Tübinger Städtepartnerschaften– Moshi

Die Stadt Tübingen pflegt seit den 1950er Jahren Städtepartnerschaften, um den kulturellen und internationalen Austausch voranzubringen. Zusätzlich zu der ersten Partnerschaft 1958  mit Monthey, in der Schweiz, wurden über die Jahre noch zehn weitere Partnerschaften mit Städten auf der ganzen Welt geschlossen. Über einige dieser Städte wird in dieser Artikelreihe berichtet werden, von RedakteurInnen, von denen manche selbst schon die Städte, ihre Menschen und ihre Kultur kennenlernen durften.

Am Südhang des Kilimandscharos, dem Bergmassiv mit dem höchsten Gipfel Afrikas, liegt die Stadt Moshi. Die Stadt ist eine der elf Partnerstädte Tübingens. Wie auch Tübingen ist Moshi Universitätstadt und hat den universitären Schwerpunkt in der Medizin. Neben der Tumaini University und einer internationalen Schule, befindet sich in Moshi eine der modernsten Kliniken Ostafrikas: das Kilimandscharo Christian Medical Center. Wirtschaftlicher Hauptsektor ist in Moshi die Landwirtschaft und der Export von Kaffee. Zudem spielt durch die Lage am Kilimandscharo auch der Tourismus eine immer größere Rolle. In all diesen Bereichen gibt es gemeinsame Projekte zwischen Tübingen und Moshi.

Moshi hat etwa 156 000 Einwohner und liegt 80 Kilometer südlich der kenianischen Grenze.

Wie alles begann

Nach gegenseitigen Besuchen der beiden Bürgermeister Boris Palmer und Raphael Japhary Michael in den Jahren 2010 und 2011 einigte man sich auf gemeinsame Ziele der Partnerschaft. Diese sollten kulturelle und wirtschaftliche Aspekte umfassen. Der Erfahrungsaustausch der beiden Städte in Bereichen des Klimaschutzes, der Medizin, sowie der Kultur und Wirtschaftsweise, sollte neues Wissen generieren und BürgerInnen beider Städte bereichern.

Aufgrund der geografischen Lage Moshis, liegt der Fokus der Partnerschaft vor allem auf dem Umwelt- und Klimaschutz. Denn durch den Klimawandel schmilzt die Schneedecke des Kilimandscharo immer weiter. Dies stellt die Region vor große Herausforderungen. Die Städtepartnerschaft zwischen Tübingen und Moshi ist deshalb auch Teil des Pilotprojekts „Kommunale Klimapartnerschaften“ des BMZ (Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung). Das Ziel dieses Projekts liegt darin, globale Probleme wie den Klimawandel und globale Friedensarbeit auf kommunaler Ebene gemeinsam anzugehen. Beteiligt sind unter anderem die Universitätsklinik Tübingen, das Kilimanjaro Christian Medical Centre und das Kilimanjaro Christian Medical University College – diese Zusammenarbeit soll den Austausch zwischen StudentInnen und eine Kollaboration im Bereich der Forschung fördern. Im Juni 2014 wurde die Partnerschaft dann bei einer Feier in Moshi offiziell bekundet und unterzeichnet.

Bürgermeister Boris Palmer empfängt den Amkeni Chor aus Tansania im Rathaus in Tübingen.

Städtepartnerschaft Tübingen-Moshi e.V.

Auch wenn das Thema Klimaschutz in der Städtepartnerstadt eine zentrale Rolle spielt, haben sich über die Jahre auch auf gesellschaftlicher Ebene Verbindungen entwickelt. Die Städtepartnerschaft wird in Tübingen vom Verein Städtepartnerschaft Tübingen – Moshi e.V.  begleitet, der sich um die Pflege der Beziehungen kümmert. Der Verein möchte interessierte BürgerInnen ansprechen, durch Projekte Impulse setzten und persönliche, sowie institutionelle Begegnungen erleichtern. Kulturelle Unterschiede sollen wahrgenommen und diskutiert werden, damit die Partnerschaft zukunftsfähig bleibt.

Den interkulturellen Austausch fördern – das ist das erklärte Ziel des Vereins.

Die Projekte des Vereins sind vielfältig und umfassen verschiedenste Bereichen. Im Moment läuft ein Austauschprogramm zwischen Mitgliedern des NABU (Naturschutz Bund) Tübingen und des CNCC (Children Nature Conservation Club) Moshi. Im Sommer 2018 waren die TansanianerInnen zu Besuch in Tübingen und im nächsten Jahr geht es für die TübingerInnen nach Moshi. Ziel ist es, mit Schulen umweltpädagogische Programme zu entwickeln.
Da die gemeinsame Geschichte zwischen Tübingen und Moshi auf die deutsche Kolonie Deutsch-Ostafrika zurück geht, arbeitet der Verein auch in diesem Bereich. Bei einem Vereinsabend über die Missionsgeschichte deutscher Missionare in Ostafrika setzte sich der Verein mit den historischen Beziehungen auseinander. Ein Traumprojekt ist es, im historisch „deutschen“ Bahnhof in Moshi ein Museum aufzubauen, das sich mit der Kolonialgeschichte beschäftigt.

Ein weiteres, vom Verein unterstütztes Projekt ist der „Der Moshi-Kaffee“. Durch die Lage der Stadt Moshi am Kilimandscharo bieten sich ideale Bedingungen zum Kaffeeanbau. Fair gehandelter Bio-Kaffee von den Hängen des Bergmassives wird seit dem Beschluss der Partnerschaft in Tübingen angeboten. Produziert wird er von Kleinbauern aus der Region Moshi, geröstet in Mössingen und verkauft in verschiedenen Läden in Tübingen. So kann man ein kleines bisschen Moshi auch in Tübingen genießen.

In Moshi angebaut und in Mössingen geröstet. Der fair gehandelte  „Moshi-Kaffee“ hat Wurzeln in Tübingen und Tansania.

Wer Lust hat, kann am 15.12.2019 auf dem Weihnachtsmarkt in Tübingen am Stand des Arbeitskreises mehr über die Städtepartnerschaft erfahren. 

Fotos: Thilo Pommerening, Stephan Klingebiel, Annette Herrgott, Heiner Lempp, Karla Oechelhaeuser

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