Auch wenn es vielleicht manche Studierende kaum wissen können: Die Mensa in Tübingen ist nicht der einzige Ort, an dem man in Tübingen Essen bekommt! Es ist möglich, dass die Mensa in der Nauklerstraße oder die Prinz Karl Mensa nicht notwendigerweise immer die idealen Orte sind, um mit Freunden, Familie oder lang verschollenen Bekannten ein wohliges Mahl in unserer Kleinstadt einzunehmen. Das ist der Grund, warum wir in der Artikelreihe „Essen in Tübingen mit…“ darüber nachdenken, an welche Orte wir unsere Liebsten ausführen könnten. Heute geht es mit der Familie in den Neckarmüller. Warum, erfahrt ihr hier!
Scenario 1:
Ein sonniger Sonntagnachmittag. Die Familie ist zu Besuch. Seit sie das wohldurchgefütterte Kind an die Universität geschickt haben, ist eine komische Verwandlung zu beobachten. Immerzu am Münzen zählen, wird das schon erwachsene Kind, das in der Form eines*r Studierenden seine Zeit in der Bibliothek verbringt (zumindest laut Hörensagen!), von Sekunde zu Sekunde dünner. Die Eltern können förmlich sehen, wie das erwachsene Kind dahinschwindet. Auch die Großmutter, die zwar daheim bleiben musste, weil sie auf der Fahrt nur alle genervt hätte, erkennt dies aus der Ferne durch das Telefon.
Nachdem also schon seit Samstag versucht wird, mit heimlich zugesteckten 5€-Scheinen dem armen 19-Jährigen Kind unter die Arme zu greifen, muss die Familie nach drastischeren Mitteln greifen. Wohin könnte man gehen, um sich richtig satt zu essen? Es wird letztendlich beschlossen, das Kind beim Neckarmüller noch ein bisschen aufzupäppeln. Mit Spätzle und Soß‘, wie es sich für Schwaben eben gehört. Während dem Essen erzählt das arme Kind, dass es manchmal ganze Nächte im Clubhaus verbringen muss. Auf die Nachfrage des Vaters, ob die denn nicht schließen würden, antwortet der/die Studierende: „Donnerstags hat das Clubhaus bis 3 Uhr offen! Wenn die schließen, sind sie sogar so nett, sich mit „Angels“ von Robbie Williams zu verabschieden!“ Schockiert, lassen die Eltern noch einen 5er auf dem Schreibtisch liegen, bevor sie das malochende Kind dem harten Schicksal eines geisteswissenschaftlichen Studiums überlassen.
Scenario 2:
Ein sonniger Sonntagnachmittag. Die Familie ist zu Besuch. Seit sie das wohldurchgefütterte Kind in die neue Wohngemeinschaft geschickt haben, ist eine komische Verwandlung zu beobachten. Unzuverlässige Zustellung von Paketen, niemand scheint sich um die Rechnungen zu kümmern und irgendwie riecht es in der Wohnung komisch. Vor drei Monaten, beim Einzug, hieß es noch „Ist schon ok so!“. Also wurden Pakete, Betten und Schränke in den vierten Stock getragen. Jetzt hört sich das schon ganz anders an. Nachdem die schmutzige Küche geputzt, die Betten auseinandergenommen und die Wände weiß gestrichen sind, steht die Familie nach sechs Stunden etwas ratlos bzw. wohl eher atemlos da. Auf die Frage: „Wohin jetzt?“, antwortet der/die verantwortungsbewusste Studierende, dass die einzige Lösung jetzt ein Besuch im Neckarmüller sei. Großzügig übernimmt er/sie das gesamte Essen: „Spätzle für alle!“. Die nächsten Umzüge stehen ja noch bevor…
Scenario 3:
Ein sonniger Sonntagnachmittag. Die Familie ist zu Besuch. Seit sie das wohldurchgefütterte Kind vor 6(+) Semestern an die Uni geschickt haben, ist eine komische Verwandlung zu beobachten. Tatsächlich ist heute der Tag, an dem im großen Rahmen der erste akademische Grad gefeiert wird. Ist er/sie tatsächlich erwachsen? Es scheint so. All die Nächte im Clubhaus haben sich wohl ausgezahlt. Im Neckarmüller bestellen die Eltern freudig Bier für jeden. Etwas seltsam kommt es ihnen vor, als der Kommentar fällt: „Auf meinen Bachelor bin ich fast so stolz wie auf meinen ersten Abschluss, den ich in Tübingen schon erhalten habe! Das Bierdiplom wird schließlich nicht jedem verliehen!“. Kopfschüttelnd sitzen die Eltern am Tisch. Wenigstens muss das Kind jetzt ja nur noch 4(+!) Semester im Master studieren. Und der Kleine kommt dann auch noch. Beim Verabschieden meint die Mutter, etwas leidend:„Ach, im Neckarmüller werden wir noch einige Male sitzen! Wenigstens gibt’s hier Spätzle“.
Fotos: Ellen Lehmann