Tübingen ist grün und alternativ, mein Essen ist es normalerweise nicht.  Deswegen starte ich das Experiment Saftkur: Drei Tage lang verschreibe ich mich dem #healthy-Lifestyle und nehme nichts als vitaminreiche und instagramwürdige Smoothies zu mir. Fazit? Gemischt.

„Nur Saft?! Aber wieso?“ – meine Freundin sieht mich ungläubig an. Verständlich. Ich bin mir auch noch nicht ganz sicher, wieso ich mir das eigentlich antue. Aber meine Hormone spielen in letzter Zeit verrückt und meine Haut will sich dementsprechend nicht beruhigen. Da rät Dr. Google eben zur Saftdiät. Und wie wir alle wissen, hat der immer Recht.

Nach etwas tiefergehender Recherche stelle ich mir ein paar Regeln zusammen: Keine festen Mahlzeiten, dafür möglichst alle zwei Stunden einen Saft bzw. Smoothie, der leicht verdaulich ist, dazu Tee und Wasser. Einzige Ausnahme der sonst flüssigen Kur: Eier, weil ich irgendwo lese, dass sich ohne Eiweiß schon nach kürzester Zeit Muskelmasse abbaut. Davon habe ich dank meiner Motivation zum Sport zwar nicht viel, aber die wenige, die übrig ist, will ich nicht auf noch verlieren. Die Diät soll drei Tage gehen. Disclaimer: Ich empfehle an dieser Stelle übrigens keinem, es so zu machen wie ich. Ich habe in meinem Leben wenig Plan davon, was genau ich gerade tue und ich rate grundsätzlich jedem davon ab, auf mich zu hören.

Am Anfang war der Saft

Freitag, nehme ich mir mittwochs vor, wird es losgehen. Freitagmorgen habe ich dann keine Lust. Am Mittag ringe ich mich dazu durch, wenigstens mal eine Einkaufsliste zu schreiben. Klingt einfach, ist es aber nicht. Zunächst finde ich heraus, dass man schon fertige Saftkuren kaufen kann, je nach Geldbeutel von 50-180(!)€.

Da in meinem Geldbeutel aber nur ein paar traurige Spinnen wohnen und ich eine waschechte Schwäbin bin, kommt das sowieso nicht in Frage.

Als nächstes wird mir klar, dass es zwar gefühlt Trilliarden Ergebnisse für selbstgemachte Säfte gibt, nicht jedes Rezept aber etwas taugt. Ein Stück weit fühle ich mich wieder, wie damals bei meinem Bafög-Antrag, als man von mir geraspeltes Einhorn verlangt hat, um ihn zu vervollständigen. Von einigen Zutaten habe ich tatsächlich noch nie etwas gehört. Wobei man sagen muss, dass ich mich normalerweise ernähre wie eine 12-Jährige, die das erste Mal von ihren Eltern allein gelassen wurde und ich daher sowieso keine Ahnung von Ernährung habe. Nach einigem Hin und Her finde ich dann doch ein paar Rezepte, bei denen ich alle Zutaten im normalen Supermarkt kriegen kann.

Saftvoll trotz Futterneid

Sonntag geht es los. Nach meinem ersten Saft am Morgen, der mir tatsächlich gut schmeckt, habe ich bereits um 12 Uhr mittags keine Lust mehr. Der Magen knurrt, und meine Familie isst neben mir gemeinerweise die Grillreste. Aber ich raffe mich zusammen, mache mir einen zweiten Smoothie und lerne, dass manche von diesen Dingern zwar schön aussehen auf Instagrambildern, aber in Wirklichkeit schmecken wie die Abdruckpaste beim Zahnarzt. Ich lasse mich erstmal nicht unterkriegen und halte tapfer durch. Sonntagabend bereite ich mir noch ein paar Säfte für den Montag zu und fahre dann zurück in unsere geliebte Unistadt. Vorm Schlafen gehen stelle ich fest, dass die Obstsäfte meistens lecker sind, während vor allem Gurke einfach überhaupt nichts in einem Glas zu suchen hat. Der Hunger treibt den Leinsamen-Kiwi-Gurken-Mix aber runter. Während der Uni am nächsten Tag kann ich mich erstaunlich gut konzentrieren, stelle aber fest, dass die Snickers-Werbung recht hat und muss wegen anhaltender Müdigkeit mittags einen Mittagsschlaf machen. Danach bin ich spät dran, also habe ich keine Zeit für den Mixer und renne schnell zum Rewe, wo ich mir einige fertige Smoothies und Direktsäfte kaufe. Zwar schmecken mir diese sehr gut, aber beim Kellnern schaue ich trotzdem neidisch auf die Pommes meiner Kollegen.

Dienstags verzichte ich traurig auf Grillen am 1. Mai mit meinen Freunden, halte aber ansonsten ganz gut durch. Einen Tag später darf ich dann endlich wieder essen. Dummerweise verschlafe ich allerdings morgens, sodass mir nur Zeit für einen übrig gebliebenen Smoothie bleibt. Um 12 Uhr Mittags kippe ich dann fast in einer Postfiliale um und bin heilfroh, als ich beim Bäcker wieder in ein Brot beiße.

Saftlos und schwach?

Alles in allem sieht meine Haut tatsächlich deutlich besser aus, womit mein hauptsächliches Ziel erreicht wäre. Natürlich habe ich auch etwas abgenommen, ca. zwei Kilo, wobei ich davon ausgehe, dass ich das bald wieder drauf habe. Hunger hatte ich in den drei Tagen tatsächlich kaum, nur grundsätzlichen Futterneid, gerade, wenn es gut gerochen hat. Als interessanten Nebeneffekt habe ich festgestellt, dass ich die Tage nach der Kur, weniger Lust auf Süßes und dafür mehr auf Obst habe. Außerdem habe ich nun ein cooles Rezept gefunden, dass ich vielleicht auch mal in Zukunft machen werde (siehe unten). Ich habe mich etwas schwächer gefühlt als sonst und war gerade am Montag sehr müde.

Alles in allem habe ich gelernt, dass die Ernährung den Körper tatsächlich beeinflusst, ich, wenn ich nur Himbeeren im Magen habe, zu Ursula der Seehexe werde, und dass das Internet gestörte Dinge enthält.

Mein Lieblingsrezept:

  • eine Hand voll Heidelbeeren
  • eine Hand voll Himbeeren
  • eine Banane
  • 250ml Mandelmilch
  • 5 Cashewnüsse

Obst waschen, alles in einen Mixer und fertig.
Quelle: hier entlang.

Fotos: Felix Müller

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