Am Sonntag fand im Museum der Universität Tübingen (MUT) die wöchentliche Highlight-Führung statt. Themen waren die Urgeschichte, die Antike und das alte Ägypten. Welche Schätze im Tübinger Schloss zu besichtigen sind erfahrt ihr hier.
Die Führung begann mit einem Abriss über das Schloss selbst, das 1078 zum ersten Mal als Burg erwähnt wurde. Im 16. Jahrhundert wurde es erst zu dem Schloss ausgebaut, das wir heute besuchen können. Das Museum, das seit 1997 besteht, beherbergt einige Fakultäten.
Inhaltlich war die Führung von da an thematisch aufgebaut und in Urgeschichte, antikes Griechenland, vorderer Orient und altes Ägypten gegliedert. Natürlich durfte aber die derzeitige Sonderausstellung „Leonardo Da Vincis Maschinen zwischen Wissenschaft und Kunst“ auch nicht fehlen.
Vor 40 000 Jahren…
Der Vortrag über Urgeschichte behandelte Objekte im Alter von rund 40 000 Jahren, die zum Weltkulturerbe zählen. Einige sind nur auf Tafeln als Fotografien zu sehen, andere wie die berühmte Tübinger Pferdefigur oder eine Flöte aus Vogelknochen, konnte man in Schaukästen bewundern. Die meisten dieser Objekte entstammen Grabungen in Albhöhlen, vor allem der Vogelherdhöhle. Das aus Mammutelfenbein geschnitzte Pferd wird als Kunstgegenstand oder Totem interpretiert, wobei ein Totem den Nutzen hat, dass es seine Kraft oder Fähigkeit auf den Menschen überträgt. Für die Kunstfertigkeit der urzeitlichen Menschen spricht ebenso die Flöte, von deren Nachbauten Musik zu hören war. Die „Venus“, die nicht im Original, sondern nur auf einer Tafel präsentiert wurde, galt als Fruchtbarkeitssymbol.
Okzident und Orient
Das unumstrittene Highlight der Griechenland-Ausstellung war auf jeden Fall der Waffenläufer. Es handelt sich dabei um eine Bronzefigur aus dem fünften Jahrhundert, also circa der Mitte der Eisenzeit, die als Beginn der universitären Sammlung gelten kann. Doch was ist ein Waffenläufer? Es handelt sich bei dieser Figur um die Darstellung eines Sportlers. Fast nackt, nur mit einem Helm und einem Schild am Arm bekleidet liefen die antiken Athleten, die Waffenläufer, bei sportlichen Veranstaltungen um die Wette. Dabei galt nur der Sieg als Erfolg – auf keinen Fall durfte man den zweiten Platz belegen, dies wog schlimmer, als bei den Letzten zu bleiben.
Besonders an dieser Figur ist aber vor allem die Gestaltung, denn sie scheint an der Schnittstelle zweier Kunstepochen hergestellt worden zu sein. Der „archaische Kopf“ verfügt über den typisch archaischen, starren Gesichtsausdruck, während der „klassische Körper“ völlig in Bewegung ist.
Bei der Führung sollte von den Anwesenden erraten werden, um was es sich bei drei seltsamen Objekten in einem Schaukasten handelte. Keiner der Besucher kam auch nur in die Nähe der richtigen Antwort: es handelte sich bei diesen um sogenannte „Strigilis“, Schaber die die Athleten nach dem Wettkampf benutzten, um sich Hautöl und Schmutz vom Körper zu kratzen. Auf diese Interpretation konnte man aber nur kommen, da Strigilis im Gebrauch auch auf Vasen abgebildet sind.
Während die griechische Antike umfangreich behandelt wurde, wurde zur Geschichte des Nahen Ostens eher wenig vorgetragen. Vor allem der heutige Irak und Syrien liegen in dem Gebiet, das heute als Vorderer Orient bezeichnet wird. Man geht davon aus, dass viele Entwicklungen der Menschheit hier ihren Anfang genommen haben. So wurde hier zwischen circa 5000 und 4000 v. Chr. die Keilschrift entwickelt, der erst später in Ägypten die Hieroglyphen folgten.
Schwere Herzen und ein Rinderschenkel – Der Totenkult der Ägypter
Der Vortrag widmete sich hier aber vor allem dem Totenkult, der für die Ägypter wichtig war, da sie schon eine Jenseitsvorstellung hatten und an ein Leben nach dem Tod glaubten. Die Besucher hatten die Gelegenheit, den Nachbau einer Grabvorkammer des Beamten Seschemnenfer III der fünften Dynastie zu besichtigen. Auf Erläuterungen der verschiedenen Zeichnungen an der Kammer folgte eine Erklärung, über das Abwägen der Taten eines Verstorbenen: Das Herz wurde auf eine Waagschale gelegt, auf die andere eine Feder. War das Herz durch zu viele schlechte Taten beschwert, war der Tote verdammt.
Als Zweites wurde der Sarkophag des Flottenführers Idi besichtigt. Er hatte seitlich in seinem Sarkophag gelegen, den Blick nach Osten zur aufgehenden Sonne hin. Im Deckel ist eine Sternenuhr eingearbeitet, die ihm wohl im Diesseits den Weg wies und ihm im Jenseits ebenso diesen Dienst erweisen sollte; darauf war neben vielem Unverständlichen ein Sternbild des Großen Wagens allerdings als Abbild eines Rinderoberschenkels zu sehen. Derzeit beschäftigt sich die Abteilung Ägyptologie der Universität und deren Direktor Professor Leitz mit der Sternenuhr.
Die Führung durch das Museum endete mit der aktuellen Sonderausstellung EX MACHINA: Im Rittersaal war zwischen den Abgüssen die besagte Ausstellung zu sehen, die sich vor allem mit Technik und Physik befasst. Leonardo Da Vinci wird als „Finder und Erfinder“ präsentiert, der eben nicht nur Erfunden hatte, sondern auch Naturgesetze Entdeckt, also gefunden oder weiterentwickelt hatte. Die Exponate sind hauptsächlich Maschinen, die er selbst nie gebaut, sondern nur ersonnen hatte und die erst in neuerer Zeit hergestellt wurden.
Bilder: MUT