Spontaneität im Theater

Jede Woche trifft sich die Improtheatergruppe „Scheiterhaufen“ zum Training im Haus Rothenburg auf dem Schlossberg. Dort bereiten sich die Schauspieler auf ihren nächsten Auftritt vor, proben Spieltechniken und haben dabei vor allem eins: jede Menge Spaß.

Von Friederike Dübgen

Bei der Impro-Werkstatt, die mit Unterstützung vom LTT beim Career-Service angeboten wird, haben sie sich gefunden und vor zwei Jahren den „Scheiterhaufen“ gegründet. Seitdem trifft sich die zwölfköpfige Theatergruppe regelmäßig, um Improtheater zu spielen. Seit diesem Semester geben die Schauspieler ihr Können bei der Mittwochsbühne im Café Haag zum Besten und können sichtlich Erfolge feiern: Der Zuschauerraum ist bis zum letzten Winkel ausgefüllt, und das Publikum hat richtig viel Spaß.

Bei verschiedenen Spielformen werden die Schauspieler in unterschiedlichen Disziplinen gefordert. Mal geht es darum, zusammen eine Geschichte zu erzählen, mal wechselt in der Szene das Genre. Oder es wird zweimal das Gleiche gespielt aber beim zweiten Durchlauf bekommen die Schauspieler nur halb so viel Zeit. Bei jeder Szene ist die Spielform vorgegeben, der Rest ist Improvisation. Dazu holt sich der Spielleiter, der bei keinem Impro-Auftritt fehlen darf, Begriffe aus dem Publikum, die das Setting vorgeben, wie Genre, Ort oder Titel des Stücks. Damit kann das Publikum mitbestimmen, was gespielt werden soll und sich die verrücktesten Sachen einfallen lassen.

Der Szenenverlauf wiederholt sich durch die spontanen Vorgaben zwar nie, hinter jeder Spielform steckt aber eine Technik, die im Impro-Training geprobt wird.

Dann sind es die Mitspieler, die spontane Vorschläge in die Runde werfen und auch hier werden ungewöhnliche Einfälle aufgegriffen. So kommt es dazu, dass es in einer Szene um ein Bewerbungsgespräch um einen Job für einen Schmetterlingspräparator gehen soll. Die technische Schwierigkeit bei diesem Spiel ist, die Personenkonstellation einzuhalten: Der Chef bewegt sich im Tiefstatus, der Bewerber im Hochstatus, er ist also sehr von sich selbst überzeugt und soll in der Szene die Oberhand behalten. Das Ganze entwickelt sich nun zu einem interessanten Gespräch, bei dem am Ende der Bewerber durch die Vorführung eines Schmetterlingsfluges überzeugt – je ausgefallener die Szenenkonstellation ist, desto unterhaltsamer wird die Darbietung.

Der Reiz an der Improvisation ist, dass keiner weiß, wie die Szene verläuft. Spontanes Reagieren ist da manchmal wichtiger als besonderes Schauspieltalent, da jeder direkt auf den anderen eingehen und die Szene voran bringen muss. Auch wenn sich die Schauspieler gut kennen, ist es nicht vorherzusehen, welche Wendung die Handlung nimmt oder wo das Stück enden wird. Nur sollte am Ende alles zusammenpassen und einigermaßen Sinn ergeben. Die Schauspieler sind gefordert aber auch frei darin, die Handlung in bestimmte Richtungen zu lenken.

Vor Publikum zu spielen ist eine noch größere Herausforderung, doch wenn das so gut ankommt wie im Café Haag, können alle mit sich zufrieden sein. An guter Unterhaltung fehlt es an diesen Abenden definitiv nicht. Denn keine Vorführung ist wie die andere, nur eines bekommt man bei jeder Vorstellung: ein einmaliges Erlebnis.

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