In Deutschland verbraucht eine Person durchschnittlich 37 Kilogramm Plastik pro Jahr. Definitiv zu viel, finden die VeranstalterInnen von ‚Plastic Attack‘. Mit einer Flashmob-artigen Aktion wollen sie mehr Bewusstsein für den Verpackungswahnsinn schaffen.
In Stuttgart, Freiburg, Heidelberg und auch in Tübingen fand am Samstag, den 30. Juli, um 16 Uhr die Aktion ‚Plastic Attack‘ statt. Veranstaltet von WinD-Tübingen trafen sich rund 20 Leute auf dem Holzmarkt und gingen gemeinsam, ausgestattet mit selbstgestalteten Bannern und Plakaten, in den nächsten Supermarkt.
WinD ist ein Netzwerk, das von rückgekehrten internationalen Freiwilligen gegründet wurde, um sich für globale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit einzusetzen. Das Format Plastic Attack haben sich die Tübinger Aktivisten nicht selbst ausgedacht: es kommt ursprünglich aus Großbritannien und verbreitet sich mittlerweile weltweit, um auf den übermäßigen Plastikkonsum und unnötigen Verpackungsmüll aufmerksam zu machen.
Gekauft wurde bei der Aktion nur das, was auch normal an einem Samstagnachmittag auf dem Einkaufszettel steht. Die VeranstalterInnen wiesen explizit darauf hin, man solle nicht extra mehr unnötig verpackte Lebensmittel als sonst einkaufen. Nach dem Einkauf wurde gemeinsam alles ausgepackt und in mitgebrachte Dosen, Taschen, Einmachgläsern oder ähnliches um-verpackt.
Bewusstsein in der breiten Masse verankern
Die Aufmerksamkeit, die mit der Aktion erzeugt wurde, hielt sich allerdings in Grenzen. Einige Passanten schauten verwundert, setzten dann aber meist mit einem leichten „Ach – Tübingen halt“-Blick ihren Einkauf fort. Eine Teilnehmerin der Aktion sagt dennoch, das „Ziel sei die Massen zu mobilisieren“, auch Mitveranstalter Konstantin meint: „Alle sollen davon mitbekommen“. Deshalb versucht sich die Gruppe auch möglichst sichtbar vor dem Eingang des Ladens zu positionieren. Nach etwa 15 Minuten wurde die Gruppe allerdings von einer Mitarbeiterin – die die gesamte Aktion sehr skeptisch betrachtet hatte – aufgefordert, die Fluchtwege frei zu halten, weshalb leicht abseits weiter ausgepackt wurde.
Nachdem das gesamte Verpackungsmaterial gesammelt wurde, waren zwei Einkaufswägen gefüllt mit Müll.
Konstantin erzählt, er nutzt den Unverpackt-Laden, um möglichst wenig Verpackungsmüll zu produzieren. Auch Pia findet: „Unverpackt-Läden sind ein guter Ansatz, aber sehr teuer“. Sie wünscht sich bessere Gesetze und etwa eine höhere Steuer auf Plastik. Ihrer Meinung nach sind vor allem „Klopapier und Gemüse unnötig verpackt“.
Den Müll einfach im Laden lassen
Jeder Händler und jeder Hersteller ist gesetzlich dazu verpflichtet, Verpackungsmaterialien zurückzunehmen. Deshalb haben die Teilnehmer von Plastic Attack ihren Müll einfach im Einkaufsladen gelassen und eine Verkäuferin gebeten, ihn zu entsorgen. Dies geschah ohne Probleme, der gesamte Müll wurde anstandslos zurückgenommen und entsorgt.
Eine weitere Verkäuferin fragte nur: „Ist das jetzt jeden Tag so?“. Natürlich nicht. Aber wenn jeder ein wenig darauf achtet, weniger Plastik zu kaufen und jedes Mal zumindest einen Teil seines gekauften Mülls im Laden lässt, ist das sicher nicht ganz so eindrucksvoll, wird aber möglicherweise mit der Zeit zu einem Umdenken bei den Anbietern führen.
Fotos: Marie Kanzleiter