Lange wurde spekuliert, nun herrscht Gewissheit: Der Bierkeller muss seine Räume unterhalb der Mensa Wilhelmstraße verlassen – doch die Kult-Kneipe bekommt eine Gnadenfrist bis Ende Juni. Die Betreiber sind erleichtert über das Ende der monatelangen Hängepartie und planen bereits für die verbleibende Zeit.
Noch brummt das Geschäft im Bierkeller – aber nicht mehr lange. Die jahrelange Hängepartie rund um die Sanierung der Mensa endet für das Kollektiv diesen Sommer: Der Bierkeller muss seine Räume im Untergeschoss der Mensa zum 28. Juni 2019 verlassen und wird so vor Ende des kommenden Sommersemesters schließen. Damit endet die fast 35-jährige Geschichte des studentisch geführten Lokals.
Überrascht zeigt sich Kai Stuber vom Betreiberteam davon nicht. Nach fast drei Jahren Diskussionen und Unsicherheit ist er wie seine Kollegen betroffen über das Ende – aber auch erleichtert, dass endlich Gewissheit herrscht. „Nein, eine Überraschung war es nicht mehr. Alle sind ziemlich froh, dass wir jetzt etwas Definitives wissen“, sagt er gegenüber Kupferblau.
„Es ist aber schön, jetzt mal ein Enddatum zu haben, jetzt können wir auch richtig planen“, sagt er mit Blick auf die kurze Zukunft des Bierkellers. Das Team habe die Nachricht vom endgültigen Auszug aber gut aufgenommen, betont er. Viel belastender sei die lange Hängepartie gewesen. „Wehmut ist schon da, aber das Schlimme war die Ungewissheit“, erklärt er. Begonnen hatte die Saga, die auch eine Petition auf den Plan rief, am 21. Oktober 2016. Damals waren die Pläne für die Sanierung der Mensa bekannt gegeben worden, aber ohne Räumlichkeiten für den Bierkeller.
Und diese sind auch heute noch das Problem: Aktuell ist der Bierkeller noch immer auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Ob in der kurzen, verbleibenden Zeit noch eine Lösung gefunden wird, ist nach wie vor unklar. „5 Monate sind es noch, das ist eine kurze Zeit“, sagt Stuber mit Blick auf die Gnadenfrist. „Von daher wird es schwierig. Wir schauen schon, was möglich ist, aber im Moment sieht es schwierig aus.“
Sollten sich keine Räume finden, ist das Ende des Bierkellers wohl besiegelt. Ein möglicher Umzug ins Clubhaus – lange die am wahrscheinlichsten gehandelte Lösung – liegt aktuell noch zu weit in der Zukunft. „Wenn es dann mal so weit ist, kann man es sich überlegen“, will Stuber nichts ausschließen. „Aber vorher nicht. Es kommen viele Faktoren zusammen, die wir jetzt noch nicht abschätzen können“, ist er sich der vielen Unbekannten bewusst.
Die Studierenden hinter dem Kneipenkollektiv trifft das Ende der Kneipen-Legende zwar emotional, aber weniger wirtschaftlich. Da es absehbar war, wurden die Betreiber nicht überrascht. „Die meisten haben sich jetzt schon ein zweites Standbein aufgebaut“, sagt Stuber. „Es kommt ja nicht überraschend und sie haben ja jetzt fünf Monate Zeit, sich etwas neues zu suchen. Ich denke, das ist nicht das große Problem“, glaubt er. Außerdem würden einige Mitglieder des Teams bald ihr Studium in Tübingen beenden und damit sowieso ausscheiden.
Das Ende, versichert er aber, wird gebührend zelebriert: „Wir planen schon, alles was hinten ist, zu verbrauchen. Ich schätze mal, dass wir ein paar fette Partys schmeißen, so dass nix mehr da ist. Und wenn wir Halloween in den Sommer verlegen!“
Fotos: Marko Knab