Seit dem 30. Oktober wurden zum Anlass der 36-jährigen Französischen Filmtage an mehreren Spielorten in Tübingen, Stuttgart, Rottenburg und Reutlingen fast 100 französische Filme gezeigt. Zahlreiche Besucher genossen nicht nur das vielfältige Filmprogramm, sondern auch die Begegnungen und Diskussionen mit gleichgesinnten Begeisterten der Französischen Sprache.
Es ist der letzte Tag der französischen Filmtage und das Eingangsfoyer des Kino Museums ist gerammelt voll. Von den drei Filmen die zur Auswahl stehen, sind zwei bereits ausverkauft. Noch voller ist es im eigentlichen Saal, alle Reihen sind komplett besetzt und die einzigen Plätze, die noch übrig bleiben, sind die in der verrufenen ersten Reihe. Es herrscht eine heitere Stimmung, Korken knallen, der Geruch von Wein liegt in der Luft. Die Moderatorin begrüßt das Publikum und kündigt den letzten Film der Filmtage an. Ein anschließender Trailer beweist, dass die französischen Filmtage seit ihrer Gründung 1984 eine der wichtigsten und einflussreichsten Veranstaltungen sind, die uns einen Einblick in das französische Filmwesen im deutschsprachigen Raum geben.
Bonne projection – Film ab
Auf der Leinwand ist der Film „La belle époque“ (übersetzt „die schönste Zeit unseres Lebens“) im Originalton mit deutschem Untertitel zu sehen. Die Tragikomödie von Nicolas Bedos illustriert das eher trostlose Leben des Comiczeichners Victor (Daniel Auteuil), welcher nicht nur beruflich am Verzweifeln ist, sondern ebenfalls in der Ehe mit seiner Frau Marianne (Fanny Ardant) einige Probleme hat. Zur selben Zeit wird er von einer Agentur eingeladen, die sich auf die Rekonstruktion historischer Kulissen spezialisiert. Mit ihrer Hilfe erlebt er nochmal den Tag im Jahr 1974, an dem er seine Frau kennengelernt hat und findet durch die Reise in die Vergangenheit wieder den Anschluss in die Gegenwart. Es wird gelacht und bei gewissen berührenden Szenen sieht man die ein oder andere Träne kullern.
Komödien, Sozialdramen und Thriller – „La belle époque“ ist nur einer der zahlreichen Filme des französischen Kinos, die während der Filmtage ihre Premiere auf der deutschen Kinoleinwand feiern. Dabei gibt es zahlreiche Verleihungen und Publikumspreise, die nicht nur den besten Film auszeichnen, sondern auch festlegen welcher Gewinnerfilm in den deutschen Kinos gezeigt wird.
Bindeglied zwischen verschiedenen Kulturen
Die Filmfeste sind nicht nur eine wichtige Plattform für die Etablierung neuer, französischer Filme, sondern sie eröffnen ebenfalls Diskussionen über Themen wie künstliche Intelligenz, Feminismus und Rechtspopulismus, die uns heutzutage besonders beschäftigen. Noch dazu sind sie ein wichtiges Forum zum Austausch mit der zeitgenössischen afrikanischen und schweizerischen Filmkultur. Die entstehenden Eindrücke gehen dabei über den Rahmen der Filme hinaus.
Zwar sind die Französischen Filmtage für dieses Jahr leider vorbei, dennoch lohnt es sich definitiv im darauffolgenden Jahr mal vorbeizuschauen. Wer sich bis dahin nicht gedulden kann, kann z.B. „La belle époque“ ab dem 28. November in deutschen Kinos auf der Leinwand sehen!
Fotos: Pressebilder Französische Filmtage Tübingen/Stuttgart, Alexander Gonschior