Für Studierende der Germanistik, Anglistik und der Rhetorik gehört das Chaos bei der Prüfungsanmeldung fast schon zum Semester wie die Prüfungen selbst. Dabei könnte es so einfach sein: Veranstaltung auswählen, anklicken, bestätigen – fertig. Wo liegt also das Problem?
Bei der Suche nach der Ursache des Chaos‘ hört man sich natürlich erst bei den Studierenden um. Meistens schimpfen sie dann über das Campus-System. Es sei unübersichtlich, zeige Dinge falsch an, manche Veranstaltungen sogar gar nicht und anklicken lasse sich manches auch nicht. Ein bisschen erinnert das Geschimpfe an die Zeiten, in denen Windows Vista die Benutzer in den Wahnsinn trieb. Auch wenn es in manchen Fällen stimmen kann, das Bild der ominösen Software, die den Benutzer mit seiner Willkür in den Wahnsinn treibt, ist in diesem Fall nicht ganz zutreffend.
Man muss bei jedem Betriebssystem zwei Ebenen unterscheiden: die technische und die des Benutzers. Die Campus Verwaltung versicherte, auf eine direkte Anfrage hin, dass das System aus technischer Sicht einwandfrei laufe, es seien keine Probleme bekannt. Trotzdem könne man sich bei Verdacht auf technische Mängel bei ihnen melden. Also muss man auf der Ebene der Benutzer weitersuchen.
Der große Aufwand
Die Benutzer sind im Falle des Campus-Systems die Mitarbeiter des Prüfungsamts; sie stellen die Prüfungen ein und verwalten sie. Es wäre allerdings eine Vorverurteilung, den Schwarzen Peter allein dem Prüfungsamt zuzuschieben. Das Hauptproblem ist momentan, dass zum Wintersemester 2012/2013 die Prüfungsordnungen umgestellt wurden. Studierende beider Prüfungsordnungen sind nun digital erfasst. Allerdings müssen, da es ja nun zwei verschiedene „Arten“ von Studierenden gibt, doppelte Masken programmiert werden. Bei einigen Studiengängen ist dies noch nicht erfolgt, deshalb können sich die Studierenden der neuen Ordnung bei diesen Studiengängen nicht regulär anmelden.
Unter diesen Studiengängen befindet sich die Allgemeine Rhetorik und einige Masterstudiengänge sowie die Slavistik. Auf der Internetseite der Philosophischen Fakultät ist eine ausführliche Liste eingestellt. Schuld an dem Schlamassel seien personelle Gründe, so das Prüfungsamt. Da die Uni in letzter Zeit allgemein von starken Kürzungen betroffen ist, handelt es sich dabei höchstwahrscheinlich um Personalmangel. Man denke an die langen Schlangen, die jede Woche vor den Prüfungsämtern im Brecht Bau stehen.
Wenn also über die Damen und Herren des Prüfungsamtes geschimpft wird, trifft es eigentlich die falschen. Vielmehr sollte sich die Gesellschaft überlegen, was ihr eine gute Lehre an den Universitäten wert ist. Denn zu einer guten Lehre gehört auch ein guter Service und den gibt es nicht umsonst.