirschhausen und meint flapsig: „Ihr habt da ein Problem mit eurem Wording, müsste es bei einer App für Depressive nicht Upload heißen?“

Zusammen für die mehr Humor in der Medizin: „Clown im Dienst“ Ludger, Dr. Alexander Rapp, Prof. Dr. Martin Hautzinger, Prof. Dr. med. Barbara Wild, Eckhart von Hirschhausen und Stefan Lüttke (v.l.n.r.)

„Auf den Arm und in den Arm nehmen“

Solche und so ähnliche Bemerkungen und Witze fallen immer wieder. Das Thema Depressionen mutet ja zunächst als ziemlich schwere Kost an. Wenn von Hirschhausen von schweren Schicksalen berichtet, wird es immer kurz still im Saal. Doch gleich darauf folgt meistens ein Witz oder eine ironische Bemerkung, und die gedrückte Stimmung ist vergessen. Die Witze mögen noch so flach oder altbekannt sein, das ist egal: Hauptsache, es wird gelacht. Sein Motto: „Wir müssen uns mehr selber auf den Arm nehmen und in den Arm nehmen“.

Am Ende gibt er allen Zuschauern einen Tipp mit auf den Weg: „Führt ein Glückstagebuch“. Drei schöne Dinge am Tag könne jeder zusammen bekommen – am Ende mache das den entscheidenden Unterschied.

Fotos: Marko Knab

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